Montag, 10. Dezember 2012

Roboter und Räuber-Barone


Die amerikanische Wirtschaft ist nach wie vor gemessen an den meisten Indikatoren angeschlagen. Aber die Unternehmensgewinne sind auf einem Rekordhoch. Wie ist das möglich?

Paul Krugman befasst sich vor diesem Hintergrund in seiner lesenswerten Kolumne („Robots and Robber Barons“) am Montag in NYTimes damit, dass die Gewinne auf Kosten der Arbeitnehmer im Allgemeinen steigen, einschliesslich der Arbeitnehmer mit Fertigkeiten, die in der heutigen Wirtschaft zum Erfolg führen sollten.

Warum geschieht das? Es gibt laut Krugman zwei glaubwürdige Erklärungen dafür, wobei beide zu einem gewissen Grad stimmen könnten. Auf der einen Seite ist es so, dass die Technologie sich gewandelt hat, und zwar zu Lasten der Arbeit. Auf der anderen Seite ist zu beobachten, dass die Auswirkungen der Monopolmacht stark zunimmt. Man denke dabei an die Roboter auf der einen Seite und an die Barons (Raubritter) auf der anderen Seite.

Was die Roboter betrifft: es steht ausser Frage, dass die Arbeitnehmer in einigen Sektoren durch die hochkarätige Technologie ersetzt werden. Was auffallend ist, dass es sich bei der Arbeit, die ersetzt wird, um hochqualifizierte Stellen mit hohen Entlohnung handelt. Der Wandel durch die Technologie beschränkt sich m.a.W. nicht auf einfache Arbeitnehmer, hält Krugman fest.


Anteil der Arbeit (ausserhalb der Landwirtschaft), Graph: Prof. Paul Krugman via BLS

Der Anteil der Arbeit ist der Teil der Wirtschaftsleistung, die Arbeitgeber für Personalkosten (Löhne, Gehälter und Vorsorgeleistungen) gemessen an Jahrespreisen aufwenden. Der verbleibende Teil (non-labor Anteil) umfasst Erträge um Kapital, Gewinne, Zinsen und indirekte Steuern.

Anteil der Arbeit hat zwischen 1947 und 2000 im Durchschnitt 64,3% betragen. Im vergangenen Jahrzehnt ist der Anteil der Arbeit, welcher im 3. Quartal 2010 auf den tiefsten Punkt (57,8%) gefallen ist, gesunken.


Wie sieht es mit Raubrittertum aus? Es wird in diesen Tagen nicht viel über die Monopolmacht gesprochen. Kartellverfahren sind während der Reagan-Ära weitgehend gestrichen worden und es gab seither keine Wiederbelebung. Doch Barry Lynn und Phillip Longman von New American Foundation argumentieren überzeugend, dass die zunehmende Unternehmenskonzentration einen wichtigen Faktor mit einer stagnierenden Nachfrage nach Arbeitskräften ausmache, während Unternehmen ihre wachsende Monopolmacht ausnutzen, um die Preise zu erhöhen, ohne die Gewinne an ihre Mitarbeiter weiterzugeben.

Krugman bemerkt, dass er nicht wisse, wie viel von der Abwertung der Arbeit auf die Technologie oder die Monopolmacht zurückzuführen ist, zum Teil, weil es nur wenig Diskussion darüber gab, was sich hier abspielt. Aber es ist fair, zu sagen, dass die Verschiebung des Einkommens weg von der Arbeit ab in Richtung zum Kapital in den nationalen Diskurs noch nicht eingedrungen ist.

Doch dieser Wandel findet statt und es hat wesentliche Auswirkungen. Zum Beispiel gibt es einen grossen, üppig finanzierten Druck, Unternehmenssteuern zu senken. Ist es wirklich eine Massnahme, die getroffen werden muss, während die Gewinne zu Lasten der Arbeitnehmer steigen. Oder wie steht mit der Verminderung oder Abschaffung der Erbschaftssteuer auf Knopfdruck? Wenn wir uns in eine Welt bewegen, in der das Kapital, nicht die persönlichen Fähigkeiten oder Bildung, das Einkommen bestimmen, müssen wir es für die Wohlhabende wirklich noch einfacher machen?

Es ist eine Diskussion, die kaum begonnen hat. Aber es ist Zeit, damit zu beginnen, bevor die Roboter und die Räuber-Barone die Gesellschaft in etwas Unerkenntliches verwandeln, fasst Krugman als Fazit zusammen.

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