Es
ist Zeit für die wichtigen Zentralbanken der Welt, zu überdenken, wie sie Geldpolitik
betreiben, schreibt Jeffrey Frankel
in einem lesenswerten Artikel („Time for
Nomimal Growth Targets“) in Project Syndicate.
Trotz
jahrelanger niedrigen Zinsen ringen die US-Notenbank und die EZB mit einer
anhaltenden Wirtschaftsschwäche, hebt der an der Harvard University, Kennedy School of Government lehrende
Wirtschaftsprofessor hervor. Die geldpolitischen Entscheidungsträger sollen eine
Verlagerung hin zum nominal GDP Targeting (Steuerung eines nominellen BIP-Ziels) in Betracht
ziehen, und zwar allmählich, um die Glaubwürdigkeit in Bezug auf die
Preisstabilität nicht zu aufs Spiel zu setzen.
Der
Vorteil der Steuerung eines nominellen BIP-Ziels im Vergleich zum Inflation
Targeting ist die Robustheit, insbesondere im Hinblick auf Angebotsschocks und
Terms-of-trade Schocks. Die EZB
hätte z.B. mit einem nominal GDP Targeting ihre Fehler vom Juli 2008 vermeiden können, als die Wirtschaft
in eine Rezession geriet, weil die EZB als Antwort auf einen Anstieg der
Ölpreise die Zinsen erhöht hat, um Verbraucherpreisinflation zu bekämpfen. Auch
die Fed hätte den Fehler der
übermässig lockeren Geldpolitik in den Jahren 2004-2006 vermeiden können, wenn
sie ein nominelles BIP-Ziel angesteuert hätte, erklärt Frankel.
Die
Idee des nominal GDP Targeting existiert seit den 1980er Jahren, als viele
Makroökonomen es als eine logische Lösung für die Schwierigkeiten ansehen,
Geldmengenziele insbesondere im Hinblick auf die Umlaufsgeschwindigkeit von
Schocks aufrechtzuerhalten.
In
einer Wirtschaft, die zwischen Erholung und Rezession schwankt, würde ein Ziel
für ein nominelles BIP-Wachstum um 4 bis 5% ein Inflationsziel von 4% bedeuten.
Die
geldpolitischen Entscheidungsträger in einigen fortgeschrittenen
Volkswirtschaften sehen sich dem Problem der Null-Grenze (zero lower bound) gegenübergestellt: die kurzfristigen Zinsen können
nicht weiter nach unten gedrückt werden, weil sie bereits auf der Null-Linie
liegen. Deshalb schlagen einige Ökonomen vor, den Inflationszielwert von 2% auf
z.B. 4% zu erhöhen, um die Massenarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Es wird
zugleich daran erinnert, dass Ben
Bernanke, Fed-Präsident diesen Vorschlag vor rund 10 Jahren Japan unterbreitet hatte.
Aber
viele Zentralbanken sind stark abgeneigt und halten am Inflation Targeting
fest, weil sie befürchten, dass die Verankerung von Inflationserwartungen aus
dem Ruder laufen würde. Aus diesem Grund lehnen sie nominal GDP Targeting ab.
Aber
das Engagement für den Zielwert von 2% muss laut Frankel nicht aufgeben werden. Die praktische Lösung ist, dass der Wandel zum
nominalen BIP-Ziel schrittweise erfolgt, durch den Verzicht auf öffentliche
Projektionen für kurzfristiges reales Wirtschaftswachstum und die Inflation,
während die langfristigen Prognosen beibehalten werden. Aber dazu muss nun eine
langfristige Projektion für das nominale BIP-Wachstum hinzugefügt werden.
Die
Steuerung eines nominellen BIP-Wertes würde sicherstellen, dass das reale
Wachstum beschleunigt, wenn nicht, dass der Realzins automatisch sinkt und
damit die Nachfrage angekurbelt wird. Die Zielwerte für das nominelle BIP
sollten so gewählt werden, dass das nominale BIP sich auf einem beschleunigten
Weg auf sein Vor-Krise-Niveau zurückfindet, hält Frankel fest. Auf die lange
Sicht, wenn das nominale BIP auf 4-4,5% kommt, würde sich ein reales Wachstum
von 2-2,5% ergeben, mit einer Inflationsrate von 1,5 bis 2,0%.
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