Was
wäre passiert, wenn die Banken von der öffentlichen Hand nicht gerettet worden
wären? Wie hätte es heute nach der Finanzkrise ausgesehen, wenn es nicht zu Bail-out von Finanzunternehmen gekommen
wäre?
Dean Baker denkt, dass die Wirtschaft am selben Ort gewesen wäre. Es hätte sich
also seiner Ansicht nichts Wesentliches geändert. Paul Krugman denkt, dass es eine zweite Runde von Schäden gegeben hätte. So
etwas wie TARP wäre nötig gewesen, nicht aber ausreichend, argumentiert der an
der University of Princeton lehrende
Wirtschaftsprofessor.
Die
Debatte in der Blogosphäre unter US-Ökonomen dreht sich im Grunde genommen um
die Natur der Finanzkrise. Wenn heute noch immer von der Finanzkrise die Rede
ist, sind damit eigentlich die Nachwirkungen der Krise gemeint.
Das
heisst, dass wir, wie Baker argumentiert, heute nicht eine Finanzkrise hätten,
in dem Sinne, dass das Problem im Finanzsystem liege. Krugman benutzt die Worte
„Finanzkrise“ lose, um damit die Phase nach dem Platzen der „Bubble im Häuser-
und Kreditmarkt“ zu beschreiben, nicht zu implizieren, dass ein geschädigtes
Finanzsystem immer noch auf der Wirtschaft lastet.
Gemessen
an meisten Messgrössen hat sich das Finanzsystem mehr oder weniger zu
Normalität gedreht, ist Krugman überzeugt, wie der Financial Stress Index der Fed St. Louis darauf hindeutet.
Financial
Stress Index, Graph: FRED, St. Louis Fed, Financial Stress Index
Doch
bleibt die Wirtschaft depressiv, während die Erholung noch lange nicht
abgeschlossen ist. Krugman betont mit seinem Modell-Ansatz den Überhang der
Verschuldung im Privatsektor als Erklärung. Es geht nicht mehr um den
Finanzsektor.
Krugman
hatte während der japanischen Krise
in den 1990er Jahren mit dem allgemeinen Argument von damals gestritten, dass Japans
Problem die Zombie-Banken des Landes sei. Sobald die Banken rekapitalisiert
würden, wäre alles wieder im Lot. Dem war es natürlich nicht so. Heute macht eine
ähnliche Argumentation die Runde.
Krugman
stimmt daher Baker zu, dass wir heute den Begriff „Finanzkrise“ vielleicht
nicht mehr benutzen sollten. Aber es ist eine allgemeine bekannte Beschreibung.
Die
Banken-Krise war in den Jahren 2008 und 2009. Aber heute herrscht das Problem
einer geplatzten Blase, und zwar in Form von Bilanzrezession (balance sheet recession).
Das Augenmerk nach Banken zu richten, ist deswegen irreführend.
Exkurs:
Eine
Bilanz-Rezession entsteht, wenn eine Spekulationsblase mit Bezug auf die Vermögenswerte
(„asset price bubble“) in einer
Volkswirtschaft platzt. Als Folge davon überwiegt die Summe der Verbindlichkeiten
die der Vermögenswerte in der Bilanz des Privatsektors. Um die Bilanz zu
bereinigen, gehen private Haushalte weg vom Ziel der Gewinnmaximierung hin zu
Schuldenminimierung, wie Richard Koo in seinem lesenswerten Buch („The Holy Grail of Macroeconomics“)
beschreibt.
Während
der Privatsektor sich mit dem Schuldenabbau (deleveraging)
schlägt, bleiben die Ersparnisse und die Schulden trotz Null-Zinsen im
Bankensystem stecken, da keine Kreditaufnahme oder Kreditvergabe stattfindet.
In einer derartigen Rezession im Sog einer schweren Finanzkrise kommt es zu
keinem sich selbst tragenden Aufschwung der Konjunktur, bis die Bilanz der
privaten Wirtschaft bereinigt ist.
1 Kommentar:
Bei der Frage was passiert wäre, wenn die Banken nicht gerettet worden wären, lohnt sich immer ein Blick auf Island zu werfen...
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