Montag, 16. Januar 2012

Ungleichheit, soziale Werte und Träume

I have a dream“, erklärte Martin Luther King in einer Rede, die von seiner Kraft nichts verloren hat. Und etwas von diesem Traum ist wahr geworden, schreibt Paul Krugman heute am Martin Luther King Day in seiner lesenswerten Montagskolumne („How Fares the Dream?“) in NYT.

Die Bürgerrechtsbewegung war eine der schönsten Stunden Amerikas, hebt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) hervor. King träumte von einer Nation, in der seine Kinder nicht nach der Farbe ihrer Haut, sondern durch den Inhalt ihres Charakters beurteilt werden.

Aber „wir sind tatsächlich eine Nation geworden, die die Menschen beurteilt, und zwar durch die Grösse ihrer Gehaltschecks. Und in Amerika ist die Grösse des Gehaltchecks laut Krugman mehr als in den meisten anderen Ländern  stark mit der Grösse des Gehaltschecks des Vaters verbunden: „Auf Wiedersehen Jim Crow, Hallo Klassen-System“.

Die wirtschaftliche Ungleichheit ist nicht grundsätzlich ein rassisches Problem. Aber es gibt rassische Auswirkungen auf die Art und Weise, wie die Einkommen auseinanderfallen. In den 1960er Jahren wurde im allgemeinen davon ausgegangen, dass die Beendigung der offensichtlichen Diskriminierungen den wirtschaftlichen sowie den rechtlichen Status von Minderheiten verbessern würde, schildert Krugman. Und dies schien zunächst zu passieren.

Aber um das Jahr 1980 hat die relative wirtschaftliche Stellung der Schwarzen in Amerika aufgehört, sich zu verbessern. Warum? Ein wichtiger Teil der Antwort ist sicher, dass die Einkommensunterschiede sich in den USA ab ca. 1980 dramatisch auszuweiten begannen.


Die Great Gatsby Curve, Graph: Prof. Alan Krueger

Die NYT hat kürzlich berichtet, dass Amerika zwischen den Generationen tatsächlich weniger Mobilität aufweist als andere fortgeschrittene Länder. Und es gibt laut Krugman allen Grund, zu glauben, dass niedrige amerikanische wirtschaftliche Mobilität (economic mobility) viel mit der Einkommensungleichheit zu tun hat.

Krugman deutet in diesem Zusammenhang auf Alan Krueger hin. Der Vorsitzende des Council of Economic Advisers des Präsidenten zeigt auf, dass die Länder mit einer hohen Ungleichheit weniger Mobilität haben. Und dass diese Beziehung nahelegt, dass Amerika im Jahr 2035 noch weniger Mobilität haben wird als heute: ein Ort, wo die wirtschaftlichen Aussichten der Kinder weitgehend die Klasse widerspiegeln, in die sie geboren werden. „Das ist keine Entwicklung, die wir sanfmütig akzeptieren sollten“, bekräftigt Krugman. 

Mitt Romney sagt, dass Einkommensungleichheit in „ruhigen Zimmern“ diskutiert werden soll, wenn überhaupt. Es gab eine Zeit, wo die Leute dasselbe über die Rassenungleichheit gesagt haben. Aber zum Glück gab es Leute wie Martin Luther King, die sich geweigert haben, ruhig zu bleiben, unterstreicht der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor. Und „wir sollten heute diesem Beispiel folgen. Die wachsende Ungleichheit droht Amerika einen anderen und noch schlimmeren Ort zu machen. Und wir müssen diesen Trend umkehren, um sowohl unsere Werte als auch unsere Träume zu bewahren“, fasst Krugman als Fazit zusammen.

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