Montag, 4. Februar 2013

Freunde des Schwindels am Finanzmarkt


Wie viele andere Befürworter der Finanzreform ist auch Paul Krugman von der zuletzt verabschiedeten Form des Gesetzes enttäuscht, wie der Träger des Wirtschaftsnobelpreises in seiner lesenswerten Kolumne (“Friends of Fraud“) am Montag in NYTimes bemerkt. Das Dodd-Frank Gesetz hat die Regulierungsbehörden ermächtigt, die Exzesse am Finanzmarkt im Zaum zu halten. Die Finanzindustrie ist aber in der Lage, mit ihrem Vermögen und dem Einfluss die Wachhunde (watch dogs) nur allzu leicht in Schosshunde (lap dogs) zu verwandeln.

Die Reform hatte zwar ein leuchtendes Beispiel dafür, wie man es durch die Schaffung einer Verbraucherschutzbehörde (CFPB: Consumer Financial Protection Bureau) richtig machen kann. Aber die Republikaner im Senat versuchen, die Behörde zum Scheitern zu bringen, wie Krugman darlegt.

Nun könnte man versucht sein, zu sagen, dass es, während wir Schutz gegen den Finanzbetrug brauchen, gar nicht nötig sei, eine neue Bürokratie zu schaffen. Warum soll es nicht einfach den Regulatoren überlassen werden? Die Antwort ist, dass die bestehenden Regulierungsbehörden grundsätzlich damit beschäftigt sind, die Banken zu stärken, argumentiert Krugman: als eine praktische  und kulturelle Angelegenheit schieben sie den Verbraucherschutz am Finanzmarkt immer aufs Abstellgleis.

Die Verbraucherschutz-Behörde dient also einer lebenswichtigen Funktion. Die Republikaner versuchen aber, die Behörde zu kippen. Was die Republikaner wollen, ist im Grunde genommen, dass die Verbraucherschutz-Behörde ihre Unabhängigkeit aufgibt. Die republikanischen Politiker wollen, dass die Massnahmen, die die Behörde trifft, durch ein Veto, z.B. durch eine bank-zentrierte Finanzaufsicht unterbunden werden können, um sicherzustellen, dass die Verbraucher wieder einmal vernachlässigt werden.

Und sie wollen der Behörde auch die garantierten Finanzierungsmittel wegnehmen, was die Behörde dem Druck der Interessengruppen aussetzen würde, argumentiert Krugman. All diese Änderungen würden die Agentur am Schluss mehr oder weniger wertlos machen. Aber das ist ja gerade der Punkt.

Und wie immer gilt „follow the money“. Der Finanzsektor gibt historisch betrachtet immer viel Geld an die beiden politischen Parteien. In der letzten Wahl gab es v.a. viel Geld für die Republikanische Partei, doppelt so viel wie für die Demokratische Partei. Mit Romney wurde dem Präsidenten in einem Verhältnis von 3 zu 1 bevorzugt. All dieses Geld reichte nicht aus, eine Wahl zu kaufen. Aber es war genug da, um eine politische Partei zu kaufen, hält Krugman fest.

Nun richtet sich der Fokus der Medien auf offensichtlich heisse Themen wie Waffen, Einwanderung und so weiter. Man darf es jetzt nicht durch die Maschen schlüpfen lassen: Vier Jahre nach dem die ausser Kontrolle geratenen Banker die Weltwirtschaft in die Knie zwangen, nutzen die Republikaner im Senat alle Mittel, die zur Verfügung stehen, durch Verletzung aller üblichen Normen des politischen Prozesses, Bankers wieder eine Chance zu geben, es immer wieder zu tun.

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