Donnerstag, 21. Februar 2013

Austerität hat zum Anstieg der Schuldenstandsquote geführt


Seit die EZB im September 2012, wenn auch mit Einschränkungen, ihre Funktion als lender of last resort unterstrichen hat, haben sich die Risikoaufschläge der Staatsanleihen in der Eurozone erheblich zurückgebildet.

Die Spreads der italienischen, portugiesischen und spanischen Staatspapiere sind gegenüber deutschen Staatsanleihen mit vergleichbarer Laufzeit gesunken.

Eine grosse Komponente der Bewegungen der Spreads seit 2010 war von der Stimmung am Markt getragen. Die Markt-Sentiments durch Angst und Panik haben die Risikoaufschläge von den Fundamentaldaten abkoppeln lassen.

Vor diesem Hintergrund zeigt Paul De Grauwe in einer lesenswerten Studie („Panic-driven austerity in the Eurozone and its implications“) in Zusammenarbeit mit Yuemei Ji in voxeu auf, welchen Einfluss die Spreads auf die politischen Entscheidungsträger ausgeübt und wie sie sie veranlasst haben, harsche Austeritätsmassnahmen zu treffen.

Die Panik in den Finanzmärkten hat zu Panik in der Welt der politischen Entscheidungsträger in Europa geführt, beschreibt De Grauwe. Infolge der Panik wurden diejenigen Länder, die die höchsten Spreads erfuhren, zu raschen und intensiven Austeritätsmassnahmen gezwungen.

Die Verhängung der harschen Austeritätspolitik wird auch durch die Fakten gestützt, dass die Länder mit den höchsten Risikoaufschlägen in eine Liquiditätskrise getrieben worden sind, durch die selben Marktkräfte, die die höchsten Risikoaufschläge produziert hatten. Die Länder gingen dann zwangsläufig mit der Mütze in der Hand bei Gläubigerländern zum Betteln.


Austeritätsmassnahmen und Risikoaufschläge in den Anleihemärkten, Graph: Paul De Grauwe und Yuemei Ji: „Panic-driven austerity in the Eurozon and its implications“ in: voxeu

Wie gut hat aber die von der Panik induzierte Austerität in der Praxis funktioniert? De Grauwe und Ji untersuchen das Verhältnis zwischen Austeritätsmassnahmen 2011 und dem BIP-Wachstum 2011-12. Das Ergebnis: Es gibt eine starke negative Korrelation.

Die Länder, die die strengste Austeritätspolitik verhängten, erfuhren auch die stärksten Rückgänge der Wirtschaftsleistung gemessen am BIP. Die Beobachtungen von De Grauwe und Ji stehen mit den jüngsten Ergebnissen der IWF-Forschungen im Einklang.

Je harscher die Austerität ist, desto grösser ist der Anstieg der Schuldenstandsquote (debt-to-GDP ratio) der öffentlichen Hand.


Austeritätsmassnahmen und Schuldenstandsquote, Graph: Paul De Grauwe und Yuemei Ji

Daraus kann geschlossen werden, dass die harsche Austeritätspolitik, die durch die Panik auf dem Markt und in der Welt der Politiker erzwungen wurde, nicht nur tiefe Rezession in den betreffenden Ländern ausgelöst, sondern auch die verordnete Medizin nicht funktioniert hat. In der Tat hat sie zu einem höheren Verhältnis von Schulden zum BIP geführt, was die Fähigkeit dieser Länder untergrub, die Schulden zu bedienen.


Austeritätsmassnahmen und BIP-Wachstum, Graph: Paul De Grauwe und Yuemei Ji

Die Autoren sagen nicht, dass die südeuropäischen Länder nicht durch Haushaltskonsolidierung gehen müssen, um zur nachhaltigen Staatsfinanzierung zurückzukehren. Was De Grauwe und Ji nahelegen, ist, dass der Zeitpunkt (timing) und die Intensität der Austeritätspolitik zuviel durch die Market-Sentiments wie Angst und Panik diktiert worden sind als das Ergebnis eines vernünftigen Entscheidungsprozesses.

Die Finanzmärkte haben nicht signalisiert, dass die nordeuropäischen Länder ihre Wirtschaft mit Konjunkturprogrammen ankurbeln müssen, was eine deflationäre Tendenz mit der Gefahr in Richtung einer double-dip Rezession ausgelöst hat.

Und es wird nun offensichtlich, dass die Austeritätspolitik ein unnötiges Leid für Millionen von Menschen in Arbeitslosigkeit und Armut verursacht hat.

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