Montag, 17. Dezember 2012

US-Haushaltsdefizit und Fakten


Paul Krugman befasst sich in seiner lesenswerten Kolumne („That Terrible Trillion“) am Montag in NYTimes mit dem Thema US-Finanzpolitik und Haushaltsdefizit. Es gibt eine Sache, die von jemandem irgendwann in entsetzlichen Tönen angesagt wird: Wir haben ein Defizit in Höhe von ONE TRILLION DOLLAR, beschreibt Krugman.

Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises glaubt nicht, dass die Menschen, die diese Ansage machen, erkennen, dass sie genau so wie Dr. Evil aus einem Austin Powers Film klingen.

Wie auch immer beträgt das amerikanische Haushaltsdefizit 1‘089 Mrd. $. Was die Typen wie Dr. Evil denken und wollen, dass man denkt, ist, dass das grosse Defizit ein Zeichen ist, dass eine Schuldenkrise gleich um die Ecke lauert, obwohl sie es bereits seit Jahren vorhersagen, was aber nicht erfolgt. 

Aber sie benutzen das Defizit-Argument öfters, dass wir uns Programme wie social security, Medicare und Medicaid nicht leisten können. Es ist daher wichtig, zu verstehen, dass es völlig falsch ist, hält Krugman fest.

Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor legt dazu folgende Zahlen vor. Die erste Frage, die zu stellen ist, wie ein nachhaltiges Budget aussieht. Die Antwort ist, dass Haushalte in einer wachsenden Wirtschaft nicht ausgeglichen sein müssen, um nachhaltig zu sein. 

Zur Zeit hätten wir im Angesicht des künftigen Wirtschaftswachstums und der Inflation ein stabiles oder abnehmendes Verhältnis der Verschuldung in Bezug auf das BIP (debt-to-GDP ratio), auch wenn das Defizit 400 Mrd. $ beträgt. Man soll nun die 400 Mrd. $ auf die Seite legen, erläutert Krugman.

Was noch übrig bleibt, sind ca. 500 Mrd. $. Worum geht es aber dabei? Es ist die angeschlagene Wirtschaft. Punkt.

Die schwache Wirtschaft führt zu Verlusten an Einnahmen, mindestens in Höhe von 450 Mrd. $. Inzwischen werden in der schwer angeschlagenen Wirtschaft die Ausgaben vorübergehend erhöht, mindestens in Höhe von 150 Mrd. $.

Setzt man alles zusammen, stellt sich heraus, dass das Billionen-Defizit gar nicht ein Zeichen von nicht nachhaltigen Finanzen ist. Es gibt in der Tat ein grosses Haushaltsdefizit und bleibt alles andere gleich, wäre es besser, wenn das Defizit viel kleiner wäre. Aber alles andere ist nicht gleich. Das Defizit ist ein Nebeneffekt einer schwer angeschlagenen Wirtschaft. Und die erste Aufgabe müsste daher sein, die Depression zu Ende zu bringen, was u.a. bedeutet, das Defizit vorerst allein zu belassen.

Und man erkennt, was all der ganze Wirbel um das Defizit-Gerede ist: ein weiterer unaufrichtiger Versuch, das Gemeinwesen zu erschrecken und zu schikanieren, Sozialprogramme, die Arme und die Mittelschicht vor Schaden schützen, abzuschaffen.

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