Mittwoch, 11. Januar 2012

Schuldendeflation

Nach Dänemark (im Dezember 2011) und Deutschland (am 9. Januar 2012) hat sich auch in der Schweiz auf einer Geldmarkt-Auktion eine negative Rendite ergeben. Wie die SNB mitteilt, hat die Schweizerische Eidgenossenschaft gestern zu einer Rendite von Minus 0,251% 512,75 Mio. Franken mit 364 Tagen Laufzeit zugeteilt.

Die Flucht in Sicherheit hat in Europa mittlerweile solche Ausmasse angenommen, dass die Investoren dem sicheren Staat praktisch eine Art Leihgebühr für die Aufbewahrung der liquiden Mittel bezahlen.

Die erhöhte Geldnachfrage und anhaltend niedrige Zinsen deuten auf Deflation hin. Die Parallelen an die Depression in den 1930er Jahren sind verblüffend.  Die Kreditnehmer verlieren, weil ihre Schuldenlast real ansteigt.

Die Gefahr droht, dass die Wirtschaft allmählich in eine Schuldendeflation (debt deflation) gerät. Die Wirkung der Deflation auf die Senkung de gesamtwirtschaftlichen Nachfrage spielte in der Grossen Depression eine bedeutende Rolle, wie Paul Krugman in seinem Lehrbuch (Volkswirtschaftslehre) beschreibt. Das heisst, dass sich der konjunkturelle Abschwung verstärkt. Jede weitere Vergrösserung der Notenbankgeldmenge (monetary base) durch die Zentralbank bleibt in den Kassenbeständen hängen.


Schweiz Zinsstrukturkurve, Graph: SIX Swiss Exchange
SNB-Zielband: 0,00 – 0,25%, Repo-Overnight: - 0,02%, 3-Monats-Libor: 0,06%

Ben Bernanke, Fed-Vorsitzender verweist in seiner inzwischen berühmten Forschungsarbeit („Non-Monetary Effects of the Financial Crisis in the Propagation of the Great Depression“) auf die fortschreitende Erosion der Sicherheiten (collateral) des Kreditnehmers in Bezug auf die Schuldenlast. Da der charakteristische Kreditnehmer nach und nach insolvent wird, stehen Banken (und andere Kreditgeber) einem Dilemma gegenüber. Die non-contingent Darlehen weisen zunehmend höhere Ausfallrisiken auf.

Kein Wunder, dass die US-Banken keine Dollars mehr an die europäische Banken geben, sodass die US-Notenbank und die EZB (und weitere vier westliche Zentralbanken) Liquiditäts-Swap-Abkommen (siehe  hier und hier) in US-Dollar haben abschliessen müssen, damit europäische Banken wenigstens bei der EZB Dollar besorgen können.

Eine Deflation vermindert die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und beschleunigt die Abwärtsspirale. Bei einer negativen Inflation und einem Nominalzins von nahe Null bringt die Kassehaltung einen positiven Realzins. Daher wollen Investoren Bargeld nur kurzfristig anlegen und zahlen sogar eine Prämie dafür, dass der Staat das Geld für sie aufbewahrt.

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