Montag, 3. Dezember 2012

Negativzinsen auf Einlagen in Schweizer Franken


Das Jahr 2012 hat gezeigt, dass eine Zentralbank praktisch unbegrenzte Menge ihrer eigenen Währung verkaufen kann, solange die Preisstabilität nicht gefährdet ist. Die SNB hat in einer Extremsituation auf aussergewöhnliche Massnahmen zurückgegriffen und am 6. September 2011 einen Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro festgelegt.

Die Untergrenze von 1,20 EUR/CHF hält an. Aber der Schweizer Franken bleibt dennoch sehr hoch, wenn man vergegenwärtigt, dass der Durchschnittskurs zwischen 1999 und 2009 1,55 Franken pro Euro betragen hat, kann man sich ein besseres Bild von der Situation machen.

Die Credit Suisse hat heute (via FTAlphaville) angekündigt, demnächst damit anzufangen, auf Einlagen in CHF ab einer bestimmten Höhe eine negative Verzinsung anzuwenden. In den USA gibt es bereits Banken wie z.B. State Street und Bank of New York Mellon, die für die Bar-Einlagen in CHF und DKK eine Gebühr zwischen 0,25% bis 0,75% verlangen. Es handelt sich dabei um die grössten Depotbanken der Welt, die seit geraumer Zeit auf Einlagen in CHF und DKK Negativzinsen berechnen.

Das Geld, das nicht in kurzfristige Papiere wie z.B. in Geldmarktfonds angelegt, sondern als Einlagen (demand deposit accounts) gehalten wird, stellt für die Banken ein Problem dar, weil cash auf der Bilanz der Banken aufgewiesen werden muss und regulatorischen Verpflichtungen unterliegt und für die Basis der Einlagensicherung mitgezählt wird, wie Jim Caron von Morgan Stanley bereits vor einem Jahr in einer Forschungsarbeit unterstrichen hat.



FDIC-versicherte Einlagen, Graph: Matthew Hornbach, Morgan Stanley

IB: interest-bearing, NIB: not-interest-bearing, TAG: transaction account guarantee, FDIC: US-Einlagensicherungsbehörde

Die Fed hält die Zinsen nicht nur einfach niedrig, sondern sorgt auch durch Massnahmen wie die Verzinsung der Überschussreserven der Banken (IOR) dafür, dass die Zinsen die ganze Zeit niedrig bleiben, was in der Fachliteratur als „financial repression“ bezeichnet wird. Die Taylor-Regel sagt längst negative Zinsen voraus.

Wie Izabella Kaminska, FTAlphaville hervorhebt, ist es nicht länger eine Finanzierungskrise, sondern eher eine Krise, die auch die Einlagen erfasst hat.

Die Wirtschaft befindet sich im Sog der Finanzkrise in einem alternativen Universum. Es ist die Liquiditätsfalle, global und schier unaufhörlich. Die Negativzinsen auf Franken-Guthaben sind vor diesem Hintergrund zu betrachten.


PS:

Ein Ausschnitt aus dem Wortlaut der Credit Suise vom 3. December 2012:

“Due to current market situation and after closely monitoring the situation over the course of this year, we have decided to start applying negative credit rates on cash clearing accounts above a certain threshold, as of 10 December 2012”

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