Wow!
Wer hätte das gedacht? Japans Geldpolitik wird weltweit plötzlich als Stein des
Anstosses dargelegt.
Selbst
die Gruppe der sieben grossen Industriestaaten (G7) hat angeblich die Veröffentlichung einer gemeinsamen Erklärung
gegen politisch gesteuerte Wechselkurse kurz in Erwägung gezogen, um vor einem Abwertungswettlauf
(competitive devaluation) zu warnen.
Die
neue japanische Regierung hat nämlich
mit der Ankündigung, den geldpolitischen Kurs weiter zu lockern, eine heftige
Debatte über einen sog. „Währungskrieg“ (currency war) ausgelöst. Dabei will Japan die anhaltende Deflation abwehren und die
Wirtschaftskrise unterbinden.
Die
geldpolitische Lockerung, die zu einer Abwertung der Währung führt, schädigt aber
andere Länder nicht. Die unkonventionelle Geldpolitik zielt heute darauf ab,
die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln.
Die
Finanzminister und Notenbanker der G20 mögen auf dem Weg zum Treffen am
Wochenende in Moskau es unmöglich finden, der Versuchung zu widerstehen, auf
die Schlagzeilen zurückzugreifen, die auf eine neue Runde der „Währungskriege“ hindeuten.
Sie sollten widerstehen, denn es gibt so was wie einen Währungskrieg nicht,
schreibt Philipp Hildebrand in einem
lesenswerten Meinungsartikel („No such
thing as a global currency war“) in FT.
Weil
die Zentralbanken einfach etwas tun, was sie tun sollen und was sie immer getan
haben, erklärt der ehemalige Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Sie setzen die Geldpolitik
um, und zwar in Übereinstimmung mit ihrem Mandat im Hinblick auf die
inländische Konjunktur. Was sich seit dem Ausbruch der Krise verändert hat,
ist, dass die Zentralbanken unkonventionelle Massnahmen treffen
müssen, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Hildebrand
äussert auch Verständnis für die sog. Emerging
Market Länder, die die ganze Last der unkonventionellen Massnahmen durch
die Notenbanken der fortentwickelten Ländern tragen müssen. Die Zentralbanker
der entwickelten Volkswirtschaften dürfen sich aber von ihrem Mandat nicht
abwenden.
Die
SNB muss die Preisstabilität gewährleisten und dabei der konjunkturellen
Entwicklung Rechnung tragen. Die Geldpolitik steht an erster Stelle, die
Erwirtschaftung von Gewinn ist kein Ziel der Geldpolitik.
Die
geldpolitischen Schlachten, die gekämpft werden, und in vielen
Volkswirtschaften weiterhin anhalten, beziehen sich auf die Binnennachfrage.
Sie bekämpfen die schwache Nachfrage, hohe Arbeitslosigkeit und den
Deflationsdruck. Würden die Zentralbank ihre Aufträge nicht wahrnehmen, würde
für die Weltwirtschaft eine grössere Gefahr drohen. Die geldpolitischen
Schlächte sind gerechtfertigt und sie stehen im Einklang mit gesetzlichen
Mandaten. Es handelt sich dabei nicht um Währungskriege, argumentiert
Hildebrand.
Auch
David Glasner äussert sich in einem
langen aber lesenswerten Beitrag in seinem Blog ähnlich. Eine expansive
Geldpolitik kann Abwertung von Währungen verursachen. Aber es geht nicht um
eine Währungsmanipulation, hält der Ökonom, der bei der Federal Trade Commission (FTC) tätig ist, fest.
Lars Christensen bemerkt im The Market Monetarist, dass Jens Weidmann es leider nicht verstehe. Bundesbankpräsident hat neulich gesagt, dass
die Erfahrungen aus früheren, politisch induzierten Abwertungen zeigen, dass
sie i.d.R. nicht zu einem anhaltenden Anstieg der Wettbewerbsfähigkeit führen.
Wenn mehr und mehr Länder dazu übergehen, ihre Währungen zu unterdrücken,
entsteht ein Abwertungswettlauf (competitive
devaluation), was nur Verlierer produzieren würde.
Die
expansive Geldpolitik hat mit Hyperinflation nichts zu tun. Bei der
Währungsabwertung geht es gar nicht um die Wettbewerbsfähigkeit. Was heute
nötig ist, während die nominalen Zinsen in den USA, der Schweiz und Japan auf
der Null-Grenze (zero lower bound)
liegen, eine easy-money-Politik. Wenn
daraus als Konsequenz schwache Währungen entstehen, so sei es. Die Bank of
Japan (BoJ) unternimmt wenigstens etwas,
wo die EZB hingegen genau das Gegenteil macht.
Es war nicht die
Hyperinflation, die Sie-wissen-schon-wen an die Macht brachte, sondern die Deflation von Brüning
und Depression. Die Besessenheit für hard-money-Politik
und den Goldstandard waren die darauffolgende Katastrophe, nicht übermässiges
Gelddrucken, fasst Paul Krugman in seinem Blog als Fazit zusammen.
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