Sonntag, 16. Dezember 2012

Fed, Marktversagen und Beschäftigungskrise


(Nur für Streber)

Brad DeLong ärgert sich in seinem Blog über die Menschen, die darauf bestehen, dass der gegenwärtige mässige geldpolitische Kurs Fed zur Ankurbelung der Wirtschaft „riskant“ sei.

Mohammed El-Erian warnt nämlich in einem langweiligen Artikel („How risky is the Fed’s major move?“) in CNN Money vor dem wachsenden Aktivismus der Fed, was letzlich dem effizienten Funktionieren der Marktwirtschaft widerspreche.

Was El-Erian sagt ist, dass die Fed mit QE (mengenmässige Lockerung der Geldpolitik) den Price-Discovery-Process verzerre und zu einer Fehlallokation des Kapitals führe. DeLong hält es, kurz ausgedrückt, nicht für eine „intelligente Erklärung“.

Auch Paul Krugman schaltet sich in die Debatte in seinem Blog ein und deutet darauf hin, dass als Ausgangspunkt die Tatsache gelten muss, dass die Geldpolitik an Zugkraft verloren hat, weshalb es bizarr sei, Angst vor Inflation zu haben, weil die Fed angeblich die Märkte „verzerre“, die bereits enorm verzerrt sind.

Und Krugman erklärt vor diesem Hintergrund die Art der Verzerrung viel einfacher als DeLong. Der entscheidende Punkt ist, dass die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt. Das ist eine Situation, wo es nicht ausreicht, die Zinsen auf den möglichst niedrigsten Stand zu senken, um die Vollbeschäftigung wiederherzustellen. Im Sinne des IS-LM-Modells sieht die geschilderte Situation wie folgt aus.


IS-LM-Modell; Vollbeschäftigung, Graph: Prof. Paul Krugman

Eine weitere Möglichkeit, dasselbe Ding zu betrachten, ist, die Kurven für Ersparnisse und Investitionen zu zeichnen, die vorherrschen würden, wenn die Wirtschaft Vollbeschäftigung hätte.


IS-LM-Modell; Ersparnisse und Investitionen, Graph: Prof. Paul Krugman

Der Punkt ist, dass der „natürliche“ Zinssatz, d.h. der Satz, wo Ersparnisse sich mit Investitionen (bei Vollbeschäftigung) decken würden, negativ ist. Und man kann nicht dahin kommen, wegen der Null-Grenze (zero lower bound), wo die Menschen statt negative Zinsen zu akzeptieren, viel lieber Bargeld horten. Ja, es mag geringfügige Ausnahmen geben, aber sie sind aus Sicht der Makroökonomie trivial.

Was hat aber diese Situation ausgelöst? Die Antwort: Schulden-Überhang (debt overhang) und der dadurch erzwungene Schuldenabbau (deleveraging). Das ist jedenfalls etwas, was vorhanden ist. Und die Aufgabe der Fed ist, die Verzerrungen, die diese Situation schafft, zu korrigieren, z.B. die Massenarbeitslosigkeit. Wie? Indem sie versucht, die erwartete Inflation zu erhöhen, sodass der Realzins fällt, auch wenn der Nominalzins es nicht kann. Und indem sie versucht, eher als riskant geltende Anlagen zu kaufen, und dadurch den „natürlichen“ Zinssatz zu erhöhen.

Fazit: Was auch die Fed unternimmt, sollte als einen Versuch betrachtet werden, das bereits vorhandene Marktversagen zu berichtigen, und nicht als eine Art marktverzerrende Aktion. Es ist nämlich viel riskanter, überhaupt nichts zu unternehmen, und zuzulassen, dass die Beschäftigungskrise sich verschlimmert.

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