Montag, 23. Januar 2012

Wie US-Wirtschaft Euro-Zone abhängt

Wie steht es um die Lage der USA? Nun, der Zustand der Wirtschaft bleibt schrecklich, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Montagskolumne („Is Our Economy Healing?”) in NYT.

„Es gibt aber Gründe, zu denken, dass die Wirtschaft sich endlich auf dem (langsamen) Weg zu besseren Zeiten befindet. Und wir würden uns nicht auf diesem Weg befinden, wenn Obama getan hätte, was die Republikaner forderten: eine Kürzung der Staatsausgaben oder eine Straffung der Geldpolitik durch die Fed“, unterstreicht der Träger des Wirtschaftsnobelpreises.

Warum lässt aber Krugman durch die Wolken ein bisschen Optimismus erblicken? Die jüngsten Wirtschaftsdaten fielen etwas besser aus. Noch wichtiger, dass es Anzeichen dafür gibt, dass die beiden grossen Probleme (Immobilienkrise und übermässige private Verschuldung) an der Wurzel des konjunkturellen Einbruchs sich endlich entspannen.

Es gibt natürlich noch grosse Risiken, v.a. das Risiko, dass Europas Probleme die Erholung in Amerika entgleisen könnten, erklärt Krugman. Und damit hängt eine Geschichte zusammen: eine Geschichte, welche von McKinsey Global Institute im aktuellen Bericht („Debt and deleveraging: uneven progress on the path to growth“) erzählt wird.

Der Bericht, der  die Fortschritte beim Schuldenabbau (deleveraging) beobachtet, dokumentiert wesentliche Fortschritte in den USA, im Gegensatz zum Fehlschlag in Europa. Und während der Bericht es nicht explizit zum Ausdruck bringt, ist es laut Krugman ziemlich klar, warum Europa schlecht dran ist als die USA: weil die europäischen Entscheidungsträger Angst davor hatten, falsche Dinge zu machen.

Insbesondere hat die EZB sich um die Inflation Sorgen gemacht, anstatt sich über die Erholung der Wirtschaft Gedanken zu machen. Und die rigorosen Sparmassnahmen (fiscal austerity) haben die Wirtschaft heruntergedrückt, was die dringend notwendige Reduzierung der privaten Verschuldung verunmöglicht, erläutert der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.
Das Endergebnis ist, dass die Europäer wegen all ihrer Moralisierung über die Übel der Kreditaufnahme nicht irgendwelche Fortschritte im Kampf gegen Überschuldung machen, während die USA im Prozess des Schuldenabbaus vorankommen.

Zurück zur Situation in den USA: Krugmans vorsichtiger Optimismus sollte nicht als eine Erklärung genommen werden, dass alles gut sei, wie er selbst betont. Die Amerikaner haben bereits enorme, unnötige Schäden erlitten, wegen der unangemessenen Reaktion auf den Abschwung. Die USA haben versagt, für eine signifikante Entlastung der Hypotheken-Problematik zu sorgen, was die Wirtschaft schneller dazu geleitet hätte, die Verschuldung abzubauen. Und es wird nun Jahre dauern, bevor die US-Wirtschaft auch nur annähernd Vollbeschäftigung bekommt.

Aber es hätte schlimmer werden können. Es wäre alles schlimmer geworden, wenn wir der Politik gefolgt wären, die von Obamas Gegnern verlangt wurde, legt Krugman dar. Die Republikaner fordern, dass die Fed versuchen soll, die Zinsen nach unten zu drücken und dass die Staatsausgaben sofort eingestellt werden sollen, was im Grunde genommen nichts anderes bedeutet als dass Amerika Europas Fehlern nacheifert.

Und wenn die diesjährige Wahl die falsche Ideologie an die Macht bringt, könnte Amerikas beginnender Aufschwung laut Krugman auch ausgelöscht werden.

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