Daniel K. Tarullo hat vergangene Woche in einem
interessanten Vortrag die Frage aufgeworfen, ob es erhebliche „Skaleneffekte“ (economies of scale) oder
Diversifikationsvorteile (economies of
scope) in Sachen Mega-Banken gibt. Der für die Banken-Aufsicht
verantwortliche Fed-Gouverneur hat m.a.W. wissen wollen, ob es einen guten
Grund gibt, diese Institutionen nicht zu zwingen, im Verlauf der Zeit zu
schrumpfen.
Es
steht fest, dass es keine solche Effekte gibt. Wir wissen in der Tat, dass das
Ausmass der öffentlichen Subventionen für diese Banken, und den Schaden, den
sie anrichten, zunimmt, wenn die Banken grösser werden, bemerkt Simon Johnson dazu in einem
lesenswerten Artikel („Tarullo
Telegraph’s Fed’s Plan to Cap Banks Size“) in Bloomberg.
Warum
hat aber Tarullo die Frage gestellt? Er muss es wissen. Er ist u.a. ein
führender akademischer Experte für das Bankwesen. Es gibt keine Chance, dass
Tarullo die Forschungsarbeit in Bezug auf die Big Banks nicht kennt, die nicht
viel effizienter sind, und viel mehr implizite Subventionen beziehen als
kleinere Banken.
Es
ist laut Johnson möglich, dass Tarullo und seine Kollegen den Sachverhalt sehr
gut verstehen und sich damit einverstanden erklären, dass die grössten Banken
zu gross sind und Tarullo mit seinem Vortrag ein Signal sendet. Was ist es?
Die
Fed erklärt, dass die grössten Banken zu gross sind, aber die Beseitigung des
Problems von „too big to fail“ vielleicht unmöglich ist, obwohl die Banken
mit Stärkung des Kapitals und Anforderungen im Hinblick auf die Hebelwirkung in
die richtige Richtung gelenkt werden könnten.
Dennoch
ist die Fed nicht bereit, sich auf die Problematik hinzubewegen. Sie will in
erster Linie in ein Wespennest stechen. Die Fed hat die Befugnis, die Grösse
der Banken zu beschränken, aber sie will vorerst den Konsens anstreben. Die
Banken würden zurückschlagen, was die Schwäche ihrer Argumente offen legen
würde, erwartet Johnson.
Das
grosse Reform-Schlachtfeld für 2013 ist eine gezielte Frage, auf die es eine
klare Antwort gibt. Gibt es economies of
scale oder scope im Banking, welche die ungerechte, nicht-transparente und hochgefährliche
staatliche Subventionen, die die Mega-Banken geniessen, überwiegen? Nein,
es gibt keine.
PS:
Dazu mehr
Hinweise:
Joseph Noss
& Rhiannon Sowerbutts: “The Implicit Subsidy of Banks”
John Boyd
& Amanda Heitz: “The Social Costs and Benefits ofToo-Big-To-Fail Banks: A Bounding Exercise”
Richard
Davies & Belinda Tracey: “Too Big to Be Efficient. The Impact of Implicit Funding Subsidies on Scale Economies in Banking”.
Priyank
Gandhi & Hanno Lustig: “Size Anomalies in U.S. Bank Stock Returns”.
Und eine Bemerkung:
Im
nächsten Jahr kommt ein neues Buch von Anat Admati & Martin
Hellwig: „The Banker’s New Clothes. What’s wrong with Banking and What to Do about
it”.
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