Donnerstag, 19. Januar 2012

Arme Reiche?

Sollten wir uns Sorgen über Wohlhabende machen? Mitt Romney, der Politiker der Republikanischen Partei im Rennen um die amerikanische Präsidentschaft rühmt sich damit, dass er annähernd 15% Einkommenssteuer zahlt. Warum nicht 35%?

Der ehemalige Gouverneur des Bundesstaates Massachusetts betont, dass sein Einkommen aus seiner früheren Tätigkeit als Investor (als Chef von Bain Capital, einer Private Equity Firma) in der freien Wirtschaft stamme. Die Erträge werden nun einmal niedriger besteuert.

Romney will dennoch die Steuerlast der Reichen entschieden verringern. Ari Fleischer, der ehemalige Pressesprecher des Weissen Hauses für US-Präsident George W. Bush versucht, auf Twitter Gründe dafür zu liefern, dass die Reichen heute mehr Steuerlast erfahren jemals zuvor.

Wie hat sich aber der Anteil des Einkommens in den vergangenen Jahren verändert? Damit befasst sich Mark Thoma in seinem Blog und zeigt die folgenden Fakten auf: Angaben des CBO (Congressional Budget Office) zufolge ist das Einkommen zwischen 1979 und 2007 gewachsen um

275% für die obersten 1% der Haushalte,
65% für die nächsten 19%,
knapp unter 40% für die nächsten 60% und
18% für die unteren 20%.


Entwicklung der Steuersätze für die Reichen, Graph: via Prof. Mark Thoma

PS: Das nächste Mal, wenn Politiker versuchen, zu argumentieren, dass die Reichen einen Anstieg ihrer Steuerlast erfahren, behalten Sie diese Abbildung im Gedächtnis.

Der Anteil des Einkommens, der auf Haushalte mit höherem Einkommen entfällt, ist gestiegen. Der Anteil, der auf einkommensschwächere Haushalte entfällt, ist gesunken. Das obere Fünftel der Bevölkerung sah eine 10%ige Erhöhung ihres Anteils an Einkommen nach Steuern. Das meiste des Wachstums ging in die oberste 1% der Bevölkerung. Alle anderen Gruppen sahen ihren Anteil um 2 bis 3% sinken.

Was die oberste 1% betrifft: Zwischen 1979 und 2007 ist das Einkommen für diese Gruppe um 275% gewachsen und der Anteil des Einkommens hat sich von rund 10% auf rund 20% des Gesamteinkommens verdoppelt, erklärt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.

Doch der Anteil der Steuern für diese Gruppe ist weniger als doppelt gestiegen. Das heisst, dass sich aus einer Verdopplung des Einkommens weniger als eine Verdopplung der Steuern ergeben hat. Angesichts der Tatsache, dass das Wachstum des Einkommens das Wachtum der Steuern überstieg, ist es schwer, zu sehen, wie dies als ein Anstieg der Steuerlast für die obersten 1% dargelegt werden kann.

Was die Mittelschicht betrifft: Der Anteil der Bundessteuer der Steuerzahler mit mittlerem Einkommen ist von 21% im Jahre 1979 auf 16,5% im Jahre 2007 gesunken. Doch im gleichen Zeitraum ist der Anteil des Einkommens für diese Gruppe von 51,1% auf 43,5% gefallen.

Wie sieht es am unteren Ende der Einkommensverteilung aus? Es ist laut Thoma irreführend, nur auf die Bundeseben zu blicken, was die Steuerlast für diese Gruppe betrifft. Die Steuerbelastung auf Bundesebene (federal taxes) ist für diese Gruppe relativ niedrig, aber die Staatsabgaben (state taxes), Umsatzsteuer (sales taxes) und dergleichen einkalkuliert, ist die Last relativ hoch. Die Daten des Institutes für Steuern und Wirtschaftspolitik zeigen, dass das ärmste Fünftel der Haushalte eine atemberaubende 12,3% ihres Einkommens für einzelstaatliche Steuer und Kommunalsteuer abgeben.

Betrachtet man federal, state und local Steuern, zahlte das unterste Fünftel der Haushalte 16,3% ihres Einkommen an Steuern im Durchschnitt im Jahr 2010.

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