Mittwoch, 18. Januar 2012

Haushaltsdefizite in einer Bilanz-Rezession

Haushaltsdefizite sind während einer Bilanz-Rezession (balance sheet recession) gut, schreibt Richard Koo (via Pragmatic Capitalism) in einer aktuellen Analyse.

Viele dachten, dass die explodierenden Haushaltsdefizite die USA in eine Hyperinflation führen würden. Andere sagten, dass die Sparmassnahmen (fiscal austerity) in Europa eine Trendwende hervorbringen würden.

Der Sparkurs ist vergleichbar mit einem Arzt, der einem Patienten mit Lungenentzündung erzählt, auf Diät zu gehen und sich mehr zu bewegen. Die Übung ist wichtig ist, wenn anzunehmen ist, dass der Patient gesund ist. Wenn der Patient aber krank ist, muss er seine Stärke wiederaufbauen, bis er körperlich erneut  in der Lage ist, Übungen zu absolvieren, schildert Koo.

Unabhängig davon, wie übergewichtig ein Patient mit Lungenentzündung wäre, ist es die erste Aufgabe eines Arztes, ihm die Behandlung vorzuschreiben, die der Patient braucht, um die Krankheit zu bekämpfen. Schliesslich kann der Patient sterben, wenn die Behandlung zu lange hinausgezögert wird, legt der Chefökonom, Nomura Research Tokio dar.

Bilanzrezessionen (balance sheet recessions), die stattfinden, wenn Unternehmen und private Haushalte rasch dazu übergehen, trotz Null-Zinsen, ihre Schulden zu tilgen, sind laut Koo eine Art Lungeentzündung. Der einzige Weg, sie zu behandeln, ist, dass der Staat Kreditnehmer wird und als spender last resort Geld ausgibt, und zwar mit einem Konjunkturprogramm (fiscal stimulus), welches darauf abzielt, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln, erklärt Koo.

„Haushaltsdefizite während Bilanrezessionen sind gute Defizite“.

Alle Haushaltsdefizite sind gute Defizite während dieser Art von Rezessionen, hebt Koo hervor: „Erst wenn öffentliche und private Investoren dies realisieren, werden  ihre Entscheidungen nicht mehr durch die Ansicht der Rating-Agenturen, die von Bilanz-Rezessionen nichts verstehen, beeinflusst“.

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