Freitag, 14. Dezember 2012

Fed koppelt Zinsen an Arbeitslosigkeit und Inflation


Die Fed will die Zinsen bis Mitte 2015 nicht anheben, wie sie in den vergangenen Monaten mehrfach betont hat. Nun hat Ben Bernanke am 12. Dezember auf der Fed-Pressekonferenz die Einzelheiten auf dem Weg dahin geschildert.

Die Fed will ab Januar 2013 monatlich für 45 Mrd. $ Staatsanleihen kaufen. Und der bereits erfolgende Kauf von Immobilienpapieren in Höhe von 40 Mrd. $ pro Monat wird auch fortgesetzt. Das „Operation Twist“ genannte Anleihekaufprogramm, das Ende Jahr ausläuft, wird damit ersetzt. Die US-Notenbank wird daher von jetzt an monatlich 85 Mrd. $ für den Kauf von Anleihen ausgeben.

Bisher hatte die Fed angekündigt, die Nullzinspolitik bis Mitte 2015 beizubehalten. Neu will Bernanke den Verlauf des Leitzinses, der seit Ende 2008 zwischen 0%-0,25% liegt,  an die Beschäftigung und die Teuerungsrate koppeln. Es gelten also ab sofort numerische Schwellenwerte für die von der Fed gesteuerten Zinsen. Die US-Notenbank verspricht, die Zinsen nicht zu erhöhen, wenn die Arbeitslosenquote nicht unter 6,5% sinkt und die Inflationsrate (auf Sicht von 1 bis 2 Jahren) nicht höher als 2,5% liegt.

Es ist ziemlich klar, was die Fed durch die Ankündigung der Geldpolitik, die an numerischen Werten angekoppelt wird, anstrebt. Das Ziel ist, die Wirtschaft anzukurbeln, und zwar durch Erwartungen von höherer Inflation und stärkerer Beschäftigung als man sonst möglicherweise erwartet hätte.

Was im Grunde genommen nichts anders bedeutet als die Realisierung der kürzlich als Evan-Regel betitelten Idee von Charles Evan, dem Fed-Präsident von Chicago. Evan hatte sich in den vergangenen Jahren stets für aggressive Massnahmen durch die Fed ausgesprochen.

Die Idee des Conditional Inflation Targeting wurde vor einem Jahr auch von Menzie Chinn und Jeffry Frieden in einem lesenswerten (von diesem Blog hier zusammengefassten) Artikel („How tho save the global economy: Whip up inflation. Now“)  in Foreign Policy vertreten.

Der neue Ansatz der Fed (aktuelle Prognose) in der Ära Bernanke stellt zugleich, philosophisch gesprochen, auch die Umsetzung der von Paul Krugman und Michael Woodford vorgestellten Geldpolitik in einer Liquiditätsfalle.

Fazit: Was auffällt, ist, dass die Fed praktisch bis Ende 2015 mit einer hohen Arbeitslosigkeit rechnet, mit einer Quote, die deutlich über dem von der Fed angenommenen langfristigen Niveau liegt. Das bedeutet, dass die hohe Arbeitslosigkeit volle neun Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 anhält. Das ist Amerikas verlorenes Jahrzehnt (lost decade), wie Krugman in seinem Blog beschreibt.

Es ist zugleich gleichbedeutend mit einem furchterregenden Versagen der Politik, nicht nur durch die Fed, sondern v.a. auch durch die sog. Very Serious People (VSP), wie der Träger des Wirtschaftsnobelpreises zu sagen pflegt. Das Standard-Lehrbuch Makroökonomie legt nahe, wie auf eine ökonomische Krise zu reagieren ist. Die Entscheidungsträger haben sich jedoch von der Besessenheit für das Haushaltsdefizit leiten lassen und darauf gezählt, dass die Beschäftigung sich selbst erholt. Das Ergebnis is eine grosse wirtschaftliche und menschliche Katastrophe.

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