Sonntag, 29. Januar 2012

Höhere Steuern haben auch für die Reichsten Vorteile

Die Themen Steuern und Regulierung werden im Mittelpunkt der Präsidentschaftswahl stehen, schreibt Robert Frank in einem lesenswerten Essay („Higher Taxes Help the Richest, Too“) in NYT.

Eine Debatte dürfte sich beispielsweise darauf konzentrieren, ob die Steuersenkungen für die reichsten Familien am Ende des Jahres auslaufen sollen oder nicht. Auf der anderen Seite dürften es Versuche geben, die kürzlich verabschiedeten Standards in Bezug auf den Umweltschutz (Environmental Protection Agency), welche hochgiftige Quecksilber-Emissionen begrenzen, aufzuheben, bemerkt der an der Cornell University, Johnson Graduate School of Management lehrende Wirtschafsprofessor.

Umfragen zeigen, dass die meisten Wähler für höhere Steuern für die Reichen plädieren. Aber viele reiche Leute sind entschlossen, an ihren Steuersenkungen festzuhalten, weil die jüngsten Veränderungen im Gesetz für Wahlkampffinanzierung politischen Einfluss der Reichen erhöhen.

Neben einem gewissen Punkt scheint es laut Frank nur wenige Vorteile in Bezug auf die Zufriedenheit zu geben, was die Stärkung der privaten Ausgaben betrifft. Wenn zum Beispiel Villen von 10‘000 auf 15‘000 Quadratmeter wachsen, ist der primäre Effekt nur, die Latte höher zu stellen, welche ein adäquates Haus für die Superreichen definiert.

Im Gegensatz würden höhere Ausgaben für viele Formen des öffentlichen Verbrauchs deutlich mehr Vorteile in Bezug auf die Zufriedenheit für die Reichen schaffen. Es ist vernünftig, anzunehmen, dass beispielsweise das Fahren auf gut ausgebauten Strassen sicherer und weniger stressig ist als das Fahren auf Strassen mit Schlaglöchern, erklärt Frank.

Das wirft aber eine offensichtliche Frage auf: wenn wohlhabende Steuerzahler glücklicher wären, etwas weniger teuere Fahrzeuge auf besseren Strassen zu fahren, warum sind sie vehement gegen höhere Steuern, die für eine verbesserte Infrastruktur notwendig sind?

Eine mögliche Erklärung ist, dass sie unter einer einfachen kognitiven Illusion (cognitive illusion) leiden, wenn sie darüber nachdenken, dass höhere Steuern sie betreffen würden, hält der Autor des aktuellen, lesenswerten Buches The Darwin Economy fest.

Wenn Sie höhere Steuern zahlen, haben Sie offensichtlich weniger Geld zum Ausgeben. Die Aussicht auf eine Steuererhöhung veranlasst daher die Menschen, zu denken, dass sie weniger in der Lage wären, ihre Wünsche zu befriedigen.

Sobald aber die Einkommen über eine bescheidene absolute Schwelle steigen, werden viele der Dinge, die die Leute wollen, als positional goods bezeichnet. Das sind Dinge, die an sich (von Natur aus) knapp sind, wie z.B. wunderschöne Anwesen am Wasser oder Dinge, deren Wert überwiegend vom Zusammenhang abhängen wie z.B. Edelsteine oder trittsichere Sportwagen. Da positonelle Güter knapp (Mangelware) sind, gehen sie an die Meistbietenden. Die Tendenz, die Tatsache zu übersehen, verzerrt, wie die Menschen über die Auswirkungen von höheren Steuern nachdenken, erläutert Frank.

Die kognitive Illusion tritt auf, weil die meisten finanziellen Rückschläge, die die Menschen im Leben erleben, sich aus Ereignissen ergeben, die allein sie treffen. Wie z.B. gesundheitliche Notfälle, oder Probleme am Arbeitsplatz. Ehen können scheitern. Schmuck kann gestolen werden. Überschwemmungen können Häuser beschädigen. In jedem Fall ist die Auswirkung so, dass die Fähigkeit, für positionelle Güter zu bieten, eingeschränkt wird.

Exkurs:

(a) positional goods: relative Vorteile. Es kommt auf den Kontext an.

z.B. Wohnverhältnisse.

Die Sorge um den relativen Verbrauch führt zu positionellem Wettrüsten oder zu Ausgaben für Wettrüsten (Rüstungswettstreit) mit Fokus auf positionelle Güter.

(b) non-positional goods: absolute Vorteile.

z.B. Sicherheit am Arbeitsplatz.

Oder Gemeinbedarf, öffentliches Gut.

Die Lektion des Rüstungswettlaufs ist Metapher dafür, zu zeigen, dass wir zu viel positionell konsumieren und nicht genügend an nicht-positionellen Gütern konsumieren.

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