Eine
der meist gestellten Fragen im Sog der Finanzkrise ist, welche Rolle die
Fiskalpolitik in Depression zu spielen hat.
Brad DeLong befasst sich in seinem Blog genau mit diesem Thema
und sucht eine Antwort auf die (hypothetische) Frage, wie es zu beurteilen wäre,
wenn nicht nur die kurzfristigen Zinsen, sondern auch die langfristigen Zinsen
für eine lange Zeit niedrig bleiben würden?
Der
an der University of California,
Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor bezeichnet es als „voluntary financial repression“. Was er damit meint, ist eine
Situation, wo die Risikobereitschaft (risk
tolerance) der Investoren niedrig ist und wo die Fähigkeit der Investmentbanken,
sichere Anlagen zu erstellen, irgendwie beeinträchtigt ist, so dass die
Investoren bereit sind, dem Staat die Staatspapiere auch zu sehr niedrigen
Renditen abzukaufen. Zudem ist die Wirtschaft nicht ausreichend dynamisch. Aber
der Zinssatz „r“ auf
US-Staatsanleihen ist niedriger als die Wachstumsrate „g“ der Wirtschaft.
Es
gilt jedoch zu beachten, dass es sich um einen Fall der „freiwilligen“ financial repression handelt. Der
gewöhnliche Fall von financial repression
hingegen beschreibt eine Situation, wo der Staat Banken (bzw. Financial
Intermediaries) vorschreiben würde, Staatsanleihen zu kaufen und eine übermässige
Menge als Bestand zu halten, während die Renditen der Papiere negativ ist.
Man
würde hierbei argumentieren, dass der Staat umsonst Kredit aufnimmt und dank financial repression via Bankkunden eine Art ineffiziente Steuern erhebt. Das heisst
im Grunde genommen, dass die Bankkunden bei sehr niedrigen Zinssätzen für die
Staatsanleihen eine Art regulatorische Steuern zahlen und die Banken die Gelder
im Namen der öffentlichen Hand einsammeln würden.
Heute
sieht die Situation aber ganz anders aus. Die hohe Nachfrage nach
US-Staatsanleihen, auch wenn bei ultra-niedrigen Renditen, ist nicht die Folge
von regulatorischen Anforderungen durch den Staat, sondern das Ergebnis einer
extrem hohen Risikoaversion durch die Investoren und Finanzintermediären.
Es
kann daher nicht argumentiert werden, dass der Staat den Bankensektor mit einer
übermässigen Steuer belastet. Ganz im Gegenteil. Die Banken geniessen heute eine
implizite Staatsgarantie. Man denke an die Rettungsmassnahmen bailouts). Und die Banken werden durch
die öffentliche Hand vor finanziellen Risiken geschützt. Es gibt keine
Anforderungen für die Banken, US-Staatsanleihen als Reserve zu halten.
Was
hier lauert, ist Marktversagen.
Vertrauenswürdige Finanzintermediäre, die sichere Anlagen für Investoren
erstellen können, sind anscheinend nicht vorhanden, hält DeLong als Fazit fest.
Dieses Marktversagen kann so angegangen
werden, dass der Staat die sicheren Anlagen schafft, die die Investoren suchen.
Der Staat muss daher Kredit aufnehmen und investieren und zwar solange, bis die
Vorteile aus der Behebung des Marktversagens, sichere Anlagen bereitzustellen,
erschöpft sind, d.h. bis „r > g“ wird.
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