Dass
US-Unternehmen enorme Mengen an Bargeld horten, gilt im Allgemeinen als eines der Rätsel und Frustrationen der
schleppenden Konjunktur seit dem offiziellen Ende der Great Recession im Juni 2009. Es handelt sich dabei immerhin um
eine Summe von 5‘000 Mrd. US-Dollar.
Warum
halten aber US-Unternehmen so viel Cash? Und wie können Unternehmen angeregt
werden, diese Mittel zu investieren? Es war in der Tat bereits in den 1990er
Jahren offensichtlich, dass US-Unternehmen auf so viel Bargeld sitzen, bemerkt Tim Taylor in seinem Blog.
Um
herauszufinden, warum die Ereignisse der letzten Jahre Unternehmen dazu
veranlasst haben, mehr Bargeld zu horten, sollten wir über die Einflüsse in den
letzten Jahrzehnten nachdenken, argumentiert der Ökonom und
deutet auf eine aktuelle Forschungsarbeit
(“Why Are Corporations Holding So Much
Cash?”) von Juan M. Sànchez and Emircan Yurdagul hin.
Ein
Grund könnte natürlich sein, dass der Anstieg der liquiden Mittel mit dem
Wirtschaftswachstum insgesamt zu tun hat. Daher lohnt es sich, das Verhältnis
des Bargeldes (cash) zu
Netto-Vermögen (net assets) zu
überprüfen. Gemessen daran beginnt das Wachstum an Cash etwa 1995, beschleunigt sich in den frühen
2000er Jahren und geht dann in der Great
Recession einen Schritt zurück. Und schliesslich kommt es zu einer
Abprallung.
Der Bestand
der US-Unternehmen an Bargeld und anderen flüssigen Mitteln, Graph: Juan M Sànchez and Emircan
Yurdagul in: “Why Are Corporations Holding So Much Cash?”, The Regional Economist, Federal Reserve Bank of St. Louis, January 2013
Im
Grossen und Ganzen gibt es zwei Gründe, warum Unternehmen mehr Bargeld halten:
vorsorgliche Motive und Rückführung von Steuern, erklären die Autoren.
Vorsorgliche
Motive beziehen sich auf die Vorstellung, dass die Unternehmen in einer
unsicheren Situation arbeiten, einschliesslich der Unsicherheit, wo Stress und
Chancen steigen können und ob es ihnen gelingen würde, Kredit zu günstigen
Bedinungen zu bekommen. Vor diesem Hintergrund bietet Cash Flexibilität.
Die
Steuern für die im Ausland tätigen Unternehmen werden durch die Differenz
zwischen den Steuern, die im Ausland bereits bezahlt wurden, und den Steuern,
die die US-Steuersätze implizieren würden, bestimmt. Daher haben Unternehmen
den Anreiz, die im Ausland erzielten Erträge im Ausland zu behalten, legen die
Autoren dar.
Sanchez
und Yurdagul werfen ferner einen Blick auf die Industrien: Der IT-Sektor hockt
auf deutlich mehr Cash, obwohl auch der Bauprodukte-Sektor seit dem Ende der
Immobilienkrise viel mehr Bargeld beibehält als zuvor. Was ausserdem auffällig
ist, dass es auch auf die Grösse von Unternehmen ankommt. Kleinunternehmen
halten im Vergleich zu Grossunternehmen mehr Bargeld.
Fazit: Die Argumente der Autoren
stimmen einen nicht zuversichtlich, dass es eine bestimmte Politik Einfluss
darauf hat, dass Unternehmen über 5 Billionen US-Dollar an Cash halten. Es ist z.B.
nicht verständlich, warum kleinere IT-Unternehmen das Bedürfnis haben, so viel
Bargeld zurückzubehalten. Das Horten von Cash durch US-Unternehmen ist nicht auf
ein Nach-Rezession-Phänomen zurückzuführen.
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