Die
amerikanische Wirtschaft ist nach wie vor gemessen an den meisten Indikatoren
angeschlagen. Aber die Unternehmensgewinne sind auf einem Rekordhoch. Wie ist
das möglich?
Paul Krugman befasst sich vor diesem Hintergrund
in seiner lesenswerten Kolumne („Robots
and Robber Barons“) am Montag in NYTimes damit, dass die Gewinne auf Kosten der Arbeitnehmer im Allgemeinen
steigen, einschliesslich der Arbeitnehmer mit Fertigkeiten, die in der heutigen
Wirtschaft zum Erfolg führen sollten.
Warum
geschieht das? Es gibt laut Krugman zwei glaubwürdige Erklärungen dafür, wobei
beide zu einem gewissen Grad stimmen könnten. Auf der einen Seite ist es so,
dass die Technologie sich gewandelt hat, und zwar zu Lasten der Arbeit. Auf der
anderen Seite ist zu beobachten, dass die Auswirkungen der Monopolmacht stark
zunimmt. Man denke dabei an die Roboter
auf der einen Seite und an die Barons
(Raubritter) auf der anderen Seite.
Was
die Roboter betrifft: es steht ausser Frage, dass die Arbeitnehmer in einigen
Sektoren durch die hochkarätige Technologie ersetzt werden. Was auffallend ist,
dass es sich bei der Arbeit, die ersetzt wird, um hochqualifizierte Stellen mit
hohen Entlohnung handelt. Der Wandel durch die Technologie beschränkt sich m.a.W.
nicht auf einfache Arbeitnehmer, hält Krugman fest.
Anteil
der Arbeit (ausserhalb der Landwirtschaft), Graph: Prof. Paul Krugman
via BLS
Der
Anteil der Arbeit ist der Teil der Wirtschaftsleistung, die Arbeitgeber für
Personalkosten (Löhne, Gehälter und Vorsorgeleistungen) gemessen an
Jahrespreisen aufwenden. Der verbleibende Teil (non-labor Anteil) umfasst Erträge um Kapital, Gewinne, Zinsen und
indirekte Steuern.
Anteil
der Arbeit hat zwischen 1947 und 2000 im Durchschnitt 64,3% betragen. Im vergangenen Jahrzehnt ist der Anteil der Arbeit,
welcher im 3. Quartal 2010 auf den tiefsten Punkt (57,8%) gefallen ist, gesunken.
Wie
sieht es mit Raubrittertum aus? Es wird in diesen Tagen nicht viel über die
Monopolmacht gesprochen. Kartellverfahren sind während der Reagan-Ära
weitgehend gestrichen worden und es gab seither keine Wiederbelebung. Doch Barry
Lynn und Phillip Longman von New American
Foundation argumentieren überzeugend, dass die zunehmende Unternehmenskonzentration einen
wichtigen Faktor mit einer stagnierenden Nachfrage nach Arbeitskräften ausmache,
während Unternehmen ihre wachsende Monopolmacht ausnutzen, um die Preise zu
erhöhen, ohne die Gewinne an ihre Mitarbeiter weiterzugeben.
Krugman
bemerkt, dass er nicht wisse, wie viel von der Abwertung der Arbeit auf die
Technologie oder die Monopolmacht zurückzuführen ist, zum Teil, weil es nur
wenig Diskussion darüber gab, was sich hier abspielt. Aber es ist fair, zu
sagen, dass die Verschiebung des Einkommens weg von der Arbeit ab in Richtung
zum Kapital in den nationalen Diskurs noch nicht eingedrungen ist.
Doch
dieser Wandel findet statt und es hat wesentliche Auswirkungen. Zum Beispiel
gibt es einen grossen, üppig finanzierten Druck, Unternehmenssteuern zu senken.
Ist es wirklich eine Massnahme, die getroffen werden muss, während die Gewinne
zu Lasten der Arbeitnehmer steigen. Oder wie steht mit der Verminderung oder
Abschaffung der Erbschaftssteuer auf Knopfdruck? Wenn wir uns in eine Welt
bewegen, in der das Kapital, nicht die persönlichen Fähigkeiten oder Bildung,
das Einkommen bestimmen, müssen wir es für die Wohlhabende wirklich noch
einfacher machen?
Es
ist eine Diskussion, die kaum begonnen hat. Aber es ist Zeit, damit zu beginnen,
bevor die Roboter und die Räuber-Barone die Gesellschaft in etwas
Unerkenntliches verwandeln, fasst Krugman als Fazit zusammen.
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