Die
Fed will die Zinsen bis Mitte 2015 nicht anheben, wie sie in den vergangenen
Monaten mehrfach betont hat. Nun hat Ben Bernanke am 12. Dezember auf der Fed-Pressekonferenz
die Einzelheiten auf dem Weg dahin geschildert.
Die
Fed will ab Januar 2013 monatlich für 45 Mrd. $ Staatsanleihen kaufen. Und der bereits
erfolgende Kauf von Immobilienpapieren in Höhe von 40 Mrd. $ pro Monat wird
auch fortgesetzt. Das „Operation Twist“ genannte
Anleihekaufprogramm, das Ende Jahr ausläuft, wird damit ersetzt. Die
US-Notenbank wird daher von jetzt an monatlich 85 Mrd. $ für den Kauf von
Anleihen ausgeben.
Bisher
hatte die Fed angekündigt, die Nullzinspolitik bis Mitte 2015 beizubehalten. Neu
will Bernanke den Verlauf des Leitzinses, der seit Ende 2008 zwischen 0%-0,25%
liegt, an die Beschäftigung und die
Teuerungsrate koppeln. Es gelten also ab sofort numerische Schwellenwerte für
die von der Fed gesteuerten Zinsen. Die US-Notenbank verspricht, die Zinsen nicht
zu erhöhen, wenn die Arbeitslosenquote nicht unter 6,5% sinkt und die
Inflationsrate (auf Sicht von 1 bis 2 Jahren) nicht höher als 2,5% liegt.
Es
ist ziemlich klar, was die Fed durch die Ankündigung der Geldpolitik, die an
numerischen Werten angekoppelt wird, anstrebt. Das Ziel ist, die Wirtschaft
anzukurbeln, und zwar durch Erwartungen von höherer Inflation und stärkerer
Beschäftigung als man sonst möglicherweise erwartet hätte.
Was
im Grunde genommen nichts anders bedeutet als die Realisierung der kürzlich als
Evan-Regel betitelten Idee von Charles Evan, dem Fed-Präsident von Chicago. Evan hatte sich in den vergangenen Jahren stets für aggressive Massnahmen durch die Fed ausgesprochen.
Die
Idee des Conditional Inflation Targeting
wurde vor einem Jahr auch von Menzie Chinn und
Jeffry Frieden in einem lesenswerten
(von diesem Blog hier zusammengefassten) Artikel („How tho save the global
economy: Whip up inflation. Now“)
in Foreign Policy vertreten.
Der
neue Ansatz der Fed (aktuelle Prognose) in der Ära Bernanke stellt zugleich, philosophisch
gesprochen, auch die Umsetzung der von Paul
Krugman und Michael Woodford vorgestellten Geldpolitik in einer Liquiditätsfalle.
Fazit: Was auffällt, ist, dass die Fed
praktisch bis Ende 2015 mit einer hohen Arbeitslosigkeit rechnet, mit einer
Quote, die deutlich über dem von der Fed angenommenen langfristigen Niveau
liegt. Das bedeutet, dass die hohe Arbeitslosigkeit volle neun Jahre nach dem
Ausbruch der Finanzkrise von 2008 anhält. Das ist Amerikas verlorenes Jahrzehnt
(lost decade), wie Krugman in seinem Blog beschreibt.
Es ist zugleich
gleichbedeutend mit einem furchterregenden Versagen der Politik, nicht nur
durch die Fed, sondern v.a. auch durch die sog. Very Serious People (VSP), wie der Träger des Wirtschaftsnobelpreises zu sagen pflegt. Das Standard-Lehrbuch
Makroökonomie legt nahe, wie auf eine ökonomische Krise zu reagieren ist. Die
Entscheidungsträger haben sich jedoch von der Besessenheit für das
Haushaltsdefizit leiten lassen und darauf gezählt, dass die Beschäftigung sich
selbst erholt. Das Ergebnis is eine grosse wirtschaftliche und menschliche
Katastrophe.
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