Freitag, 28. Dezember 2012

Gibt es kein Wachstum mehr?


Die Kommentare im Wirtschaftsteil der Zeitungen fokussieren auf die kurze Sicht: die Auswirkungen von Fiscal Cliff auf die Erholung der amerikanischen Wirtschaft, die Spannungen um den Euro, den letzten Versuch Japans, der Deflation zu entkommen, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Is Growth over?“) am Freitag in NYTimes. Der Schwerpunkt ist verständlich. Aber, was wissen wir über die Aussichten für den langfristigen Wohlstand? Die Antwort lautet laut Krugman, weniger als wir denken.

Die langfristigen Prognosen, die durch die offiziellen Seiten erstellt werden, wie z.B. durch das Congressional Budget Office (CBO) gehen von zwei grossen Annahmen aus. Die eine ist, dass das Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahrzehnten dem Wachstum in den vergangenen Jahrzehnten ähneln werde. Auf der anderen Seite wird im Allgemeinen angenommen, dass die Einkommensungleichheit, die in den vergangenen drei Jahrzehnten kräftig gestiegen ist, in Zukunft nur geringfügig zunehmen werde.

Die gängige Meinung ist wahrscheinlich falsch, in einer oder beiden Dimensionen, hält Krugman fest. Robert Gordon hat neulich argumentiert, dass das Wirtschaftswachstum sich stark verlangsamen werde. In der Tat scheint das Alter des Wachstums, was im 18. Jahrhundert begonnen hat, zu Ende zu gehen, betont Krugman.

Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises hält es zwar für eine interessante These. Aber er denkt nicht, dass Gordon Recht hat, vor allem, was die zerstörerischen Implikationen der gängigen Meinung betrifft. Im Gegensatz zum Techno-Pessimismus von Prof. Gordon vertritt Krugman die Ansicht, dass die Informationstechnologie sich erst jetzt auszuzahlen beginnt, was noch mehr aus dem Aufstieg der intelligenten Maschinen hervorgehen werde.

Beobachtet man die Dinge, weiss man, wie im Feld der künstlichen Intelligenz (artificial intelligence) Fehlschläge hingenommen werden mussten. In letzter Zeit jedoch scheinen die Schranken gefallen zu sein. Die Maschinen dürften demnächst bereit sein, viele Aufgaben zu erledigen, die derzeit grosse Menge an menschlicher Arbeit erfordern. Das bedeutet raschen Produktivitätszuwachs und damit hohes Wirtschaftswachstum.

Die entscheidende Frage ist aber, wer davon profitieren wird? Leider ist es nur allzu leicht, den Fall zu machen, dass die meisten Amerikaner zurückgelassen werden, weil intelligente Maschinen den Beitrag der Arbeitnehmer, einschliesslich der hochqualifizierten Arbeitskräfte schliesslich abwerten werden, hebt Krugman hervor. Der Punkt ist, dass es einen Grund gibt, zu denken, dass die gängige Meinung im Hinblick auf die langfristigen Haushaltsprojektionen, die fast jeden Aspekt der politischen Debatte formen, insgesamt falsch ist.

Was sind aber die Auswirkungen dieser alternativen Sicht für die Politik? Sicherlich ein Thema für eine der nächsten Kolumnen von Paul Krugman.

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