Es ist inzwischen unbestritten, dass Facebook mehr als eine Webseite ist, wo soziale Netzwerke erstellt und betrieben werden. Vor diesem Hintergrund verweist David Warsch in economicprincipals auf einen lesenswerten Beitrag von Joshua Gans, der kürzlich in Harvard Business Review veröffentlicht wurde. „Facebook ist die grösste Nachrichtenagentur schlechthin“, schreibt Gans. Facebook stellt eine „hyper-local“-Notion dar. Es hat sich einfach herausgestellt, dass Facebook keine geographische Nachbarschaft bildet, sondern eine sozial geschaltete Plattform ist, wo Individuen zu Reportern und Redakteuren werden, hält der an der Melbourne Business School lehrende Wirtschaftsprofessor fest. Als Journalist erinnert Warsh in diesem Zusammenhang an die seit vielen Jahren anhaltenden Bemühungen der Verleger, die lernen müssen, ihre Gemeinschaften nachzuforschen, um das zu produzieren, was sie „hyper-local“-News (hyperlocal; „Lokaljournalismus“) nennen. Die Idee sei, die Kompetenz der Nachrichtenerfassung und die Reputation irgendwie in einen Springquell lokaler Inhalte auszubauen, ausreichend, um immer mehr Leser und Anzeigenkunden aus allen Ecken anzulocken, erklärt Warsh.
Facebook hat in diesem Sinne die Plattform erstellt. Und die Software erledigt den Rest, indem die Beiträge der Mitglieder des Sozialnetzwerks gross und klein in einen „News Feed“ gebündelt werden, bestehend aus Produkten und verschiedenen Clips aus den Mainstream-Medien, Blogs, Songs, Witzen, Spielen, Fotos. Das heisst ein Strom von Inhalt, der fortfahrend zum Referenten (d.h. dem Beitragenden) zurückgeleitet wird, wobei fast alle, die mit dem Feature vertraut werden, auf ihrer Facebook-Seite einmal täglich vorbeischauen, zumindest nachdem ihre Netzwerk-Freunde eine gewisse kritische Masse erreicht haben.
„Sie sind nicht an der Art von Informationen von Personen, die Sie nicht kennen, interessiert. Aber Sie interessieren sich für Informationen von Leuten, die Sie kennen“, bemerkt Prof. Gans. Facebook ist eine kollaborative Nachrichten-Erfahrung geworden, hebt er hervor. Eine Art von lokal aufgebauter Zeitung, hergestellt von Menschen, für die sie sich bereits als Leser interessieren, schildert Gans weiter.
Das ist gerade der Punkt, wo die Werbung ins Spiel kommt, betont Warsh. Die Explosion der alternativen Informationsmedien (Kabel TV, Talk Radio, Podcasts, News-Aggregatoren, Blogs usw.) hat in den letzten Jahren zu einer massiven Fragmentierung der Aufmerksamkeit geführt, und einer entsprechenden Zerschlagung der einst ruhigen Welt der Werbung, so Warsh.
Was Facebook Werbetreibenden anders als die anderen News-Organisationen anbietet, ist eine Qualität, die Prof. Gans „Magnetismus“ nennt: begrenzten Inhalt von hohem Wert, welcher häufig erneuert wird. Nur wenige Leser bleiben auf der Webseite für sehr lange, aber sie kehren regelmässig zurück. Sie sind treu. Das ist, was die Inserenten verlockend finden dürften, argumentiert Warsh.
Fazit: Mark Zuckerberg, der Facebook Gründer bringt die Leser zusammen, um ihre Aufmerksamkeit an die Werbetreibenden zu verkaufen. Das ist eigentlich ein klassischer, zweiseitiger Markt, wie eine Tageszeitung oder eine TV-Show. Nur, vor Facebook hat niemand herausgefunden, wie Anzeigen in ein Gespräch zwischen Freunden und Familien eingeschaltet werden können.
h/t to Mark Thoma.
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