Samstag, 9. Februar 2013

Soll die SNB den Mindestkurs aufgeben?


Harold James erwartet, dass die SNB 2013 den Mindestkurs aufgibt. Der britische Historiker sagt in einem Interview („SNB könnte Euro 2013 freigeben“) mit der Finanz & Wirtschaft, dass die Situation sich für die Schweiz automatisch verbessere, wenn die Zweifel am Euro verschwinden. 

„Wenn sich nun die Märkte weiter stabilisieren, kann die SNB recht elegant die Untergrenze zum Franken auflösen, ohne Verluste in Kauf nehmen zu müssen“, erklärt der an der Princeton University Geschichte und internationale Beziehungen lehrende Professor.

Ferner denkt James, dass die Politik der SNB mit Währungskrieg (currency war) nichts zu tun hat. Was ist aber von der Idee zu halten, dass die SNB die Untergrenze des Frankens gegenüber dem Euro demnächst aufgibt?

Keine gute Idee. Warum?

(1) Die Spill-over-Effekte des restriktiven fiskalpolitischen Kurses, der die Wachstumsperspektiven der Euro-Zone negativ prägt, belasten auch den Bestellungseingang in der Schweizer Industrie.

Das pathetische Festhalten der EU an der harschen Austeritätspolitik erhöht die Arbeitslosigkeit in Europa und fördert die schwache Nachfrage weiter. Indikatoren deuten darauf hin, dass die Euro-Zone 2013 erneut durch die Rezession gehen muss. Für die Schweizer Wirtschaft bleiben die Abwärtsrisiken daher weiterhin erheblich.

(2) Die EZB ist weltweit die einzige bedeutende Zentralbank, die unterdessen verfrüht zu einem Straffungskurs der Geldpolitik geschwenkt hat, und zwar ermutigt durch den Draghi-Put und die LTRO Rückzahlungen.


Mindestkurs und Bilanzsumme der SNB, Graph: ZKB, in DMO, Febr 2013

(3) Die Deflationsgefahr in der Schweiz ist nicht gebannt. Die Renditen der Staatsanleihen in Franken mit 4 und 5 Jahren Laufzeit sind wieder positiv, aber die Kerninflation verläuft trotz einiger Entspannung am Anleihemarkt (seit über einem Jahr) negativ. Am Geldmarkt ergaben sich auch im neuen Jahr bei Versteigerungen für Papiere mit drei Monaten Laufzeit negative Renditen genauso wie im Vorjahr.

Die Arbeitslosigkeit ist in der Schweiz im Januar auf 3,4% von 3,3% im Dezember gestiegen. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhte sich die Arbeitslosigkeit um 10,3%. Die Jugendarbeitslosigkeit hat sich im Januar um 4,2% erhöht, was im Vergleich zum Vorjahresmonat einem Anstieg um 9,2% entspricht.

Im Januar gab es 7‘365 arbeitslose Deutsche in der Schweiz: 8‘293 aus Italien, 13‘970 aus Portugal und 2‘511 aus Spanien.

Der Aufwertungsdruck ist in der Funktion des Schweizer Frankens als „sicherer Hafen“ in stürmischen Zeiten begründet, wie die SNB formuliert, zumal der Franken heute nach wie vor hoch bewertet ist. Es gibt daher kaum einen Grund, warum die SNB den Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro freigeben soll.

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