Robert Gordon hat im September einen viel
beachteten Artikel („Is US economic
growth over? Faltering innovation confronts the six”) in voxeu veröffentlicht. Der an der Northwestern University lehrende Wirtschaftsprofessor
befasst sich mit dem Thema „Grenzen des Wachstums“.
Seine Hauptaussage lautet,
dass das langfristige Wirtschaftswachstum, unabhängig von konjunkturellen
Entwicklungen, zum Stillstand kommen werde.
Paul Krugman nimmt heute in seinem Blog zu Gordons „anregenden Aufsatz“
Stellung. Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises zeigt viel Sympathie für die
Ansicht, dass die grossen Tage des Wirtschaftswachstums hinter uns gelieben
sind. Aber Krugman findet Gordons Pessimismus im Hinblick auf die Technologie
falsch. Mit anderen Worten hält Krugman es für eine falsche Art von
Pessimismus. Aber es lohnt sich auf alle Fälle, darüber zu diskutieren, hebt er
hervor.
Gordon,
der die Ansicht vertritt, dass produktive Innovationen der Vergangenheit gehören,
unterscheidet zwischen drei „industriellen
Revolutionen“ (IR). Die erste war von 1750 bis 1830:
Dampfmaschienen, Eisenbahnen. Die zweite fand zwischen 1870 und 1900
statt: Elektrizität, Verbrennungsmotor und sanitäre Anlagen. Danach habe das
Produktivitätswachstum deutlich abgenommen. Die dritte Revolution
umfasst die Zeitspanne von 1960 bis heute: Computer, Internet, Mobile Telefone.
Gordon
argumentiert, dass die dritte IR ihren Verlauf genommen habe. Alles um unsere
mobile Geräte sei neu und bedeute viel Unterhaltung, aber es sei nichts
Wesentliches daran. Krugman hält es für gut, dass jemand die Tech-Euphorie in
Frage stelle. Die IT-Revolution hat aber erst begonnen, ihre Auswirkungen zu
entfalten, hält an der University of
Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor entgegen.
Wachstumsrate
der Wirtschaft gemessen am BIP, Graph:
Prof. Robert Gordon
Man
solle sich für einen Moment eine Art Fantasie-Technologie-Szenario vorstellen,
wo wir intelligente Roboter herstellen können, die alles erledigen, was eine
Person machen kann. Eine solche Technologie würde alle Grenzen des pro-Kopf-BIP
sprengen, solange Roboter nicht als Kopf mitgezählt werden. Was man tun muss,
ist, die Anzahl der Roboter im Verhältnis zu Menschen zu erhöhen. Dann hat man das
BIP, das man will.
Dies
geschieht aber heute nicht. Es wurde nicht so viel Fortschritt erzielt, dass
Maschinen so denken können wie die Menschen. Aber es stellt sich laut Krugman
heraus, dass es andere Möglichkeiten gibt, intelligente Maschinen herzustellen.
Zum Beispiel machen Big Data heute Sachen wie gesprochene Gespräche, die vor
ein paar Jahren in der Tat nur für Menschen möglich gewesen wären. Die
Spracherkennung ist noch unvollkommen, aber wesentlich besser als es war und es
verbessert sich schnell, nicht weil wir es geschafft haben, das menschliche
Verständnis zu emulieren, sondern weil wir data-intensive Möglichkeiten
gefunden haben, die das Gesprochene in einer nicht-menschlichen Art und Weise
interpretieren, erklärt Krugman.
Und
all dies bedeutet, dass wir in einer gewissen Weise uns weiter bewegen in
Richtung intelligente Roboter. Viele, viele Aufgaben werden zunehmend maschinen-freundlich,
was wieder bedeutet, dass Gordon wahrscheinlich falsch liegt, was seine Annahme
des abnehmenden Ertragszuwachses der Technologie betrifft.
Was
ist mit Menschen? Intelligente Maschinen ermöglichen ein höheres BIP, aber sie
verringern zugleich auch die Nachfrage nach Menschen, einschliesslich
intelligenter Menschen. Wir können laut Krugman auf eine Gesellschaft blicken,
die reicher wird, aber wo alle Gewinne im Reichtum zu Gunsten derjenigen gehen,
die die Roboter besitzen.
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