John
Boehner, der Sprecher des Repräsentantenhauses behauptet, verärgert zu sein: „Irgendwann
muss Washington sein Ausgaben-Problem anpacken“. Er beobachte seit 22 Jahren, seit
er dabei sei, wie Washington das Problem aussitzen wolle. Er habe es satt. Es
sei Zeit, zu handeln.
Es
ist zwar richtig, dass wir wahrscheinlich eine Kombination aus
Einnahmenerhöhungen und Ausgabenkürzungen brauchen, um das Wachstum der
US-Staatsschulden in Schranken zu halten. Aber es ist jetzt nicht die Zeit, zu
handeln, schreibt Paul Krugman dazu in
seiner lesenswerten Kolumne („Kick That
Can“) am Freitag in NYTimes. „Angesichts der Lage, in der
wir stecken, wäre es unverantwortlich und zerstörerisch, das Problem nicht
aussitzen zu wollen“, bemerkt der an der University
of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.
Krugman
beginnt mit einem grundlegenden Punkt: Kürzung der Staatsausgaben vernichtet
Arbeitsplätze und führt zur Schrumpfung der Wirtschaft. Das ist in der Tat
keine umstrittene Aussage. Auch die Republikaner geben zu, wenn auch selektiv,
dass Ausgabenkürzungen die Beschäftigung beeinträchtigen. So hat John McCain Anfang dieser Woche davor gewarnt, dass die geplanten Verteidigungsausgaben
den Verlust von einer Million Arbeitsplätzen (siehe dazu „weaponized Keynesianism“) verursachen
würden.
Müssen
wir jetzt in den sauren Apfel beissen? Die Antwort ist nein, hebt Krugman
hervor. Im Angesicht der wirtschaftlichen Lage ist es eindeutig eine schlechte
Zeit für die Austerität.
Eine
Möglichkeit, dies einzusehen ist, die heutige wirtschaftliche Situation mit der
grossen Zerschlagung der Militärausgaben in den späten 1980er jahren und den
frühen 1990er Jahren zu vergleichen, nach dem Ende des Kalten Krieges, legt
Krugman dar. Diese Ausgabenkürzungen haben Arbeitsplätze vernichtet. Auf
nationaler Ebene wurden die Auswirkungen jedoch durch die Geldpolitik aufgeweicht.
Anteil
der Staatsschulden, der von der Öffentlichkeit getragen wird, als Prozent an der
Wirtschaftsleistung (BIP), Graph: Prof. Paul Krugman
Heute
dagegen erleben wir die Nachwirkungen der schlimmsten Finanzkrise seit der
Grossen Depression und die Fed hat die Zinsen, in ihren Bemühungen zur
Bekämpfung der Krise, bereits so weit wie möglich gesenkt, nämlich bis auf die
Null-Grenze (zero lower bound). Die
Fed kann also die zerstörerischen Auswirkungen der Ausgabenkürzungen nicht
abstumpfen. Der Punkt ist also, dass es heute nicht der Zeitpunkt ist, zu
handeln. Die Fiscal Austerity sollte
warten, bis die Wirtschaft sich erholt hat.
Effective
Fed Funds Rate und die Konsum- und Investitionsausgaben der öffentlichen Hand
als Anteil am BIP, Graph: Prof. Paul Krugman
Stehen
wir aber nicht einer Fiskal-Krise gegenüber? Nein. Die mittelfristige
Prognosen, wie die 10-Jahres-Projektionen, die das CBO (Congressional Budget Office) am Dienstag veröffentlicht hat, sind eindeutig nicht alarmierend, hält Krugman fest.
Realistisch
gesehen werden die USA die langfristigen fiskalischen Probleme nicht demnächst
lösen können, was laut Krugman OK ist, nicht ideal, aber dadurch würde nichts
Schreckliches passieren.
Unterdessen stehen wir
einem drohenden schweren wirtschaftlichen Schaden durch die kurzfristigen
Ausgabenkürzungen gegenüber, erklärt Krugman weiter. Der Schaden sollte also
abgewendet werden, indem man das Problem aussitzt. Es ist verantwortlich, so zu
handeln, fasst Krugman als Fazit zusammen.
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