Seit
die EZB im September 2012, wenn auch mit Einschränkungen, ihre Funktion als lender of last resort unterstrichen hat, haben sich die Risikoaufschläge der Staatsanleihen in der Eurozone erheblich zurückgebildet.
Die
Spreads der italienischen, portugiesischen und spanischen Staatspapiere sind
gegenüber deutschen Staatsanleihen mit vergleichbarer Laufzeit gesunken.
Eine
grosse Komponente der Bewegungen der Spreads seit 2010 war von der Stimmung am
Markt getragen. Die Markt-Sentiments durch Angst und Panik haben die
Risikoaufschläge von den Fundamentaldaten abkoppeln lassen.
Vor
diesem Hintergrund zeigt Paul De Grauwe
in einer lesenswerten Studie („Panic-driven
austerity in the Eurozone and its implications“) in Zusammenarbeit mit
Yuemei Ji in voxeu auf, welchen Einfluss die Spreads auf
die politischen Entscheidungsträger ausgeübt und wie sie sie veranlasst haben,
harsche Austeritätsmassnahmen zu treffen.
Die
Panik in den Finanzmärkten hat zu Panik in der Welt der politischen
Entscheidungsträger in Europa geführt, beschreibt De Grauwe. Infolge der Panik
wurden diejenigen Länder, die die höchsten Spreads erfuhren, zu raschen und
intensiven Austeritätsmassnahmen gezwungen.
Die
Verhängung der harschen Austeritätspolitik wird auch durch die Fakten gestützt,
dass die Länder mit den höchsten Risikoaufschlägen in eine Liquiditätskrise
getrieben worden sind, durch die selben Marktkräfte, die die höchsten
Risikoaufschläge produziert hatten. Die Länder gingen dann zwangsläufig mit der
Mütze in der Hand bei Gläubigerländern zum Betteln.
Austeritätsmassnahmen
und Risikoaufschläge in den Anleihemärkten, Graph:
Paul De Grauwe und Yuemei Ji: „Panic-driven
austerity in the Eurozon and its implications“ in: voxeu
Wie
gut hat aber die von der Panik induzierte Austerität in der Praxis
funktioniert? De Grauwe und Ji untersuchen das Verhältnis zwischen
Austeritätsmassnahmen 2011 und dem BIP-Wachstum 2011-12. Das Ergebnis: Es gibt
eine starke negative Korrelation.
Die
Länder, die die strengste Austeritätspolitik verhängten, erfuhren auch die
stärksten Rückgänge der Wirtschaftsleistung gemessen am BIP. Die Beobachtungen
von De Grauwe und Ji stehen mit den jüngsten Ergebnissen der IWF-Forschungen im
Einklang.
Je
harscher die Austerität ist, desto grösser ist der Anstieg der Schuldenstandsquote
(debt-to-GDP ratio) der öffentlichen
Hand.
Austeritätsmassnahmen
und Schuldenstandsquote, Graph: Paul
De Grauwe und Yuemei Ji
Daraus
kann geschlossen werden, dass die harsche Austeritätspolitik, die durch die
Panik auf dem Markt und in der Welt der Politiker erzwungen wurde, nicht nur
tiefe Rezession in den betreffenden Ländern ausgelöst, sondern auch die verordnete
Medizin nicht funktioniert hat. In der Tat hat sie zu einem höheren Verhältnis
von Schulden zum BIP geführt, was die Fähigkeit dieser Länder untergrub, die
Schulden zu bedienen.
Austeritätsmassnahmen
und BIP-Wachstum, Graph: Paul De
Grauwe und Yuemei Ji
Die
Autoren sagen nicht, dass die südeuropäischen Länder nicht durch
Haushaltskonsolidierung gehen müssen, um zur nachhaltigen Staatsfinanzierung
zurückzukehren. Was De Grauwe und Ji nahelegen, ist, dass der Zeitpunkt (timing) und die Intensität der Austeritätspolitik zuviel durch die Market-Sentiments wie Angst und Panik diktiert worden sind als das Ergebnis
eines vernünftigen Entscheidungsprozesses.
Die
Finanzmärkte haben nicht signalisiert, dass die nordeuropäischen Länder ihre
Wirtschaft mit Konjunkturprogrammen ankurbeln müssen, was eine deflationäre Tendenz
mit der Gefahr in Richtung einer double-dip Rezession ausgelöst hat.
Und
es wird nun offensichtlich, dass die Austeritätspolitik ein unnötiges Leid für
Millionen von Menschen in Arbeitslosigkeit und Armut verursacht hat.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen