Montag, 17. Dezember 2012

Central Banking und Inflation Targeting


Die Fed definiert seit vergangener Woche die Null-Zins Politik nicht mehr zeitlich, sondern sie setzt numerische Zielwerte voraus. Ben Bernanke, Fed-Präsident will die Zinsen nicht erhöhen, solange die Arbeitslosigkeit oberhalb von 6,5% läuft und die Inflationsprognose 2,5% nicht überschreitet.

Gavyn Davies befasst sich in einem lesenswerten Artikel („Major change in Bernanke’s policy reaction function“) in FT mit drei wichtigen Entwicklungen im Zentral Banking in den vergangenen Wochen.

Im Vordergrund steht das Inflation Targeting. Der Ansatz, welcher als eines der wenigen Merkmale der Orthodoxie der Jahre vor 2007 gilt, scheint jetzt einem radikalen Wandel gegenüberzustehen. Es ist vielleicht noch verfrüht, das Ende des Konzeptes Inflation Targeting anzukündigen. Aber es ist eindeutig erkennbar, dass alles fliesst.

Mark Carney, der designierte Gouverneur der Bank of England (BoE) hat inzwischen nahegelegt, dass er auf das kurzfristige Inflationsziel insgesamt verzichten will. Carney schwebt stattdessen die Steuerung eines nominalen BIP-Ziels (nominal GDP targeting) vor. In Japan hat die neue Regierung von Abe die Absicht angekündigt, ein höheres Inflationsziel von 2 bis 4% an den Tag zu legen, was wahrscheinlich auf den Wechselkurs von Yen lasten wird.

In den USA gab es eine deutliche Verlagerung der geldpolitschen Funktion der US-Notenbank im Hinblick auf die Arbeitslosigkeit und die Inflation, wobei die Betonung der ersten Variablen zu- und die der zweiten abnimmt. Die Fed hat jedoch nach wie vor ein Dual Mandate: Förderung der Beschäftigung und Sicherstellung der Preisstabilität.


Die Abweichung der Arbeitslosigkeit über dem Zielwert und die Lücke zwischen dem Inflationsziel und der aktuellen Inflationsrate, Graph: Gavyn Davies in FT

Bemerkung: Den Aufwärtsbewegungen im Diagramm zufolge ist mehr geldpolitische Lockerung (monetary stimulus) erforderlich.

Die Fed hat das Inflationsziel von 2% bisher nie als eine kurzfristige Obergrenze betrachtet. Die Zentralbank hat die aggressive Lockerung der Geldpolitik damit gerechtfertigt, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, auch wenn die Inflation vorübergehend über dem Zielwert geschossen ist.

Der geldpolitische Ausschuss der Fed macht nicht einfach eine technische Änderung in Bezug auf die Kommunikationsstrategie, sondern die Fed hat die Taylor-Regel verändert, wonach sie die geldpolitischen Beschlüsse fasst, argumentiert Davies als Fazit.

Die Fed dürfte von jetzt an über kurzfristigen Schwankungen der Inflation hinwegsehen. Was zählt, sind die Inflationsprognosen, die von der Fed selbst gestellt werden.

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