Dienstag, 4. Dezember 2012

Deutsche Banken und Schifffahrtsbranche


Bei all dem Gerede über Deutschlands financial exposure in Griechenland stellt sich heraus, dass einige deutsche Banken ein Problem in Titanic-Proportionen haben, berichtet NYTimes in einem interessanten Artikel („The Next Crisis for German Banks – Shipping“). Es geht um die Anfälligkeit für das globale Transportgewerbe auf See.  

Deutschlands 10 grösste Banken haben laut Moody’s Investors Service ausstehende Kredite oder andere Risiken in Höhe von 98 Mrd. € im Zusammenhang mit der globalen Schifffahrt . Das ist mehr als das Doppelte des Wertes an Staatsanleihen aus Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien. Und es ist mehr als das financial exposure eines jeden anderen Landes in der Schifffahrt Industrie, die sich seit 5 Jahren in einer Rezession befindet.

Darüber hinaus tragen deutsche Banken eine grosse Verantwortung dafür, diese Rezession ausgelöst zu haben, schildert NYTimes. Die Banken haben durch die Finanzierung von Bau und Kauf von Schiffen mitgeholfen, dass ein Überangebot in grossen Containerschiffen entstanden ist, was zu einem Zusammenbruch der weltweiten  Fracht-Preise geführt hat.

Deutsche meckern chronisch darüber, dass sie für uneinbringliche Forderungen Griechenlands aufkommen müssen. Und die deutsche Politik stilisiert sich als Hüterin der Haushaltsdisziplin. Aber die mit der Schifffahrt-Industrie zusammenhängende Krise und die daraus hervorgehenden Risiken im Hinblick auf die deutsche Wirtschaft in Form von Darlehen in Höhe von Milliarden Euros und die Verluste, die die Unternehmen in diesem Sektor betreffen, warten noch auf Antworten der Politik und der deutschen Banken, so der Bericht.

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Global Shipbuilding New Order, Graph: Andy Meng, Morgan Stanley

Die Rezession in der Schifffahrtsbranche, die laut NYTimes durch die Euro-Krise überschattet wurde, hat viele der gleichen Ursachen. Dazu gehören (vor dem Hintergrund der marktverzerrenden staatlichen Anreizen und einer gigantischen Unterschätzung des Risikos) komplexe Finanzprodukte, die schiefgegangen sind.

Der Containerschiff-Markt ist komplett überbaut, zitiert NYTimes einen Experten aus einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Hamburg. Die Banken seien Schuld daran, leicht Kredite zu vergeben, die Fracht-Unternehmen für die Bestellung von vielen Schiffen verwenden. Und die Investoren seien auf steuerfreie Gewinne hinaus, dank dem deutschen Gesetz.

In der Schifffahrtsindustrie droht im Angesicht des schweren Abschwungs eine Reihe von Insolvenzen, mahnt der Artikel zum Schluss an, zumal die Finanzierungsmodelle nicht aufgehen.

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