Donnerstag, 6. Dezember 2012

Freiwillige Financial Repression


Eine der meist gestellten Fragen im Sog der Finanzkrise ist, welche Rolle die Fiskalpolitik in Depression zu spielen hat.

Brad DeLong befasst sich in seinem Blog genau mit diesem Thema und sucht eine Antwort auf die (hypothetische) Frage, wie es zu beurteilen wäre, wenn nicht nur die kurzfristigen Zinsen, sondern auch die langfristigen Zinsen für eine lange Zeit niedrig bleiben würden?

Der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor bezeichnet es als „voluntary financial repression“. Was er damit meint, ist eine Situation, wo die Risikobereitschaft (risk tolerance) der Investoren niedrig ist und wo die Fähigkeit der Investmentbanken, sichere Anlagen zu erstellen, irgendwie beeinträchtigt ist, so dass die Investoren bereit sind, dem Staat die Staatspapiere auch zu sehr niedrigen Renditen abzukaufen. Zudem ist die Wirtschaft nicht ausreichend dynamisch. Aber der Zinssatz „r“ auf US-Staatsanleihen ist niedriger als die Wachstumsrate „g“ der Wirtschaft.

Es gilt jedoch zu beachten, dass es sich um einen Fall der „freiwilligen“ financial repression handelt. Der gewöhnliche Fall von financial repression hingegen beschreibt eine Situation, wo der Staat Banken (bzw. Financial Intermediaries) vorschreiben würde, Staatsanleihen zu kaufen und eine übermässige Menge als Bestand zu halten, während die Renditen der Papiere negativ ist.

Man würde hierbei argumentieren, dass der Staat umsonst Kredit aufnimmt und dank financial repression via Bankkunden eine Art ineffiziente Steuern erhebt. Das heisst im Grunde genommen, dass die Bankkunden bei sehr niedrigen Zinssätzen für die Staatsanleihen eine Art regulatorische Steuern zahlen und die Banken die Gelder im Namen der öffentlichen Hand einsammeln würden.

Heute sieht die Situation aber ganz anders aus. Die hohe Nachfrage nach US-Staatsanleihen, auch wenn bei ultra-niedrigen Renditen, ist nicht die Folge von regulatorischen Anforderungen durch den Staat, sondern das Ergebnis einer extrem hohen Risikoaversion durch die Investoren und Finanzintermediären.

Es kann daher nicht argumentiert werden, dass der Staat den Bankensektor mit einer übermässigen Steuer belastet. Ganz im Gegenteil. Die Banken geniessen heute eine implizite Staatsgarantie. Man denke an die Rettungsmassnahmen bailouts). Und die Banken werden durch die öffentliche Hand vor finanziellen Risiken geschützt. Es gibt keine Anforderungen für die Banken, US-Staatsanleihen als Reserve zu halten.

Was hier lauert, ist Marktversagen. Vertrauenswürdige Finanzintermediäre, die sichere Anlagen für Investoren erstellen können, sind anscheinend nicht vorhanden, hält DeLong als Fazit fest. Dieses Marktversagen kann so  angegangen werden, dass der Staat die sicheren Anlagen schafft, die die Investoren suchen. Der Staat muss daher Kredit aufnehmen und investieren und zwar solange, bis die Vorteile aus der Behebung des Marktversagens, sichere Anlagen bereitzustellen, erschöpft sind,  d.h. bis „r > g“ wird.

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