Catherine Rampell und Nick Wingfield berichten in einem lesenswerten Artikel in NYTimes, dass es zunehmende Anzeichen dafür gibt, dass das verarbeitende
Gewerbe in die USA zurück („reshoring“)
kommt. Zitiert werden mehrere Gründe, wie z.B. steigende Löhne in Asien und
geringere Energiekosten hierzulande. Ein interessanter Faktor sind jedoch Roboter.
Der
wertvollste Teil der einzelnen Computer (ein Motherboard mit Mikroprozessoren und Arbeitsspeicher) werden
bereits weitgehend mit Robotern gemacht. Da mehr Roboter gebaut werden, v.a.
durch andere Roboter, kann die Zusammensetzung anderswo stattfinden.
Roboter
bedeuten, dass die Arbeitskosten nicht mehr eine entscheidende Rolle spielen,
zumal sie sich in den entwickelten Ländern mit grossen Märkten und einer guten
Infrastruktur schnell lokalisieren lassen. Es ist aber auf der anderen Seite
keine gute Nachricht für die Arbeitnehmer, wie Paul Krugman in seinem Blog hervorhebt.
Es
handelt sich dabei um ein altes Anliegen der Wirtschaftswissenschaften: ein
durch die Ausrichtung an Kapital erfolgender, technologischer Wandel, was das Einkommen
tendenziell von den Arbeitnehmern an die Eigentümer des Kapitals verteilt.
Vor
20 Jahren sei das Thema „Ausrichtung an Kapital“ (capital bias) im Hinblick auf die Globalisierung und Ungleichheit nicht
als grosses Problem wahrgenommen worden, argumentiert Krugman. Die hautpsächlichen
Veränderungen in Sachen Einkommensverteilung fand unter Arbeitnehmern (wenn man
auch Hedge Fonds Manager und Geschäftsführer mit einschliesst) statt als unter
Kapital und Arbeit, sodass die akademische Forschung sich ausschliesslich an „Ausrichtung
an Fertigkeiten“ (skill bias)
orientiert hat, um die angeblich ansteigende „college premium“ zu erklären.
Aber
die „college premium“ ist nicht gestiegen. Was passiert war, ist eine beträchtliche
Verschiebung des Einkommens weg von der Arbeit. Wenn dies die Welle der Zukunft
ist, dann macht die gängige Meinung im Hinblick auf die Verringerung der
Ungleichheit keinen Sinn. Eine bessere Bildung würdel die Ungleichheit nicht viel
reduzieren, wenn das grosse Entgelt einfach zu Gunsten derjenigen geht, die
über das meiste Vermögen verfügen.
Auch
die Idee für die Schaffung einer „opportunity
society“ ändert daran nichts, wenn das wichtigste Vermögen, das man im
Leben haben kann, von den Eltern geerbt wird.
Der
Blick war aus mehreren Gründen aus der Kapital-Arbeit-Dimension abgelenkt. In
den 1990er Jahren erschien es nicht entscheidend und es gab nicht genug Leute
(wo Krugman sich selbst einschliesst), die zur Kenntnis nahmen, dass die Dinge
sich verändert hatten. Das Ganze hat Anklänge an den altmodischen Marxismus. Es
darf aber kein Grund sein, die Fakten zu ignorieren, was zu oft der Fall ist,
fasst Krugman als Fazit zusammen.
Nick Rowe schaltet sich auch in seinem Blog
in die Diskussion ein. Der an der Carleton University, Kanada
lehrende Wirtschaftsprofessor deutet darauf hin, dass die realen Zinssätze niedrig
sind. Natürlich hat es mit der globalen Rezession zu tun. Aber die realen Zinssätze
waren auch vor dem Ausbruch der Finanzkrise niedrig. Vielleicht vergessen wir
(neben Arbeit und Kapital) vor diesem Hintergrund einen dritten Faktor, nämlich
den Boden. Und die Boden-Preise (land
rents) steigen, betont Rowe.
Vor
viel längerer Zeit dachten wir in den Tagen von Malthus und Ricardo,
dass der dritte Faktor Boden wäre. Vielleicht ist es wieder. Vielleicht kommt
ein Teil der steigenden „Profits“ tatsächlich aus den steigenden Mietpreisen.
Rowe
legt dar, dass er auf gute Daten gestossen sei, die auf steigende Mietpreise im
Bereich Landwirtschaft in Grossbritannien hindeuten. Gleichwertige Daten aus
den USA und Kanada fehlen aber, erläutert Rowe. Und es gibt natürliche
Ressourcen als Agrarland. Steigende Landpreise stehen im Einklang damit, wie
Rowe seine Meinung begründet, weil, wenn die realen Zinssätze fallen, die
Landpreise steigen, auch wenn die Mietpreise unverändert bleiben.
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