Montag, 18. April 2011

Ratingagentur und Bond Vigilantes

Mark Thoma befasst sich in einem lesenswerten kurzen Beitrag („The S&P’s Negative Outlook for US Debt“) in CBS Money Watch mit dem Thema des Tages: Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat den Ausblick für US-Staatsanleihen auf „negativ“ gesenkt. S&P Urteil beruht laut Thoma hauptsächlich auf der Angst, dass politischer Stillstand eine Lösung für das Schuldenproblem verhindern werde. Doch die Stimmung „keine grosse Sache“ scheint dem an der University of Oregon lehrenden Wirtschaftsprofessor korrekt zu sein. Er ist aber über die Einzelheiten der langfristigen Schuldenproblematik (die meisten Kosten der Finanzierungslücke) besorgt. So oder so wird der politische Prozess aber mit dem Problem umgehen, beschreibt Thoma weiter. Er erinnert daran, dass die US-Schulden ein Versprechen darstellen, Dollars zu zahlen. Die USA können so viel Dollars drucken, wie sie wollen. Das könnte Inflationsdruck erzeugen. Und die Inflation kann den realen Wert der Zahlungen für Anleihen untergraben und andere Probleme verursachen. Das ist aber technisch gesehen kein „default“ (Zahlungsausfall).


Japan Staatsanleihen (Rendite), Graph: Prof. Paul Krugman

Thoma verweist auf den Fall Japan. Selbst nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit und aller Sorgen über die Fähigkeit des Landes, die Schulden zu bedienen, verlaufen die Kosten der Kreditaufnahme der japanischen Regierung weiterhin sehr niedrig. Angesichts der grössten Gefahr aus Furcht vor Schulden, dass die Zinsen steigen würden, ist es beruhigend, fasst Thoma zusammen.

Auf den ersten Blick scheint die S&P-Warnung nicht zu dumm zu sein, bemerkt Paul Krugman dazu in seinem Blog. Die Ratingagentur legt zu Recht Wert auf politischen Stillstand. Der Punkt sollte sein, dass die USA durchaus in der Lage sind, grosse Defizite einzufahren und ihre Finanzen im Lauf der Zeit wieder in Ordnung zu bringen, schildert der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008). Nicht aber, wenn die Parteien sich auf eine Lösung nicht einigen können. „Was wir in diesem Jahr oder im nächsten tun, um Ausgaben zu erhöhen, ist irrelevant“, so Krugman. Das heisst, dass es sich lohnt, sich an die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Japans im Jahr 2002 durch die S&P zu erinnern. Die japanischen Staatspapiere wurden damals „trade of death“ (Handel mit dem Tod) genannt, weil die Menschen auf steigende Zinsen gewettet hatten. Und es geschieht nicht, so Krugman. Es ist also kein Problem.


Es gibt einen alten Wirt über Wall Street Analysten: „Man braucht sie in einem Bullenmarkt nicht. Und man will sie in einem Bärenmarkt nicht“, hält Barry Ritholtz in seinem Blog fest. Der negative Ausblick bezieht sich auf das Haushaltsdefizit und die Staatsschulden, worauf Ritholtz sagt: wen kümmert’s? Es ist nicht so, dass er mit der Einschätzung nicht einverstanden sei, er wisse nicht, aber er schenke wenig Beachtung. Dass ein Investor wie Bill Gross, PIMCO vor einem Monat ausgestiegen sei, sei für ihn viel wichtiger als das Urteil der S&P, so Ritholtz.

Fazit: Die S&P ruft die Bond Vigilantes aus der gewaltigen Tiefe. Werden sie aber kommen?

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