Olli
Rehn ist der Kommissar für Wirtschaft und Währung in der EU-Kommission. Der finnische Politiker hat in den vergangenen Jahren ständig herum erzählt, dass
die Austeritätspolitik der EU funktioniere und die Eurozone gerade dabei sei,
sich zu erholen.
In
Wahrheit steckt die Eurozone seit dem dritten Quartal im Jahr 2011 in Rezession
und der Abschwung vertieft sich weiter. Eurostat hat vergangene Woche mitgeteilt, dass die reale Wirtschaftsleistung (BIP)
im vierten Quartal 2012 um 0,6% geschrumpft ist.
Olli
Rehn hat neulich einen Brief an die Finanzminister der EU und Christine Lagarde, die
IMF-Geschäftsführerin geschickt, wie Karl
Whelan in einem lesenswerten Artikel (“Olli’s
Follies: Is Debate About Fiscal Multipliers Unhelpful?”) in Forbes
berichtet.
Worum
geht es im Schreiben? Ist Rehn besorgt über die anhaltende Rezession? Macht
sich das Mitglied der EU-Kommission Sorgen über die hohe Arbeitslosigkeit?
Nein. Wie es sich herausstellt, ist Rehn bekümmert, dass die –IWF-Volkswirte über
Fiskal-Multiplikatoren forschen.
Letztes
Jahr hat IWF-Chefökonom Olivier Blanchard in Zusammenarbeit mit Daniel Leigh
eine Arbeit („Growth Forecast Errors and
Fiscal Multipliers)“ über die Auswirkungen der Austeritätspolitik veröffentlicht.
In der Forschungsarbeit werden IWF-Prognose-Fehler für das BIP-Wachstum in den
vergangenen Jahren im Hinblick auf die Haushaltskonsolidierung untersucht.
Wachstumsraten
des BIP EU27 und Euro-Raum, Graph: eurostat, Febr 14, 2013
Das
Ergebnis: Es gibt eine negative Korrelation zwischen Haushaltskonsolidierung
und Wachstum-Prognose-Fehler. Die Schlussfolgerung: Die Fiskal-Multiplikatoren müssen während der Finanzkrise grösser
gewesen sein als bisher angenommen. M.a.W. hat die Austeritätspolitik viel mehr
negative Auswirkungen als der IWF an der Stelle einschätzt hat, wie an der University College Dublin lehrende
Wirtschaftsprofessor festhält.
Olli
Rehn ist nicht glücklich darüber, dass diese Forschungsarbeit veröffentlicht
worden ist, weil sie der Debatte nicht nützlich ist, weil damit das Risiko
eingegangen werde, dass das Vertrauen untergraben wird, welches die
EU-Kommission in den vergangen Jahren versucht habe, aufzubauen.
Glaubt
Rehn wirklich daran, dass die EU-Finanzminister, seit die Wirtschaft in Rezession
steckt, Vertrauen aufbilden?
Rehns
erste Kritik richtet sich in erster Linie nach dem Ergebnis der
Forschungsarbeit, dass die tatsächliche Höhe der Haushaltskonsolidierung grösser
gewesen ist als geplant, sodass die zitierte Studie die Fiskal-Multiplikatoren
überzeichne. Auf den Seiten 13 und 14 gibt es eine ausführliche Diskussion über
diese Frage und die Schlussfolgerung lautet, dass die gegenwärtige
Haushaltskonsolidierung im Durchschnitt weder kleiner noch grösser ist als
erwartet, wie Whelan hervorhebt.
Rehns zweite Kritik rührt
daher, dass der grösste Wachstumsausfall im Jahr 2010 deswegen geschehen ist,
weil viele Länder immer noch vorübergehend Fiscal
Stimulus (Konjunkturprogramme) implementierten. Die Forschungsarbeit von
Blanchard und Leigh zeigt aber, dass es eine starke negative Beziehung zwischen
Haushaltskonsolidierung und Wachstums-Prognose-Fehler gibt, für 2011 und 2012.
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