Was
die SNB seit dem Ausbruch der Euro-Krise praktiziert, ist nicht
Währungsmanipulation, sondern Devisenmarktinvervention. Es handelt sich dabei
um eine unkonventionelle Geldpolitik. Das heisst QE, quantitative easing. Auf Deutsch: mengemässige Lockerung der Geldpolitik.
In
einer heute vorgelegten Forschungsarbeit spricht Morgan Stanley zu Recht, wie in diesem Blog mehrmals hervorgehoben,
von „QE durch FX“. FX steht für Foreign Exchange, d.h. Devisen
(Fremdwährungen).
Die
Geldpolitik der SNB steht deswegen im Zeichen der Durchsetzung des Mindestkurses
des Franken gegenüber dem Euro. Da die Zinssätze in der Schweiz weitgehend auf
der Nullgrenze (zero lower bound) liegen, sorgt
die SNB durch die Devisenkäufe am offenen Markt für weiterhin lockere monetäre
Bedingungen.
SNB „QE
durch Devisen“, Graph: Morgan Stanley,
Global Economics, Oct. 15, 2012
Verbindet
eine Zentralbank das QE-Programm mit einem Etappenziel (intermediate target) wie z.B. der Aufrechterhaltung eines
bestimmten Wechselkurses, oder der Steuerung eines nominellen BIP-Wertes (NGDP), eines Preisniveaus,
oder eines höheren Inflationswertes (im Angesicht einer akuten
Deflationsgefahr), kann die Wirksamkeit der ausserordentlichen Massnahme
gesteigert werden.
Diese
Strategie setzt allerdings voraus, dass die Zentralbank mit der Öffentlichkeit darüber
angemessen kommuniziert. Da die Eingriffe in den Devisenmarkt als Reaktion auf
extreme Marktverzerrungen erfolgen, stellen sie keinen Verstoss gegen die IWF-Regeln dar. Die
Festhaltung an einem Mindestkurs gilt daher als
ausserordentliche Massnahme in einer Extremsituation.
Exkurs:
(nur für Streber)
Die
Devisenkäufe (zur Durchsetzung des Mindestkurses)
führen dazu, dass (a) die
Sichtguthaben der Banken bei der SNB ansteigen und (b) die Notenbankgeldmenge (Ende August 2012: 338 Mrd. CHF) zunimmt.
Auch die weit definierten Geldaggregate (M1, M2 und M3) steigen.
Es
besteht in der Schweiz in den kommenden Jahren keine Inflationsgefahr, obwohl
die Notenbankgeldmenge exorbitant gestiegen ist. Die Inflationsaussichten
bleiben aufgrund einer ausgeprägten Unterauslastung der Produktionskapazitäten
weiterhin gedämpft. Die Jahresteuerung, die durch den Rückgang des Preisniveaus
geprägt ist, deutet eher auf eine deflationäre Entwicklung hin.
Entscheidend
ist die Entwicklung des Geldmengenmultiplikators, der
das Verhältnis zwischen den Geldaggreaten und der Notenbankgeldmenge (monetary base) angibt. Der Geldmultiplikator
(money multiplier) ist im Sog der
Euro-Krise dramatisch eingebrochen. Das heisst, dass
die Reserven, die durch die SNB geschaffen werden, unangefasst auf dem
Giroguthaben bleiben.
Auch
die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes (velocity of money), welche das
Verhältnis der Geldaggregate zum BIP angibt, hat sich im Zuge der Krise stark
zurückgebildet. Das heisst, dass das Geld gehortet und nicht für die
Kreditvergabe verwendet wird.
1 Kommentar:
Mit der Nebenwirkung, dass die Schweiz damit den Euro stärkt und die eigenen Industrie vor einer Aufwertung schützt, das bei einem Leistungsbilanzüberschuss von 14% des BIP. Die Kapitalflucht aus Europa würden ja zu einer Abwertung des Euros führen, wenn die Schweizer die Abflüsse nicht gleich wieder zurückschicken würden und in deutsche Staatsanleihen recycln würde. Ich finde den Artikel von Gros dazu sehr gut: http://www.oekonomenstimme.org/artikel/2012/10/der-verdeckte-waehrungskrieg-in-europa/
ansonsten, verzeih mir die Eigenwerbung ;): http://www.makrointelligenz.blogspot.de/
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