Sonntag, 10. April 2011

Arbeitslosenquote ist nicht das neue Normal

Christina Romer schreibt in einem lesenswerten Essay („Jobless Rate Is Not the New Normal“) in NYT, dass das Problem der Arbeitslosigkeit v.a. zyklisch, nicht strukturell ist und die Arbeitsmärkte mehr Hilfe von Geld- und Fiskalpolitik gebrauchen könnten. Vor der jüngsten Rezession vertraten viele Ökonomen die Ansicht, dass die niedrigste nachhaltige Arbeitslosenquote, ein Niveau, welches als die normale oder natürliche Rate der Arbeitslosigkeit (natural rate of unemployment) bekannt ist, rund 5% betrage. Die Turbulenzen der letzten Jahr haben jedoch die Wirtschaft erschüttert. Ist es möglich, dass die natürliche Rate der Arbeitslosigkeit davon betroffen ist? Ist also ein Anstieg auf 8 oder 9% möglich, fragt die an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessorin. Das ist implizit die Auffassung einiger US-Notenbanker, die sagen, dass die Zentralbank nichts mehr tun kann, die Arbeitslosigkeit zu senken. Und das ist die Ansicht derjenigen, die sagen, dass strukturelle Faktoren die Hauptursache der derzeitig hohen Arbeitslosigkeit sind, die im Märkt auf 8% stand, beschreibt die ehemalige Wirtschaftsberaterin von Präsident Obama.

Glücklicherweise gibt es eine überzeugende Erklärung. Starke Anzeichen deuten darauf hin, dass die natürliche Rate der Arbeitslosigkeit tatsächlich nicht viel gestiegen ist. Stattdessen erscheint die gestiegene Arbeitslosigkeit hauptsächlich zyklische Faktoren zu reflektieren, und zwar als Folge der geringeren Nachfrage, schildert Romer.

Diese Diagnose legt nahe, dass die Ankurbelung der Nachfrage die entsprechenden Mittel sind. Romer erinnert daran, dass sie kürzlich auf eine Reihe von Schritten hingewiesen habe, die die Fed tun könnte. Einige zustäztliche fiskalische Massnahmen wären auch hilfreich. Angesichts der Schwere des langfristigen Haushaltsproblems sollten kurzfristige Konjunkturmassnahmen nur als Teil eines umfassenden Pakets durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die USA auf lange Sicht solvent bleiben, legt Romer dar.

Unabhängig von der Ursache der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit ist es eine Katastrophe für Familien, Wirtschaft und die öffentlichen Haushalte. Daher ist die Ansicht, dass die Arbeitslosigkeit strukturell ist als die aktuelle Evidentz vermuten lässt, keine Entschuldigung, sich vom Problem loszusagen, hält Romer fest. Nur die Art der notwendigen Antwort der Politik würde zu einer Veränderung führen. Was nötig ist, eine Politik, die Arbeitnehmern hilft, Arbeitsplätze zu finden, und Massnahmen, die Arbeitskräfte dorthin bringen, wo die Jobs sind oder umgekehrt, Schulungsprogramme und eine bessere Bildung.

Obwohl die heutige Arbeitslosigkeit v.a. zyklisch erscheint, könnte sie sich wiederum strukturell umwenden. Je länger die Arbeitslosigkeit aus zyklischen (konjunkturellen) Gründen hoch verbleibt, desto wahrscheinlicher wird es, dass die Berufsaussichten für Arbeitslose dauerhaft beschädigt werden. Der sicherste Weg, um dies zu verhindern, ist, konjunkturelle Arbeitslosigkeit schnell abzubauen, fasst Christina Romer zusammen.

PS: Dazu ein älterer Beitrag in diesem Blog: Was ist die „neue normale Arbeitslosenquote“?





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