Das Federal Reserve System besteht aus dem Board of
Governors und 12 regionalen Federal Reserve Banks.
Es kommt nicht sehr oft vor, dass die 12 Präsidenten
der Federal Reserve Banken mit grosser Klarheit und öffentlich sich zum Thema
„Finanzreform“ äussern, schreibt Simon
Johnson in einem lesenswerten Artikel („Twelve
Angry Bankers“) in NYTimes.
Es geht um die Notwendigkeit für die Anpassung der
Regulierung für die Geldmarktfonds (money-market
funds). Die 12 Fed-Präsidenten knöpfen sich zum ersten Mal gemeinsam die
Big Banks und ihre Verbündeten, einschliesslich einiger widerspenstigen Beamten
vor.
Die Zentralbanker brauchen viel Unterstützung von
aussen, bemerkt der an der MIT Sloan
School of Management lehrende Wirtschaftsprofessor. Der ehemalige
Chefökonom des IWF erkennt einige Fortschritte in Richtung Aufbau eines neuen
und eher skeptischen Versuchs, zu verstehen, wie das Finanzsystem funktioniert.
Die 12 Präsidenten der regionalen Notenbanken sprechen
erstmals in der 100 jährigen Geschichte der Fed in der Öffentlichkeit mit einer
Stimme in einem Brief.
Ben
Bernanke ist der Vorsitzende des Board of Governors und steht auch dem Financial Stability Oversight Council
(FSOC) vor. Der FSCO ist eine neue Behörde, die anhand des
Dodd-Frank-Reformgesetzes eingerichtet wurde, um systemische Risiken zu
beobachten. Der Rat hat um Rückmeldungen im Hinblick auf einen Reformvorschlag
für die Geldmarktfonds gebeten. Bernanke hält sich zurück. Aber die regionalen
Notenbanken dürfen sich dazu äussern.
Wo liegt das Problem? Die Geldmarktfonds arbeiten in
gewisser Weise wie die Banken. Ihre Verbindlichkeiten werden von Investoren in
guten Zeiten als Bankeinlagen angesehen. In schlechten Zeiten aber, wie beim Scheitern
von Lehman Brothers im September 2008, können die Geldmarktfonds schnell und
destabilisierend zu einem sog. Sturm (run)
durch die Investoren führen. Das Ergebnis kann schädlicher sein als bei einem vergleichbaren
Bank-Run, was einen Moment der Panik bezeichnet.
Was will der Bank-Sektor?
Vorübergehende Beschränkung für Abhebungen. Das ist
laut Johnson eine schrecklich Idee, weil die Investoren dadurch früher und
schneller zu einem Run ermutigt würden. Die Banken wollen natürlich eine
implizite Staatsgarantie: eine Art Versicherung für die Fonds, vorzugsweise
ohne Versicherungsprämie oder wirksame Regulierung, was ja heute der Status quo
ist, wie Johnson hervorhebt.
Im Herbst 2008 bekamen die MMF (money-market funds) eine ausdrückliche Garantie und sie wissen,
dass ähnliche Unterstützung auch in Zukunft verfügbar wäre. Es sei denn, es
gibt einen Weg, um einen Teil des Finanzsystems weniger anfällig für Zusammenbrüche
und Ansteckungsgefahr zu machen.
Die 12 Präsidenten der regionalen Notenbanken wollen
den Netto-Inventarwert (net asset value)
von MMF frei schwanken lassen, um die Illusion zu beseitigen, dass diese
Anlageprodukte einen stabilen Wert aufweisen. Der Wert eines Aktienfonds (equity mutual funds) schwankt täglich in
einer Weise, die man einschätzen und verstehen kann. Das gleiche gilt im Grunde
genommen auch für die Geldmarktfonds (money
market funds). Die Wirklichkeit wird aber derzeit vor Investoren geheimgehalten,
erklärt Johnson.
Es ist also mehr Transparenz und Ehrlichkeit für die
Natur von diesen Anlageprodukten notwendig, was für die Verbraucher gut und für
die Stabilität des Finanzsystems unverzichtbar ist.
Eigentlich ist die US-Börsenaufsicht (SEC: Securities and Exchange Commission) für
die Regulierung von MMF verantwortliche. Die Finanzsektor-Lobby hat aber die
Lösung der Problematik in eine Sackgasse geführt. Nun soll der FSOC dafür
sorgen, dass stärkere Normen durchgesetzt werden.
Die grossen Banken mögen die MMF sehr, weil sie sich dadurch
kurzfristig günstig finanzieren können. Die Finanzierung ist günstig, zum Teil,
weil die MMF eine implizite Staatsgarantie geniessen. Die Banken fühlen sich
dadurch ermutigt, sich auf instabile Finanzierung einzulassen und blockieren
gern die Regulierungsbemühungen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen