Samstag, 2. Februar 2013

Warum die Reichen nicht über Ungleichheit reden


Das durchschnittliche Einkommen von Top 1% hat sich in Kanada seit 1982 verdoppelt. Und für das Top 0,1% ist sogar um das Dreifache gestiegen. Aber der Anteil ihres Einkommens an Steuern ist in diesem Zeitraum unverändert geblieben, ja sogar ein wenig gesunken, schreibt Miles Corak in seinem Blog.

Das durchschnittliche Einkommen von 99% war während der Zeitperiode von Anfang bis Mitte der 1980er Jahre ungefähr 33‘500$. Und 2010 ist es auf 37‘200$ gestiegen, was einem Anstieg von rund 10% entspricht.

Die Mitglieder des Top 1% hatte in diesem Zeitraum rund 260‘000$ im Durchschnitt verdient. Im Jahre 2007 hat das durchschnittliche Einkommen einen Spitzenwert von 585‘000$ erreicht. Die Veränderung für das Top 0,1% ist sogar noch dramatischer: Das durchschnittliche Einkommen ist von 777‘940$  auf 2‘344‘210$ im Jahr 2007 geklettert.

Infolgedessen leisten die Spitzenverdiener einen höheren Anteil an allen Steuerzahlungen in Kanada. Die Top 1% hat in den 1980er Jahren 13% des Steueraufkommens beigetragen. Der Wert stieg in den 200er Jahren auf 20 bis 23%, erklärt der an der University of Ottawa, Kanada lehrende Wirtschaftsprofessor .

Der durchschnittliche Steuersatz ist aber trotz aller Veränderunge für alle dieser drei Gruppen gleichgeblieben, gemessen an „Steuern dividiert durch das Gesamteinkommen“. Die Top 1% hat in den 1980er Jahren rund 30% ihres Einkommens an Steuern gezahlt. Drei Jahrzehnte später beträgt der Wert ca. 30% oder sogar etwas weniger.


Das durchschnittliche Einkommen von Top 0,1 % und Top 1%, Graph: Prof. Miles Corak

Die Frage ist, ob die Tatsache, dass die Top 1% rund 10% aller Einkommen bezieht, aber rund 20% der Steuern zahlt, impliziert, dass sie Kanada netto einen Nutzen bringen?

Oder eine weitere Frage ist, ob die Tatsache, dass der Bruchteil des Einkommens, der an Steuern geliefert wird, auch wenn das Einkommen sich inzwischen verdoppelt, ja sogar zum Teil verdreifacht haben, genau das Gegenteil nahelegt, dass sie nämlich mehr Steuern zahlen sollten?
Die Ökonomen haben sich mit der Frage bereits vor 100 Jahren beschäftigt, wie z.B. Alfred Marshall in seinem Principles of Economics schildert.

Fazit: Wenn man viel davon hat, verursacht der Verlust eines Dollar weniger Schmerzen, als wenn man nur wenig davon hat. Marshalls Argument erklärt das „law of demand“ („Gesetz der Nachfrage“), warum niedriegere Preise Menschen veranlassen, mehr zu konsumieren, aber auch, warum Steuersätze mit dem Einkommen steigen sollten.

Das Steuersystem sollte Einnahmen dort erhöhen, wo es weniger Schmerzen auslöst. Und die Steuersätze sollten progressiv gestaltet werden: wenn das Einkommen steigt, sollte ein grösserer Bruchteil an Steuern gezahlt werden.

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