Donnerstag, 20. Dezember 2012

Wie geht‘s mit TAG weiter?


Die TAG (Transaction Account Guarantee) läuft am Ende des Jahres möglicherweise aus. Was ist zu erwarten?

Die TAG, die im Sog der Finanzkrise ins Leben gerufen und durch das Dodd-Frank-Gesetz erweitert wurde, ist eine unbeschränkte Bürgschaft der US-Einlagensicherheitsbehörde (FDIC) für die zinsfreien Einlagen. Wird sie nicht verlängert, werden die betroffenen Deposits wie gewöhnlich nur noch für 250‘000$ pro Einleger und pro Konto staatlich garantiert.

Die TAG wurde bislang laut FTAlphaville als eine Art Ersatz-Sicherheit und als eine Art Pseudo-Bailout für bestimmte Investoren (die meisten davon extrem risikoscheu) in Geldmarktfonds wahrgenommen.

Das WSJ rechnet mit einer Flut von Geldern in Richtung BlackRock und Federated Investors, wenn die Staatsgarantie für die von der TAG erfassten rund 1‘700 Mrd. $ Bankeinlagen (ca. 20% der gesamten Bankeinlagen in den USA) per Ende Jahr hinfällig wird. Die genannten grossen Money Manager befürchten, dass der Cash-Zufluss die Money Fund Industrie zusätzlich unter Druck setzen dürfte, mit der Folge, dass die Erträge weiter fallen, was für die Manager die Arbeit für das Money Management erheblich erschweren würde.

Es ist daher nicht auszuschliessen, dass die US Money Funds folglich erstmals seit der Finanzkrise von 2008 wiederum eine negative Rendite abwerfen würden.

Die Geldmarkt-Fonds, die in US-Treasury Bonds investieren, würden von einem möglichen Zustrom von Cash stark betroffen, weil die US-Staatsanleihen vom US-Schatzamt garantiert werden, welche wiederum als sichere Anlage von nun an noch mehr nachgefragt würden. Die einschlägige Summe beläuft sich auf rund 399 Mrd. $, was 15% der gesamten Anlagen von Money-Market Funds ausmacht.

Die neue Bargeld-Welle wäre also laut WSJ eine schlechte Nachricht für die grossen US-Banken, die bereits im Cash schwimmen. Der Spread zwischen dem Zinssatz für Bankeinlagen und dem Satz für Kreditzinsen liegt ohnehin seit drei Jahren auf dem tiefsten Niveau, wobei hervorzuheben ist, dass die Nachfrage nach Kredit aufgrund der angeschlagenen Wirtschaft bereits schwach bleibt.

Wie FTAlphaville zusammenfasst, wollen die grossen Banken aus oben genannten Gründen nicht, dass die TAG ausläuft. Die kleinen Banken wollen auch nicht, dass die TAG ausläuft, weil sie befürchten, dass die Kunden dann zu grossen Banken überlaufen würden, welche als sicherer angesehen werden, wegen der impliziten Staatsgarantie. Die Einleger unterhalten vermutlich viel Cash in den unverzinslichen Konten, weshalb sie sich auch nicht wünschen, dass die TAG am Jahresende hinfällig wird, weil im Senat keine Einigung hat erzielt werden können.

Die Geldmarktfonds (MMF) sind auch nicht glücklich darüber, wenn die TAG noch ein Jahr nicht verlängert wird, weil die Margen ohnehin gedrückt bleiben, was vor allem für die MMF gilt, die vorwiegend in kurzfristige US-Staatspapiere investieren, die von jetzt an Einleger mit viel Bargeld locken würden.

Cardiff Garcia deutet darauf hin, dass einige Fond-Manager jetzt verstärkt versuchen, konservative Anleger dazu zu veranlassen, von dem 2‘700 Mrd. $ schweren Geldmarktfonds-Sektor fernzubleiben und stattdessen hastig geschaffene neue Finanzprodukte, die lediglich in Papiere mit kurzen Laufzeiten investieren, zu kaufen. Die neuen Produkte werden so vermarktet, dass sie angeblich eine höhere Rendite als die Geldmarktfonds bieten und nur ein wenig mehr Risiko in sich tragen.

Welche Auswirkungen der Fälligkeit der TAG im neuen Jahr auf den Markt genau entfalten wird, ist trotzdem nicht einfach zu schätzen. Bemerkenswert ist jedoch, dass sich die Rendite der amerikanischen T-Bills mit einer Laufzeit von einem Monat vor diesem Hintergrund in Richtung negatives Territorium bewegt: 0,03% gestern und 0,01% vorgestern. Zuletzt fiel die Rendite der T-Bills im Januar unter die Null-Prozent Grenze.

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