David Beckworth liefert in seinem Blog die folgende Abbildung der gesamten Faktorproduktivität (TFP: total factor productivity). Der an der Texas State University, San Marcos lehrende Wirtschaftsprofessor bezieht sich dabei auf die Daten von John Fernald, San Francisco Fed. Die TFP ist der Teil der Produktivität, welcher im Sinne von Input-Faktoren Arbeit und Kapital nicht erklärt werden kann. Die TFP, die daher oft als „Technologie“ genannt wird, misst m.a.W. die Veränderungen der Produktion, die nicht auf Arbeit und Kapital zurückzuführen sind. Vorausgesetzt, dass die TFP Technologie bedeutet, dann scheint die Abbildung die „Great Stagnation“-Hypothese (um 1973) von Tyler Cowen zu bestätigen, bemerkt der Blog Noahpinion (via Mark Thoma). Aus Neugier entschliesst sich Noahpinion, die Abbildung zu aktualisieren, und zwar so, dass er die TFP in zwei Kategorien aufteilt: (1) die TFP von langlebigen Gütern (durable goods; z.B. Autos, Gebäude, Fernsehen, Maschinen usw.) und (2) die TFP von Verbrauchsgütern (nondurable goods; Bekleidung, Lebensmittel usw.).
Gesamte Faktorproduktivität: Total Factor Productivity (TFP), Graph: Prof. David Beckworth
Dann ergibt sich die folgende Grafik:
Gesamte Faktorproduktivität von 1) langlebigen Gütern und von 2) Verbrauchsgütern, Graph: noahpinion
Es sieht so aus, als ob es überhaupt keine „Great Stagnation“ gegeben hätte. Ganz im Gegenteil: Die TFP von Verbrauchsgütern ist nach 1993 stärker gestiegen als jemals vor 1973.
PS: Andy Harless bemerkt dazu in einem Kommentar, dass auch Dienstleistungen in der Kategorie „Verbrauchsgüter“ (non-durable goods) vertreten sind.
Aus der Abbildung lässt schliessen, dass mit dem technologischen Fortschritt etwas passiert sein muss, aber definitiv nicht um das Jahr 1973, wie Prof. Cowen behauptet, sondern viel früher, und zwar vor rund 10 Jahren um das Jahr 1963. Die TFP wächst in den beiden Sektoren ziemlich in Tandem. Aber irgendwann in den frühen bis Mitte 1960er Jahren trennen sie sich wie wild, wie Noahpinion festhält. Cowens Hypothese von „The Great Stagnation“ bedarf deswegen einer Aktualisierung. Stagniert hat nur die TFP von kurzlebigen Konsumgütern (non-durable goods), und zwar in den frühen 1960er Jahren, nicht Mitte der 1970er Jahren. Aber warum? Für eine sorgfältige Analyse ist mehr Daten-Erfassung nötig.
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