Montag, 11. Februar 2013

Wie tief Amerikas politische Parteien gespalten sind


Letzte Woche hat Eric Cantor, der Mehrheitsführer des Repräsentantenhauses versucht, an einer ernsthaften politischen Diskussion interessiert zu klingen. Aber es ist ihm nicht gelungen und es war kein Zufall.

Seine Partei kann in diesen Tagen die ganze Idee der Anwendung von kritischem Denken und von Beweisen zu politischen Fragen nicht leiden, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („The Ignorance Caucus“) am Montag in NYTimes.

Und nein, es ist keine Karikatur. Im vergangenen Jahr hat die GOP Texas die Bemühungen explizit verurteilt, in den Schulen „Fähigkeiten zum kritischen Denken“ (critical thinking skills) zu lehren, weil, wie sie sagte, solche Bemühungen den Zweck hätten, die festen Überzeugungen von Studenten herauszufordern und elterliche Autorität untergraben würden.

Möchte man ein weiteres aktuelles Beispiel für die ignorance causus erfahren, kann man mit der Gesundheitsversorgung beginnen.

Dennoch ist der Wunsch, Unwissenheit in Bezug auf medizinische Fragen zu verewigen, unvergleichbar mit dem Wunsch, die Klimaforschung zu Fall zu bringen, wo Cantors Kollegen eine wilde Hexenjagd gegen Wissenschaftler  betreiben, die Anhaltspunkte finden, die die GOP nicht leiden kann.

Und es gibt viele andere Beispiele. Haben solche Aktionen wichtige Effekte? Man betrachte nun die gequälten Diskussionen über die Waffen-Politik, die nach dem Massaker von Newtown stattfanden. Es wäre hilfreich für solche  Diskussionen, wenn wir einen guten Einblick über die Fakten in Sachen Waffen und Gewalt hätten, argumentiert Krugman. Aber es ist nicht der Fall, weil in den 1990er Jahren konservative Politiker, im Auftrag der National Rifle Association (NRA) die Bundesbehörden eingeschüchtert haben, alle Forschung über diese Thematik zu unterlassen.

Es kommt also auf absichtliche Ignoranz an, hebt Krugman hervor.

An dieser Stelle fordern die Gepflogenheiten für die Gelehrsamkeit, etwas zu sagen, nach dem Motto „Demokraten tun es auch“. Während aber die Demokraten Beweise oft selektiv lesen und es vorziehen, an die Dinge zu glauben, was ihnen angenehm sind, gibt es nicht Gleichbedeutendes im Hinblick auf die aktive Feindseligkeit der Republikaner für die Evidenz in erster Linie, erklärt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor weiter.

Die Wahrheit ist, dass Amerikas politische Spaltung viel tiefer verläuft, als dass sogar die Pessimisten i.d.R. bereit sind, zuzugeben. Die Parteien sind nicht nur einfach im Hinblick auf die Werte und die politischen Ansichten gespalten, sondern auch über die Erkenntnistheorie. Die eine Seite glaubt, zumindest im Grundsatz, die eigenen politischen Ansichten durch die Fakten prägen zu lassen. Die andere Seite glaubt daran, die Fakten zu unterdrücken, wenn sie den eigenen festen Überzeugungen widersprechen.

Hillary Clinton hat in ihrer letzten spitzen Bemerkung beim Verlassen des Aussenministeriums gesagt, dass die Republikaner nicht in einer auf Evidenz basierenden Welt leben. Sie hat sich speziell auf die Benghazi-Kontroverse bezogen. Aber ihr Argument gilt viel mehr im Allgemeinen. Und bei allem Gerede, was die Verbesserung und die Neuerfindung der GOP betrifft, gilt es laut Krugman festzuhalten, dass die ignorance caucus das Herz und den Geist der Partei fest im Griff hat.

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