Samstag, 8. Dezember 2012

Abwehrdispositiv und Chuck Norris-Effekt


Nächste Woche am Donnerstag trifft sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) zur geldpolitischen Lagebeurteilung, wo der Zinsentscheid bekannt gegeben wird. Vor dem Hintergrund der jüngsten Ankündigung der Credit Suisse, Schweizer Franken Einlagen von institutionellen Investoren mit Negativ-Zinsen zu belegen, schiessen nun Spekulationen ins Kraut, ob auch die SNB Negativ-Zinsen einführen würde.

Die Mitteilung der CS, demnächst auf Einlagen in CHF ab einer bestimmten Höhe eine negative Verzinsung anzuwenden, hat unmittelbar dazu geführt, dass der CHF gegenüber dem Euro an Wert verloren hat. Die Überlegung, die in diesen Tagen angestellt wird, ist, wenn die Einführung von Negativ-Zinsen als Notmassnahme zur Schwächung des CHF beitragen kann, warum die SNB nicht darauf zurückgreifen soll?

Was nicht vergessen werden darf, ist, dass internationale Investoren auch im Ausland den Schweizer Franken in stürmischen Zeiten als sicheren Hafen suchen, weshalb die grössten Depotbanken wie State Street und Bank of New York Mellon inzwischen eine Gebühr (deposit fee) für Einlagen in CHF berechnen.

SNB schliesst Negativ-Zinsen grundsätzlich nicht aus. Falls die Euro-Krise sich verschärfen sollte, wäre auch der Einsatz von Kapitalverkehrskontrollen möglich.


Beruhigende Wirkung des Mindestkurses, Graph: Dewet Moser, SNB, March 2012

Bemerkung: Der Mindestkurs hat nicht nur die Überbewertung des Frankens eingedämmt, sondern auch die Korrelation des Wechselkurses zu den Risikomärkten abgemildert. Das heisst, dass die Attraktivität des Frankens für spekulative Zwecke gesunken ist.

Die SNB hat in der Vergangenheit mit der Wiederholung der Anmahnung, gegebenenfalls auf harsche Massnahmen zurückzugreifen, die Glaubwürdigkeit ihrer geldpolitischen Strategie seit dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 unterstrichen.

Es handelt sich dabei um den sog. Chuck Norris-Effekt der Geldpolitik. Wenn die Zentralbank ein bestimmtes Ziel glaubwürdig anpeilt, reicht es aus, darauf hinzuweisen.  Die Drohung muss nicht ausgetragen werden. Das heisst, dass eine glaubwürdige Zentralbank die Dinge auch so steuern kann, dass sie sie nicht durchführt, sondern durchzuführen droht. Es funktioniert, weil niemand will, dass die Zentralbank die implizite Drohung in die Tat umsetzt, sodass die Zentralbank schliesslich gar nicht dazu übergehen muss.

Was feststeht, ist, dass die SNB entschlossen ist, eine übermässige Aufwertung des CHF zu unterbinden. Da eine anhaltende Aufwertung des Schweizer Frankens die Einfuhren billiger macht und damit über längere Zeit die Erwartung der Verbraucher schürt, dass die Preise weiter zurückfallen würden, geht aus einer deflationären Tendenz eine vielfältige Gefahr für die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage hervor: Das Geld würde gehortet und der Konsum würde zurückgefahren, in Erwartung von noch tieferen Preisen in Zukunft. Die Investitionstätigkeiten würden eingestellt. Die Wirtschaftsleistung würde schrumpfen und hohe Arbeitslosigkeit wäre die Folge.

Die SNB ist jedoch heute im Vergleich zum Jahresbeginn in einer besseren Lage. Die EZB hat nämlich mit der Ankündigung des OMT-Programms den Druck auf die SNB, weiterhin Fremdwährungsreserven anzuhäufen, etwas abgenommen. Auch die Volatilität des Wechselkurses von CHF hat sich zurückgebildet. Die SNB könnte daher in diesen Tagen zu einem günstigeren Kurs etwas mehr Euro aus ihrem Bestand abstossen.

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