Donnerstag, 12. Januar 2012

Wie sieht die Liquiditätsfalle derzeit aus?

(Wonkish)

Grew Mankiw schreibt in seinem Blog, dass die Liquiditätsfalle bald vorüber sein dürfte. Der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor stützt sich dabei auf eine Schätzung (gemäss Taylor-Regel) ab:

Fed Funds Rate = 8,5% + 1,4% (Kerninflation – Arbeitslosigkeit)

Mankiw sagt also, dass, wenn man sich auf die Koeffizienten einer einfachen Taylor-Regel bezieht, dass die Liquiditätsfalle sich demnächst schliesst.

Paul Krugman bemerkt dazu in seinem Blog, dass Mankiws Schätzung die 1990er Jahre betrifft. Er selbst habe dieselbe Taylor-Regel (mit denselben Koeffizienten von Arbeitslosigkeit und Kerninflation) auf das Jahr 2010 angewendet und unterschiedliche Koeffizienten bekommen, unterstreicht Krugman und liefert die folgende Abbildung mit aktuellen Daten.

Fazit: Die Wirtschaft ist doch nicht so nahe, aus der Liquiditätsfalle zu kommen.

Die Frage ist aber, ob es Sinn macht, zu sagen, dass eine neuere Version der Taylor-Regel richtig wäre?


Liquiditätsfalle, Der effektive Tageszinssatz (*), die rote Kurve, Graph: Prof. Paul Krugman
(*) Die Effective Fed Funds Rate (siehe Definition hier)
die blaue Kurve ist die Schätzung nach der Taylor-Regel

Krugman verweist auf Ryan Avent, der in TheEconomist schreibt, dass es alles andere als klar sei, dass die Daten uns demnächst tatsächlich näher zum Kreuzungspunkt bringen. Die Kerninflation, nach einem Anstieg im Jahr 2011, scheint wieder zurückzufallen. Die Arbeitslosigkeit dürfte nicht fallen, auch wenn die Schaffung von Arbeitsplätzen ziemlich gut ist, weil entmutigte Arbeitnehmer nun zurückkommen werden.

Aber die Hauptsache ist, dass die Verwendung von historischen Schätzungen der Taylor-Regel nicht ein guter Weg ist, die Geldpolitik der Fed vorauszusagen oder an diesem Punkt der Geschichte Geldpolitik der Fed zu empfehlen, erläutert Krugman.

Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises erinnert daran, dass eine Taylor-Regel-Schätzung basierende auf historischen Zahlen in der Tat eine Schätzung ist, wie die Fed denkt, nicht was die Fed tun soll. So, wenn Ihre Taylor-Regel einen positiven Zinssatz fordert, heisst es, dass die Fed tun würde, wenn sie im Durchschnitt den Weg über die Zeitperiode von 1988-2008 weitergehen würde.


Fed Funds Rate Schätzung, Graph: Prof. Paul Krugman

„Warum soll aber die Fed immer noch so denken? Seit 2008 kommt eine Vielzahl von Informationen auf uns zu“, legt Krugman dar: „Wenn sonst nichts haben wir gelernt, dass die Liquiditätsfalle weder eine Erfindung unserer Fantasie noch etwas ist, was nur in Japan geschieht. Es ist eine reale Bedrohung und ob und wann sie endet, sollten wir uns vor ihrer Rückkehr schützen, was bedeutet, dass es starke Argumente für ein höheres Inflationsziel (inflation targeting) und für aggressivere Geldpolitik gibt, wenn die Arbeitslosigkeit bei niedriger Inflation hoch ist“.

Die Quintessenz ist, dass die Fed fast sicher nicht demnächst beginnen wird, die Zinsen zu erhöhen. Und sie sollte es nicht.

Keine Kommentare: