Mittwoch, 6. April 2011

Overnight-Geschäfte: Keine risikofreien Gewinne mehr für Banken

Die US-Geldmarktzinsen sind laut Bloomberg zu Beginn der Woche auf etwa ein-Jahres-Tiefs gesunken. Die Rendite der T-Bills mit 3 Monaten Laufzeit ist von 10 Basispunkten am vergangenen Donnerstag auf 3 Basispunkte am Dienstag gefallen. Die Rendite lag im Februar noch auf 15,72 Basispunkten. Warum? Da die Banken nicht mehr in der Lage sind, risikofreie Gewinne (risk-free profits) am Geldmarkt über Nacht (overnight money markets) zu machen, fliessen die Gelder in andere kurzfristige Instrumente. Warum? Weil (1) die US-Einlagensicherungsbehörde (FDIC) eine Gebühr für die Banken für die „Kreditaufnahme über Nacht“ eingeführt und (2) das US-Schatzamt die Emission von T-Bills* reduziert hat, um eine Überschreitung des Schuldenlimits  (debt ceiling, mehr zum Thema Schuldenobergrenze) zu verhindern.


 
3 Monats-US-Treasury Bills, Rendite, Graph: Bloomberg.com


Die FDIC hat am Freitag begonnen, eine Abgabe für die Banken für die Mittelbeschaffung über Nacht am Geldmarkt (overnight repo) zu erheben. Die Massnahme ist ein Teil des FDIC-Plans, den Einlagensicherungsfonds nach dem Scheitern von mehr als 350 Banken seit 2007 wieder aufzubauen, wie FT berichtet. Die Gebühr basiert auf dem Risiko-Rating des Kreditnehmers, und dürfte rund 15 Basispunkte für die Grossbanken betragen.

Die Banken verlassen jetzt den Overnight Geldmarkt, wo sie sich bisher Gelder zu rund 10-15 Basispunkten (über Nacht) geliehen (v.a. von den vom Staat kontrollierten Hypothekenfinanzierungsunternehmen wie Fannie Mae und Freddie Mac) und sie bei der Fed zu 25 Basispunkten (über Nacht) angelegt haben.

Die Fed verzinst seit Oktober 2008 die sog. Überschussreserven (excess reserves), die sich zur Zeit auf 1'366 Mrd. $ belaufen, zu 0,25%. Daher ist die Rede von risk-free-profits. Die Banken haben sich also bisher über Nacht** eine goldene Nase verdient, aufgrund der besonderen Umstände, die die Finanzkrise ausgelöst hat, die wiederum von Banken verursacht wurde. Die Art von Arbitrage-Deals der Banken werden nun von der FDIC unterbunden.

* Es handelt sich dabei um Wertpapiere im Rahmen des Supplementary Financing Program (SFP). Das SFP erlaubt dem US-Schatzamt (Treasury), Schulverschreibungen zu verkaufen und den Erlös bei der Fed zu deponieren.

** Der DTCC-Index verarbeitet Repo-Transaktionen im Wert von über 3'600 Mrd. $ täglich. Der DTCC-Index ist ein gewichteter Durchschnitt von allen allgemeinen Sicherheiten (collateral) für Repo-Transaktionen. PSDer durchschnittliche Satz für Overnight Fed Funds (bekannt auch als Fed Effective Rate) ist gestern auf 0,09% gefallen. Das ist der niedrigste Wert seit Juni.

Die Banken haben bereits angefangen, zu flennen. Die Banker beschwören, dass die neue Gebühr eine Gefahr für die Stabilisierung des Geldmarktes darstellt. Das ist natürlich Unsinn.

Vor diesem Hintergrund argumentiert Felix Salmon mit Recht mit dem Hinweis auf die erhöhte Nachfrage nach T-Bills, dass der Markt über die kurzfristige Schulden der USA überhaupt nicht besorgt ist.


Überschussreserven der Banken bei der Fed, Graph: Fed St. Louis

Fazit:

(a) Die FDIC will im Lichte von Frank-Dodd Act die Steuerzahler vor Grossbanken besser schützen.

(b) Die FDIC will dafür sorgen, dass die Banken mit übermässig viel Fremdkapital ihre Bilanzen nicht aufblähen.

(c) Die Fed hat zu einem Rückgang der Renditen am Geldmarkt und am Anleihemarkt (zumindest am kurzen Ende) auf einstellige Werte geführt, ohne zusätzliche Wertpapiere zu kaufen oder zu versuchen, die natürliche Fluktuation des eigenen Portfolios zu stören.

Das bedeutet, dass die QE-Politik (QE: quantitative easing, d.h. mengenmässige Lockerung der Geldpolitik) bislang ein Erfolg gewesen ist. Zumal es indes feststeht, dass die Anleger die Anlagen nun in Richtung eher risikanterer Wertschriften verschieben.

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