Die Republikaner im Repräsentantenhaus wollen Medicare (staatlicher Gesundheitsdienst für Rentner über 65) mit Gutscheinen (Vouchers), die von privaten Versicherungen angewendet werden können, ersetzen. Die USA sollen sich auf Senioren und Versicherungen verlassen, dass sie das Kind schon schaukeln. Die republikanischen Politiker behaupten, dass sich damit der Gesundheitsversorgung das Wunder der „Wahlfreiheit der Verbraucher“ öffnen würde.
Was ist aber falsch mit dieser Idee, abgesehen von dem vollkommen unzureichenden Wert der Gutscheine? Eine Antwort ist, dass es nicht funktionieren würde, schreibt Paul Krugman (“Patients Are Not Consumers”) in seiner lesenswerten Freitagskolumne in NYT. Verbraucher-basierte Medizin war überall, wo es versucht wurde, eine Pleite, legt Krugman dar. Aber die Tatsache, dass die Republikaner fordern, dass wir buchstäblich unsere Gesundheit, ja auch unser Leben einsetzen, was auf einem bereits gescheiterten Ansatz basiert, ist nur ein Teil dessen, was hier falsch ist, beschreibt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008): mit der ganzen Vorstellung „Patient als Verbraucher“ ist etwas schreckliches falsch.
Medizinische Versorgung ist immerhin ein Bereich, in dem wichtige Entscheidungen über Leben und Tod getroffen werden. Es bedarf einer grossen Menge an Fachwissen, um solche Entscheidungen intelligent zu treffen, argumentiert Krugman. Darüber hinaus müssen solche Entscheidungen oft unter Bedingungen getroffen werden, wenn der Patient arbeitsunfähig ist, unter starkem Stresse steht oder sofortige Handlung erforderlich ist, ohne Zeit für Diskussionen, geschweige denn für Vergleiche.
Deshalb haben wird medizinische Ethik. Der Gedanke, dass die Ärzte einfach nur „Anbieter“ von Dienstleistungen für Gesundheitsversorgung für Verbraucher sind, ist einfach widerlich, hebt Krugman hervor. Die Verbreitung von dieser Art von Sprache ist ein Zeichen dafür, das mit dieser Diskussion nicht nur etwas vollkommen schief gelaufen ist, sondern auch mit den Werten der Gesellschaft, fasst Krugman zusammen.
PS: Der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor stützt seine Argumente zum Teil auf Kenneth Arrows „the economics of medical care“ ab. Arrow hat vor einem halben Jahrhundert in einem Artikel erläutert, warum das Gesundheitswesen nicht wie ein gewöhnlicher Markt behandelt werden kann.
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