(Wonkish)
Die Vorzeichen aus China, was den Preisdruck betrifft, sind bedrohlich, bemerkt Menzie Chinn in einem lesenswerten Beitrag in seinem Blog und präsentiert die folgende Abbildung. Der an der University of Wisconsin, Madison lehrende Wirtschaftsprofessor findet aber die Schlagzeilen wie „Die Inflation in China stellt grosse Gefahr für den Welthandel dar“ ein wenig übertrieben. Er hält es für sinnvoll, die Effekte zu trennen. Zunächst die Möglichkeit einer importierten Inflation aus China in die USA. Wie in der zweiten Abbildung zu sehen ist, steigen die Importpreise aus China.
China Inflation (annualisiert), die blaue Kurve: Erzeugerpreisindex (PPI) und die rote Kurve: Konsumentenpreisindex (CPI ), Daten: IWF, Graph: Prof. Menzie Chinn in Econbrowser
Es ist verlockend, zu glauben, dass, weil die Importpreise steigen, auch das allgemeine Preisniveau steigt. Aber es ist nicht klar, ob das wahr ist, hält Chinn fest. M.a.W. könnte der Anstieg der Importpreise durch einen relativ gedämpften Anstieg des allgemeinen Preisniveaus begleitet werden, sodass dies eine relative Preisveränderung herbeiführt. Und das ist in der Tat genau das, was wir für das globale Rebalancing benötigen, argumentiert Chinn.
Die blaue Kurve: USD/CNY Wechselkurs (logarithmisiert) und die rote Kurve: logarithmisierter Preis von importierten Gütern aus China in die USA, Graph: Prof. Menzie Chinn in Econbrowser
Ein Anstieg des Wechselkurses USD/CNY bedeutet eine Abwertung des US-Dollars gegenüber dem Yuan. Die gestrichelte Kurve repräsentiert den Monat vor der Änderung des Wechselkurssystems in China.
In der dritten Abbildung zeigt Chinn die Beiträge der nominalen Aufwertung des Wechselkurses und der relativen Preisveränderungen zur realen Aufwertung des Wechselkurses von Yuan (mit Bezug auf den Rest der Welt): Die im Verhältnis zu Handelspartnern höhere Inflation in China ist zu einem grossen Anteil für die reale Aufwertung der Währung (handelsgewichtet) in den vergangenen Monaten verantwortlich.
Beiträge der nominalen Aufwertung des Wechselkurses (roter Balken) und relative Inflation (blauer Balken) mit Bezug auf die Aufwertung des realen Wechselkurses (handelsgewichtet, annualisiert), Graph: Prof. Menzie Chinn in Econbrowser
Die Abbildung ist schwer zu lesen. Aber die Monate Juli, August und Oktober 2010 können als Fälle betrachtet werden, wo die Inflation die Währung aufgewertet hat, während die nominale Abwertung in die entgegengesetzte Richtung gearbeitet hat, sodass der Netto-Effekt eine reale Abwertung von rund 13% (Monat für Monat annualisiert) bedeutet. In dem Masse, wie die chinesische Inflation in den offiziellen Statistiken untertrieben dargestellt wird, dürfte die gesamte reale Aufwertung schneller sein. Das heisst, dass die Höhe des blauen Balkens eigentlich grösser sein müsste.
Chinn findet die aktuelle Diskussion über chinesische Inflation ein wenig verwirrt. Die Inflation in China ist wichtig für die chinesische Politik, beschreibt der Ökonom. Aber die Durchleitung der chinesischen Kosten via Wechselkurse für die Importe in die USA scheint seiner Ansicht nach in der jüngeren Geschichte ziemlich niedrig zu sein: etwa 0,20%
Aber selbst dann muss die Änderung der Importpreise nicht unbedingt zu einem höheren Preisniveau übersetzen. Was dafür erforderlich wäre, ist ein allgemeiner Druck auf die Preise. Angesichts der anhaltenden Flaute in der US-Wirtschaft ist zu erwarten, dass höhere Importpreise sich in einen relativen Preis konvertieren, nicht in eine allgemeine Änderung des Preisniveaus.
Fazit: Es ist wichtig, in Erinnerung zu rufen, dass die sich beschleunigende chinesische Inflation zum Teil mit der Tatsache zu tun, dass die chinesische Währung an den US-Dollar gekoppelt (quasi-peg) ist. Das ist nicht unabänderlich. Eine autonome Geldpolitik und schnellere Aufwertung des Wechselkurses könnte geringere Inflation in China bedeuten, fasst Chinn zusammen.
1 Kommentar:
Danke ich finde ein sehr guter Artikel. China ist als einer der größten Markteinflüsse allen zwar schon im Kopf verankert, aber solche guten Artikel die die Zusammenhänge zu US und Welthandel näher beleuchten findet man leider noch viel zu selten.
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