Donnerstag, 27. Dezember 2012

Grenzen des Wachstums


Robert Gordon hat im September einen viel beachteten Artikel („Is US economic growth over? Faltering innovation confronts the six”) in voxeu veröffentlicht. Der an der Northwestern University lehrende Wirtschaftsprofessor befasst sich mit dem Thema „Grenzen des Wachstums“. 

Seine Hauptaussage lautet, dass das langfristige Wirtschaftswachstum, unabhängig von konjunkturellen Entwicklungen, zum Stillstand kommen werde.

Paul Krugman nimmt heute in seinem Blog zu Gordons „anregenden Aufsatz“ Stellung. Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises zeigt viel Sympathie für die Ansicht, dass die grossen Tage des Wirtschaftswachstums hinter uns gelieben sind. Aber Krugman findet Gordons Pessimismus im Hinblick auf die Technologie falsch. Mit anderen Worten hält Krugman es für eine falsche Art von Pessimismus. Aber es lohnt sich auf alle Fälle, darüber zu diskutieren, hebt er hervor.

Gordon, der die Ansicht vertritt, dass produktive Innovationen der Vergangenheit gehören, unterscheidet zwischen drei „industriellen Revolutionen“ (IR). Die erste war von 1750 bis 1830: Dampfmaschienen, Eisenbahnen. Die zweite fand zwischen 1870 und 1900 statt: Elektrizität, Verbrennungsmotor und sanitäre Anlagen. Danach habe das Produktivitätswachstum deutlich abgenommen. Die dritte Revolution umfasst die Zeitspanne von 1960 bis heute: Computer, Internet, Mobile Telefone.

Gordon argumentiert, dass die dritte IR ihren Verlauf genommen habe. Alles um unsere mobile Geräte sei neu und bedeute viel Unterhaltung, aber es sei nichts Wesentliches daran. Krugman hält es für gut, dass jemand die Tech-Euphorie in Frage stelle. Die IT-Revolution hat aber erst begonnen, ihre Auswirkungen zu entfalten, hält an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor entgegen.


Wachstumsrate der Wirtschaft gemessen am BIP, Graph: Prof. Robert Gordon

Man solle sich für einen Moment eine Art Fantasie-Technologie-Szenario vorstellen, wo wir intelligente Roboter herstellen können, die alles erledigen, was eine Person machen kann. Eine solche Technologie würde alle Grenzen des pro-Kopf-BIP sprengen, solange Roboter nicht als Kopf mitgezählt werden. Was man tun muss, ist, die Anzahl der Roboter im Verhältnis zu Menschen zu erhöhen. Dann hat man das BIP, das man will.

Dies geschieht aber heute nicht. Es wurde nicht so viel Fortschritt erzielt, dass Maschinen so denken können wie die Menschen. Aber es stellt sich laut Krugman heraus, dass es andere Möglichkeiten gibt, intelligente Maschinen herzustellen. Zum Beispiel machen Big Data heute Sachen wie gesprochene Gespräche, die vor ein paar Jahren in der Tat nur für Menschen möglich gewesen wären. Die Spracherkennung ist noch unvollkommen, aber wesentlich besser als es war und es verbessert sich schnell, nicht weil wir es geschafft haben, das menschliche Verständnis zu emulieren, sondern weil wir data-intensive Möglichkeiten gefunden haben, die das Gesprochene in einer nicht-menschlichen Art und Weise interpretieren, erklärt Krugman.

Und all dies bedeutet, dass wir in einer gewissen Weise uns weiter bewegen in Richtung intelligente Roboter. Viele, viele Aufgaben werden zunehmend maschinen-freundlich, was wieder bedeutet, dass Gordon wahrscheinlich falsch liegt, was seine Annahme des abnehmenden Ertragszuwachses der Technologie betrifft.

Was ist mit Menschen? Intelligente Maschinen ermöglichen ein höheres BIP, aber sie verringern zugleich auch die Nachfrage nach Menschen, einschliesslich intelligenter Menschen. Wir können laut Krugman auf eine Gesellschaft blicken, die reicher wird, aber wo alle Gewinne im Reichtum zu Gunsten derjenigen gehen, die die Roboter besitzen.

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