Donnerstag, 21. April 2011

Inflation in China und weltweite Ersparnisschwemme

(Wonkish)

Die Beschwerden über die US-Geldpolitik v.a. aus dem Munde der Politiker in den sog. Emerging Markets werden in letzter Zeit skurriler, wobei es zu betonen gilt, dass die aufstrebenden Volkswirtschaften sich gleichzeitig weigern, ihre Landeswährungen aufwerten zu lassen. Das führt zu einer Forderung, dass Deflation in den Industrieländern die Lösung ist. Dieser Forderung soll keine Beachtung geschenkt werden, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog. Und die Unternehmen, die auf niedrige Kosten in China setzen, und ihre Entscheidungen auf die Annahme abstützen, dass der Renminbi für immer unterbewertet bleibt, seien gewarnt, hebt Krugman hervor. Der Anstieg der Inflation in China sorgt für Schlagzeilen in den Industrieländern. Aber es ist zu bedenken, dass dies im Wesentlichen ein reales, nicht ein monetäres Problem ist, hält der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor fest. Die Loanable Funds Theorie (loanable funds model) bietet dafür die Grundlage, das Wesentliche zu verstehen.


Zinssatz, Geldangebot und Geldnachfrage, Graph: Prof. Paul Krugman in seinem Blog

Man stelle sich eine Welt vor, in der Kapitalströme die Zinssätze zwischen dem Norden (fortgeschrittene Volkswirtschaften) und dem Süden (aufstrebende Volkswirtschaften) ausgleichen, wobei die Kurve der Ersparnisse eine aufwärtsgerichtete Neigung hat, während die Investmentsnachfrage-Kurve abwärtsgerichtet ist.



Zinssatz, Geldangebot und Geldnachfrage, Graph: Prof. Paul Krugman in seinem Blog

Nun stellt man sich eine Finanzkrise im Norden vor: Die Investment-Nachfrage würde folglich zurückgehen, während der Wunsch nach Einsparungen zunehmen würde.

In der Tat würde daraus eine neue weltweite Ersparnisschwemme (global savings glut: GSG, vgl. auch hier) entstehen, diesmal mit dem Ursprung in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften, anstatt durch Chinas Beschlüsse, Währungsreserven anzuhäufen. 

Was die Märkte nun laut Krugman „wollen“, ist, dass das Kapital nach Süden wandert. Weil aber die doctrine of immaculate transfer (vgl. hier und hier) falsch ist, erfordert dies einen Anstieg der relativen Preise von Gütern und Dienstleistungen im Süden.

Damit das geschieht, gibt es drei Möglichkeiten: (1) Währungsaufwertung, (2) Inflation im Süden, und (3) Deflation im Norden.

Exkurs:
„Loanable Funds Theory“ ist eine Zinstheorie, wonach die Höhe des Marktzinses durch das Kreditangebot (Sparen) und die Kreditnachfrage determiniert wird. Analog dazu die „Theorie der Liquiditätspräferenz“ von Keynes.

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