Alle
reden von Fiscal Cliff. Warum wird aber die Arbeitslosigkeit vergessen? Paul Krugman legt in seiner
lesenswerten Kolumne („The Forgotten
Millions“) am Freitag in NYTimes Wert darauf, etwas klarzustellen: Amerika steht keiner Finanzkrise
gegenüber. Das Land erfährt viel mehr eine Job-Krise.
Es
ist einfach, über Fiscal Cliff verwirrt zu werden. Einer jüngsten Umfrage
zufolge glaubt eine grosse Mehrheit der Bevölkerung, dass das Haushaltsdefizit
steigen werde, wenn wir über die „fiskalische Klippe“ stürzen, hebt der Träger
des Wirtschaftsnobelpreises hervor.
In
der Tat geht es um genau das Gegenteil. Die Gefahr besteht, dass das Defizit zu
viel und zu rasch gesenkt wird. Dennoch gibt es eine ganze Industrie um die
Förderung der Defizit-Panik. Verschwenderisch finanzierte Konzerne bauschen die
Gefahr der Staatsverschuldung und die Dringlichkeit des „Defizitabbaus jetzt
jetzt jetzt“ auf. Abgesehen davon, dass dieselbe Gruppe plötzlich von zu vielem
Defizitabbau warnt. Kein Wunder, dass die Öffentlichkeit durcheinander kommt.
Inzwischen
gibt es fast keinen organisierten Druck, eine schreckliche Sache zu bewältigen,
die tatsächlich stattfindet, nämlich die Massenarbeitslosigkeit. Ja, es wurden
Fortschritte erzielt. Aber die Langzeitarbeitslosigkeit bleibt so hoch wie seit
Great Depression nicht mehr. Per
Oktober 2012 hatten 4,9 Millionen Amerikaner seit mehr als sechs Monaten keine
Arbeit und 3,6 Millionen Menschen sind seit mehr als einem Jahr arbeitslos.
Was
kann also getan werden? Die Panik im Hinblick auf Fiscal Cliff zeigt, dass sogar die Defizit-Schimpfer heimliche
Keynesianer sind, schildert Krugman. Das heisst, dass sie daran glauben, dass
Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen zum Zeitpunkt Arbeitsplätze vernichten
würden. Es ist unmöglich, die Behauptung aufzustellen, während man es
abstreitet, dass vorübergehende Erhöhung von Ausgaben und Senkung von Steuern
Arbeitsplätze schaffen würden. Ja, die immer noch angeschlagene Wirtschaft
benötigt mehr Fiscal Stimulus.
Präsident
Obama hat zu seinen Ehren eine geringe Menge an Stimulus in seinem
ursprünglichen Haushaltsplan nicht ausgeschlossen, unterstreicht Krugman.
Leider erwartet niemand, dass der Stimulus Plan in eine wie auch immer zu
erzielende Einigung einbezogen werden würde.
Warum
wird Arbeitslosen nicht geholfen? Es ist nicht so, dass man es nicht kann. Es
hat laut Krugman mit Ideologie zu tun. Auch Republikaner, wenn sie gegen die
Kürzungen der Verteidigungsausgaben sind, beginnen, sofort darüber zu sprechen,
wie solche Kürzungen Arbeitsplätze vernichten würden.
Am
Ende ist es schwer, die Schlussfolgerung zu vermeiden, dass es mit Klassen zu
tun hat. Einflussreiche Leute in Washington machen sich keine Sorgen, ihren Job
zu verlieren. Sie kennen nicht einmal jemanden, der seinen Job verloren hat.
Und
natürlich engagieren Arbeitslose keine Lobbyisten oder steuern keine Beiträge für
eine politische Wahl-Kampagne bei. So setzt sich die Krise der Arbeitslosigkeit
fort, auch wenn wir über die Kenntnisse und die Mittel verfügen, das Problem zu
lösen, hält Krugman als Fazit fest. Es ist eine grosse Tragödie. Und es ist
auch ein Skandal.
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