Samstag, 29. Dezember 2012

Taylor Rule vs NGDP Targeting


In einer der leidenschaftlich geführten Debatten (h/t to Mark Thoma) im Jahr 2012 ging es um die Gegenüberstellung der relativen Wirksamkeit der Taylor Regel und des NGDP Targeting (Steuerung eines nominellen BIP-Zielwertes) im Rahmen der Geldpolitik.

David Altig, Atlanta Fed kann sich beispielsweise mit dem NGDP Targeting nicht anfreunden. Altig erklärt zusammenfassend, was die Achillesferse des NGDP Targeting ist: Es liefert einen schwachen nominalen Anker in einem Marktumfeld, wo es grosse Unsicherheit im Hinblick auf das Potential des realen BIP gibt. Und das diesbezügliche Bedenken ist historisch gerechtfertigt, argumentiert Altig weiter.

Im Grunde genommen sollte jeder, der sich darüber wundert, wie die Demographie auf die Partizipationsrate der Arbeitskräfte auswirkt und wie die Technologie die Dynamik der Arbeitsplatzschaffung verändert, oder wie die Politik das Angebot an Arbeit beeinflusst, Bescheidenheit darüber empfinden, wo das potentielle BIP sich hinbewegt. Das mangelnde Vertrauen im Hinblick auf den Pfad des realen BIP nehme nämlich laut Altig der Idee der Steuerung eines nominalen BIP-Ziels den Glanz ab.

Die Gegner der Taylor Regel können sich an David Andolfatto, St. Louis Fed wenden. Der Wirtschaftsprofessor deutet auf eine   Forschungsarbeit („Seven Faces of The Peril“) von Jim Bullard hin, wo der St. Louis Fed-Präsident Überlegungen über die Aussichten, wie die USA in eine Deflation im japanischen Still stürzen könnten, anstellt.


Inflationsprognose mit einem Horizont von „1 zu 2“-Jahren, um die vorübergehende Einflüsse auf die Teuerungsrate zu glätten, wo die Zentralbank hindurchsehen sollte, Graph: Dave Altig in macroblog

Bullards Analyse beruht auf einen Einblick, welcher von Benhabib, Schmitt-Grohe und Uribe in einer weiteren Forschungsarbeit („The Perils of Taylor Rules“) vorgestellt wird.

Die Autoren zeigen, dass, wenn die Geldpolitik gestützt auf einer Taylor-Regel erfolgt, und die Nominal-Zinsen auf der Null-Grenze (zero lower bound) liegen, es dann im Allgemeinen zwei stationäre Gleichgewichte gibt. In einem Gleichgewicht (das „beabsichtigte“ Ergebnis) sind der nominale Zinssatz und die Inflationsrate im Ziel. Im anderen Gleichgewicht (das „unbeabsichtigte Ergebnis) liegen der nominale Zinssatz und die Inflationsrate unter dem Zielwert: Die Wirtschaft steckt in einer Liquiditätsfalle.

Wie die Autoren zum Ausdruck bringen, tritt die Multiplizität der Ergebnisse auch in einer Wirtschaft auf, wo die Preise vollkommen flexibel sind. Alles, was erforderlich ist, sind drei (unumstrittenen) Zutaten: (1) Fisher-Gleichung, (2) eine Taylor-Regel und (3) eine Null-Grenze (zero lower bound).

Andolfatto betont, dass er im Jahr 2010 dieses Argument nicht ernst genommen habe. Zum Teil, weil das sog. „unbeabsichtigte“ Ergebnis effizienter ist als das „beabsichtigte“ Ergebnis (zumindest in einem Modell mit flexiblen Preisen). M.a.W. erweist sich die Friedman-Regel als eine gute Politik, erläutert Andolfatto. Er habe damals gedacht, dass andere Faktoren wahrscheinlich viel wichtiger wären, als die Ereignisse, die zu diesem Zeitpunkt stattfanden. Er sei vielleicht voreilig gewesen, aber dann liefert er eine ausführliche Analyse anhand eines OLG-Modells (nur für Streber).

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