(Nur für Streber)
Die
Debatte um die sog. „fiskalische Klippe“ (fiscal cliff) ist nicht das Gelbe vom Ei. Es gibt viel spannendere und
wichtigere Themen wie z.B. „Kapital versus Arbeit“. Der technologische Wandel
scheint durch Kapital-Ausrichtung (capital-biased)
vonstatten zu gehen, hat Paul Krugman
neulich in seinem Blog ausgehend von einem interessanten Artikel („When Cheap Foreign Labor Gets Less Cheap“)
in NYTimes
festgehalten.
Es heisst, dass eine Verschiebung des Einkommens weg von Arbeit zu
Gunsten von Kapital stattfindet. Was nicht schnell auszumachen ist aber, inwiefern
die Abwertung des Produktionsfaktors Arbeit auf die Technologie und inwiefern
auf die Monopolmacht (zunehmende Unternehmenskonzentration) zurückzuführen ist.
Während
manche Experten denken, dass der technologische Fortschritt auf Arbeitnehmer lasten
würde, glauben andere, dass ein rasches Produktivitätswachstum immer zu Lasten
der Arbeit erfolgt. Weder die eine Sicht, noch die andere stimmt.
Krugman erklärt gestützt auf die Analyse von Hicks‘ TheTheory of Wages in seinem Blog anhand der folgenden
Abbildung, dass die Auswirkungen des technologischen Fortschritts von der
Ausrichtung (bias) des Fortschritts
abhängen: wenn die Technologie capital-bias
(ausgerichtet an Kapital) ist, dann werden die Arbeitnehmer an den
Produktivitätssteigerungen nicht vollständig teilnehmen können. Und wenn es
stark genug capital-bias ist, dann
werden sie wahrscheinlich viel schlechter daran sein.
Produktionsfunktion,
Graph: Prof. Paul Krugman
Es
ist also falsch, anzunehmen, dass die Gewinne aus dem technologischen Wandel
bis zu der Arbeitnehmerschaft durchdringen würde. Es kommt m.a.W. nicht
unbedingt zu einem trickle-down effect.
Es ist aber auch falsch, anzunehmen, dass das rasche Produktivitätswachstum
Arbeitsplätze oder Löhne zerstören würde. Es kommt darauf an, hebt Krugman hervor.
Die
neue Technologie sieht aber so aus, als ob sie capital-bias wäre. Es gibt aber andere Möglichkeiten, z.B. die Tatsache,
dass kein wirklich perfekter Wettbewerb vorherrscht, was auch eine grosse Rolle spielt.
Am
Ausgangspunkt der technischen Analyse steht die gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion,
welche sich auf Output und Input von Kapital und Arbeit in der Gesamtwirtschaft
bezieht. Die Komplexität der Realität wird damit aus didaktischen Gründen etwas
aufgelockert.
Darüber
hinaus nehmen wir an, dass die Menge an Kapital fest ist und wir zeigen, wie
die Output sich verändert, wenn sich die Menge der Arbeit verändert. Es ist zu
erwarten, dass die Beziehung wie die Kurve in der Abbildung aussehen würde.
In
einer Wirtschaft, wo ein vollkommener Wettbewerb herrscht, würden wir erwarten,
dass die Arbeitskräfte die Reallöhne genau auf dem Niveau, wo sie mit der
Vollbeschäftigung übereinstimmen, akzeptieren würden. Was sind aber diese
Reallöhne? Es ist das Grenzprodukt der Arbeit auf dem Punkt, wo die Steigung
der gesamtwirtschaftlichen Produktionsfunktion die vertikale blaue Linie
kreuzt.
Nun
nehmen wir an, dass wir einen technologischen Fortschritt haben. Dies äusserst
sich durch eine Aufwärtsentwicklung der Produktionsfunktion. Krugman zeichnet
zwei Kurven, um das Argument zu verdeutlichen: Technologie A und Technologie
B sind so dargestellt, dass sie beide die gleiche Leistung an Output bei
Vollbeschäftigung erbringen. Das heisst, dass die beiden Kurven zum Anstieg der
Arbeitsproduktivität führen, und zwar um dasselbe Ausmass. Aber sie haben nicht
die gleiche Wirkung auf die Reallöhne. Technologie A is nur eine proportionale
Aufwärtsentwicklung in der urprünglichen Produktionsfunktion, d.h. ein „Hicks-neutraler“
Technologiewandel. Infolgedessen steigt die Steigung der Funktion, wo sie die
blaue Linie kreuzt, um dieselbe Proportion: Reallöhne steigen um den gleichen
Betrag wie die Produktivität.
Aber die Technologie B ist anders. Die Gewinne
sind hier grösser auf einem tieferen Niveau der Beschäftigung. Das heisst, dass
das Verhältnis des Kapitals zu Arbeit höher ist, weil die Menge an Kapital für
diese Übung als fix gehalten wird. Infolgedessen verläuft die Kurve flacher, wo
sie die Vollbeschäftigung kreuzt. Das heisst, dass sie zu niedrigeren
Reallöhnen führt als die Technologie A.
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