Die
Kommentare im Wirtschaftsteil der Zeitungen fokussieren auf die kurze Sicht: die
Auswirkungen von Fiscal Cliff auf die
Erholung der amerikanischen Wirtschaft, die Spannungen um den Euro, den letzten
Versuch Japans, der Deflation zu entkommen, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Is Growth over?“) am Freitag in NYTimes. Der Schwerpunkt ist verständlich. Aber, was wissen wir über die
Aussichten für den langfristigen Wohlstand? Die Antwort lautet laut Krugman,
weniger als wir denken.
Die
langfristigen Prognosen, die durch die offiziellen Seiten erstellt werden, wie
z.B. durch das Congressional Budget
Office (CBO) gehen von zwei grossen Annahmen aus. Die eine ist, dass das
Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahrzehnten dem Wachstum in den vergangenen
Jahrzehnten ähneln werde. Auf der anderen Seite wird im Allgemeinen angenommen,
dass die Einkommensungleichheit, die in den vergangenen drei Jahrzehnten
kräftig gestiegen ist, in Zukunft nur geringfügig zunehmen werde.
Die
gängige Meinung ist wahrscheinlich falsch, in einer oder beiden Dimensionen,
hält Krugman fest. Robert Gordon hat neulich argumentiert, dass das Wirtschaftswachstum sich stark
verlangsamen werde. In der Tat scheint das Alter des Wachstums, was im 18.
Jahrhundert begonnen hat, zu Ende zu gehen, betont Krugman.
Der
Träger des Wirtschaftsnobelpreises hält es zwar für eine interessante These.
Aber er denkt nicht, dass Gordon Recht hat, vor allem, was die zerstörerischen Implikationen
der gängigen Meinung betrifft. Im Gegensatz zum Techno-Pessimismus von Prof.
Gordon vertritt Krugman die Ansicht, dass die Informationstechnologie sich erst
jetzt auszuzahlen beginnt, was noch mehr aus dem Aufstieg der intelligenten
Maschinen hervorgehen werde.
Beobachtet
man die Dinge, weiss man, wie im Feld der künstlichen Intelligenz (artificial intelligence) Fehlschläge
hingenommen werden mussten. In letzter Zeit jedoch scheinen die Schranken
gefallen zu sein. Die Maschinen dürften demnächst bereit sein, viele Aufgaben
zu erledigen, die derzeit grosse Menge an menschlicher Arbeit erfordern. Das
bedeutet raschen Produktivitätszuwachs und damit hohes Wirtschaftswachstum.
Die
entscheidende Frage ist aber, wer davon profitieren wird? Leider ist es nur
allzu leicht, den Fall zu machen, dass die meisten Amerikaner zurückgelassen
werden, weil intelligente Maschinen den Beitrag der Arbeitnehmer, einschliesslich der
hochqualifizierten Arbeitskräfte schliesslich abwerten werden, hebt Krugman
hervor. Der Punkt ist, dass es einen Grund gibt, zu denken, dass die gängige
Meinung im Hinblick auf die langfristigen Haushaltsprojektionen, die fast jeden Aspekt der politischen Debatte formen, insgesamt
falsch ist.
Was sind aber die
Auswirkungen dieser alternativen Sicht für die Politik? Sicherlich ein Thema
für eine der nächsten Kolumnen von Paul Krugman.
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