Wie
viele Arten von Rezessionen gibt es eigentlich? Je länger die gegenwärtige
Rezession anhält, desto öfters stellt sich die Frage, was einen schweren
Abschwung der Wirtschaft im Kern ausmacht. Oder hängt es vom Wirtschaftsmodell
ab, welches man dabei für die Analyse zugrunde legt? Die Problematik
materialisiert sich in der Gegenwart daran, welche wirtschaftspolitischen Massnahmen
vorzuziehen sind, um die Erholung der Wirtschaft endlich voranzubringen:
stimulus versus austerity? – deficit spending versus expansionary austerity?
Vor
diesem Hintergrund deutet Ryan Avent
in the Economist auf ein aktuelles Interview („Modern Macroeconomics“) mit
Robert Lucas hin.
Prof.
Lucas sagt, dass er von Friedman und Schwartz zunächst überzeugt gewesen sei,
dass der Abschwung von 1929-30 durch monetäre Faktoren ausgelöst wurde.
Nun
glaube er, dass die Evidenz in Bezug auf die Rezessionen in der Nachkriegszeit
(bis auf die aktuelle Rezession, in der die Wirtschaft derzeit steckt, die aber
nicht dazu zählt) im Wesentlichen die dominierende Bedeutung der realen Schocks
unterstützen. Aber er bleibe überzeugt von der Relevanz der finanziellen
Schocks in den 1930er Jahren und in den Jahren nach 2008. Natürlich bedeute
dies, dass er sich von der Ansicht, dass Rezessionen alle gleich seien, distanziere.
Noah Smith fasst das Interview zusammen: Es muss zwei Arten von Rezessionen geben,
eine, die häufiger vorkommt und weniger schwer ist, und von „real shocks“ ausgelöst wird und eine
andere, die seltener vorkommt, aber schwerer ist, und von „financial shocks“ verursacht wird.
Wirtschaftliche
Erholung nach einer Rezession, Monate seit dem Beginn der Erholung, Graph: Federal Reserve Bank of Minneapolis
Lucas
wäre also nicht allein im Denken, dass „financial
shocks“ für die unterschiedliche Art von Rezessionen und Erholung der
Wirtschaft verantwortlich sind. Carmen Reinhart, Vincent Reinhart und Kenneth Rogoff argumentieren bekanntlich,
dass die Abschwünge, die durch Finanzkrisen verursacht werden, anders sind als
die gewöhnlichen Rezessionen. Richard Koo redet sogar von einem spezifischen Fall: balance-sheet recession.
Wirtschaftliche
Erholung nach einer Rezession, Quartale seit dem Beginn der Erholung, Graph: Minneapolis Fed
Ryan
fasst mit einem Hinweis auf eine Forschungsarbeit („The Recession and
Recovery in Perspective“) bei Minneapolis
Fed als Fazit zusammen, dass es wohl zwei Arten von Rezessionen gibt,
diejenigen, die vor 1990 passiert sind, und diejenigen danach.
Was aber Avent vergisst, zu
bemerken, ist, dass Paul Krugman seit langem auf die Unterschiede
im Hinblick auf die Rezessionen hindeutet: Rezessionen in den früheren 1980er
Jahren und Rezessionen nach 2007.
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