Nächste
Woche am Donnerstag trifft sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) zur geldpolitischen Lagebeurteilung, wo der Zinsentscheid bekannt gegeben
wird. Vor dem Hintergrund der jüngsten Ankündigung der Credit Suisse,
Schweizer Franken Einlagen von institutionellen Investoren mit Negativ-Zinsen
zu belegen, schiessen nun Spekulationen
ins Kraut, ob auch die SNB Negativ-Zinsen
einführen würde.
Die
Mitteilung der CS, demnächst auf Einlagen in CHF ab einer bestimmten Höhe eine
negative Verzinsung anzuwenden, hat unmittelbar dazu geführt, dass der CHF gegenüber
dem Euro an Wert verloren hat. Die Überlegung, die in diesen Tagen angestellt
wird, ist, wenn die Einführung von Negativ-Zinsen als Notmassnahme zur Schwächung
des CHF beitragen kann, warum die SNB nicht darauf zurückgreifen soll?
Was
nicht vergessen werden darf, ist, dass internationale Investoren auch im
Ausland den Schweizer Franken in stürmischen Zeiten als sicheren Hafen suchen,
weshalb die grössten Depotbanken wie State Street und Bank of New York Mellon inzwischen eine Gebühr (deposit fee) für Einlagen in CHF berechnen.
SNB
schliesst Negativ-Zinsen grundsätzlich nicht aus. Falls die Euro-Krise sich verschärfen sollte, wäre auch
der Einsatz von Kapitalverkehrskontrollen möglich.
Beruhigende
Wirkung des Mindestkurses, Graph:
Dewet Moser, SNB, March 2012
Bemerkung:
Der Mindestkurs hat nicht nur die Überbewertung des Frankens eingedämmt,
sondern auch die Korrelation des Wechselkurses zu den Risikomärkten
abgemildert. Das heisst, dass die Attraktivität des Frankens für spekulative
Zwecke gesunken ist.
Die
SNB hat in der Vergangenheit mit der Wiederholung der Anmahnung, gegebenenfalls
auf harsche Massnahmen zurückzugreifen, die Glaubwürdigkeit ihrer
geldpolitischen Strategie seit dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008
unterstrichen.
Es
handelt sich dabei um den sog. Chuck Norris-Effekt der Geldpolitik. Wenn die Zentralbank ein bestimmtes Ziel
glaubwürdig anpeilt, reicht es aus, darauf hinzuweisen. Die Drohung muss nicht ausgetragen werden.
Das heisst, dass eine glaubwürdige Zentralbank die Dinge auch so steuern kann, dass
sie sie nicht durchführt, sondern durchzuführen droht. Es funktioniert, weil
niemand will, dass die Zentralbank die implizite Drohung in die Tat umsetzt,
sodass die Zentralbank schliesslich gar nicht dazu übergehen muss.
Was
feststeht, ist, dass die SNB entschlossen ist, eine übermässige Aufwertung des
CHF zu unterbinden. Da eine anhaltende Aufwertung des Schweizer Frankens die
Einfuhren billiger macht und damit über längere Zeit die Erwartung der
Verbraucher schürt, dass die Preise weiter zurückfallen würden, geht aus einer deflationären Tendenz eine vielfältige Gefahr für die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen
Nachfrage hervor: Das Geld würde gehortet und der Konsum würde zurückgefahren, in
Erwartung von noch tieferen Preisen in Zukunft. Die Investitionstätigkeiten
würden eingestellt. Die Wirtschaftsleistung würde schrumpfen und hohe
Arbeitslosigkeit wäre die Folge.
Die SNB ist jedoch heute im
Vergleich zum Jahresbeginn in einer besseren Lage. Die EZB hat nämlich mit der
Ankündigung des OMT-Programms den Druck auf die SNB, weiterhin Fremdwährungsreserven anzuhäufen, etwas abgenommen. Auch die Volatilität des Wechselkurses von CHF hat sich zurückgebildet. Die SNB könnte daher in diesen Tagen zu einem günstigeren Kurs etwas mehr Euro aus ihrem Bestand abstossen.
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