Eine Frage, die im Sog der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise unter Ökonomen in den vergangenen Wochen öfters aufgeworfen wird, ist, ob es für eine Notenbank mehr Sinn macht, eine nominelle BIP-Steuerung anzustreben, anstatt Inflation- oder Preisniveau-Steuerung (price level targeting). Die Bank of England (BoE) soll überlegen, Inflationssteuerung (inflation targeting) durch Fokussierung auf ein nominelles BIP-Wachstum zu ersetzen, sagt Scott Sumner, US-Ökonom laut Bloomberg. Nominelle BIP-Steuerung, welche um die Inflation nicht bereinigt wird, würde die Abhängigkeit der britischen Zentralbank (BoE) von unzuverlässigen Preisindikatoren verringern und das Mandat der Bank verdeutlichen, hebt der an der Bentley University, Massachusetts lehrende Wirtschaftsprofessor hervor. Die Inflation ist ungenau gemessen und unterscheidet zwischen Nachfrage- und Angebotsschocks nicht, so Sumner. Die Inflation verändert sich oft mit einer zeitlichen Verzögerung, und manchmal, wenn die Wirtschaft in eine Rezession gerät, nicht sehr leicht. Aber das nominale BIP-Wachstum fällt sehr schnell, sodass es einem rechtzeitig ein Signal gibt, dass Stimulanz notwendig ist.
Die britische Zentralbank soll ein jährliches nominales BIP-Wachstum von rund 4 bis 5% anstreben, legt Sumner nahe. Dies würde auch zu einer besseren Koordinierung der Geld- und Fiskalpolitik führen. Das Office for Budget Responsibility, die Behörde, die die britische Regierung finanzpolitisch überwacht, prognostiziert für 2011 ein Wirtschaftswachstum von 1,7 bis 2,1%.
Die britische Regierung soll sich nicht in eine Lage bringen, wo sie das Haushaltsdefizit „nur ungern“ kürzen muss, weil sie Angst vor den Auswirkungen auf die Erholung hat, beschreibt Sumner. Mit einer nominellen BIP-Steuerung hat man die Gewähr, dass jede Verlangsamung des nominalen BIP wegen Haushaltsstraffung durch die Geldpolitik ausgeglichen werden kann, erklärt Sumner.
„Das letzte Argument scheint besonders relevant für die US-Wirtschaft“, bemerkt David Beckworth. Er hoffe, dass alle kontraktiven Auswirkungen des laufenden Haushaltskompromisses durch die Fed ausgeglichen werden. Es wäre für die Fed sicher einfacher, so zu tun, wie wenn sie ein nominelles BIP-Wachstum steuern würde, legt der an der Texas State University, San Marcos lehrende Wirtschaftsprofessor dar.
Die Forschungsarbeit („The Case for NGDP Targeting“) von Scott Sumner ist hier zu lesen.
Hat tip to David Beckworth.
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