Mittwoch, 19. Dezember 2012

NGDP Targeting


Es ist Zeit für die wichtigen Zentralbanken der Welt, zu überdenken, wie sie Geldpolitik betreiben, schreibt Jeffrey Frankel in einem lesenswerten Artikel („Time for Nomimal Growth Targets“) in Project Syndicate.

Trotz jahrelanger niedrigen Zinsen ringen die US-Notenbank und die EZB mit einer anhaltenden Wirtschaftsschwäche, hebt der an der Harvard University, Kennedy School of Government lehrende Wirtschaftsprofessor hervor. Die geldpolitischen Entscheidungsträger sollen eine Verlagerung hin zum nominal GDP Targeting (Steuerung eines nominellen BIP-Ziels) in Betracht ziehen, und zwar allmählich, um die Glaubwürdigkeit in Bezug auf die Preisstabilität nicht zu aufs Spiel zu setzen.

Der Vorteil der Steuerung eines nominellen BIP-Ziels im Vergleich zum Inflation Targeting ist die Robustheit, insbesondere im Hinblick auf Angebotsschocks und Terms-of-trade Schocks. Die EZB hätte z.B. mit einem nominal GDP Targeting ihre Fehler vom Juli 2008 vermeiden können, als die Wirtschaft in eine Rezession geriet, weil die EZB als Antwort auf einen Anstieg der Ölpreise die Zinsen erhöht hat, um Verbraucherpreisinflation zu bekämpfen. Auch die Fed hätte den Fehler der übermässig lockeren Geldpolitik in den Jahren 2004-2006 vermeiden können, wenn sie ein nominelles BIP-Ziel angesteuert hätte, erklärt Frankel.

Die Idee des nominal GDP Targeting existiert seit den 1980er Jahren, als viele Makroökonomen es als eine logische Lösung für die Schwierigkeiten ansehen, Geldmengenziele insbesondere im Hinblick auf die Umlaufsgeschwindigkeit von Schocks aufrechtzuerhalten.

In einer Wirtschaft, die zwischen Erholung und Rezession schwankt, würde ein Ziel für ein nominelles BIP-Wachstum um 4 bis 5% ein Inflationsziel von 4% bedeuten.

Die geldpolitischen Entscheidungsträger in einigen fortgeschrittenen Volkswirtschaften sehen sich dem Problem der Null-Grenze (zero lower bound) gegenübergestellt: die kurzfristigen Zinsen können nicht weiter nach unten gedrückt werden, weil sie bereits auf der Null-Linie liegen. Deshalb schlagen einige Ökonomen vor, den Inflationszielwert von 2% auf z.B. 4% zu erhöhen, um die Massenarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Es wird zugleich daran erinnert, dass Ben Bernanke, Fed-Präsident diesen Vorschlag vor rund 10 Jahren Japan unterbreitet hatte.

Aber viele Zentralbanken sind stark abgeneigt und halten am Inflation Targeting fest, weil sie befürchten, dass die Verankerung von Inflationserwartungen aus dem Ruder laufen würde. Aus diesem Grund lehnen sie nominal GDP Targeting ab.

Aber das Engagement für den Zielwert von 2% muss laut Frankel nicht aufgeben werden. Die praktische Lösung ist, dass der Wandel zum nominalen BIP-Ziel schrittweise erfolgt, durch den Verzicht auf öffentliche Projektionen für kurzfristiges reales Wirtschaftswachstum und die Inflation, während die langfristigen Prognosen beibehalten werden. Aber dazu muss nun eine langfristige Projektion für das nominale BIP-Wachstum hinzugefügt werden.

Die Steuerung eines nominellen BIP-Wertes würde sicherstellen, dass das reale Wachstum beschleunigt, wenn nicht, dass der Realzins automatisch sinkt und damit die Nachfrage angekurbelt wird. Die Zielwerte für das nominelle BIP sollten so gewählt werden, dass das nominale BIP sich auf einem beschleunigten Weg auf sein Vor-Krise-Niveau zurückfindet, hält Frankel fest. Auf die lange Sicht, wenn das nominale BIP auf 4-4,5% kommt, würde sich ein reales Wachstum von 2-2,5% ergeben, mit einer Inflationsrate von 1,5 bis 2,0%.

Keine Kommentare: