Samstag, 2. Februar 2013

Monetisiert die Fed die Staatsschulden?


Die Fed erstellt die Notenbankgeldmenge (monetary base). Die Geldbasis besteht aus Guthaben der Banken bei der Fed und dem Notenumlauf. Die Fed hat seit August 2008 die Notenbankgeldmenge von 800 Mrd. $ auf 2‘700 Mrd. $ erhöht. Mehr als die Hälfte des neuen Geldes wurde für den Ankauf von US-Staatsanleihen verwendet, weshalb einige Kommentatoren nun beklagen, dass die Fed die Staatsschuld monetisiert (monetizing government debt).

Die Sorge ist, dass die Massnahmen der Fed irgendwie übermässige Kreditaufnahme durch den Staat ermöglichen und möglicherweise zukünftige Inflation riskieren, beschreibt David Andolfatto in einer aktuellen Forschungsarbeit („Is the Fed Monetizing Government Debt?“) in Zusammenarbeit mit Li Li bei der Federal Reserve Bank von St. Louis.

Was bedeutet aber „Monetisierung der Staatsschuld“? Die Fed hat einen gesetzlichen Auftrag, die Inflation niedrig und stabil zu halten, sowie nach besten Kräften die Konjunktur zu stabilisieren. Die Fed erfüllt ihr „dual mandate“ in erster Linie mittels sog. Offenmarktgeschäfte (open market) durch Verkauf und Ankauf von Wertpapieren.

Wenn die Fed die Zinsen senken will, schafft sie Geld und verwendet es für den Kauf von US-Staatspapieren. Wenn die Fed die Zinsen erhöhen will, vernichtet sie das eingesammelte Geld, indem sie US-Staatsanleihen verkauft. Folglich kann der Eindruck entstehen, dass die Fed Staatspapiere im Lauf eines typischen Konjunkturzykluses  „monetisiert“ und „de-monetisiert“, erklärt Andolfatto.


Bestände der US-Notenbank (Fed) an US-Wertpapieren, Graph: Prof. David Andolfatto & Li Li in: Economic Synopses, 2013, Number 5, Economic Research

Wie aus der Abbildung hervorgeht, werden rund 85% der ausstehenden US-Staatsanleihen im Ausland gehalten. Der aktuelle Stand entspricht dem Durchschnittswert der vergangenen 20 Jahre.

Was i.d.R. unter “Monetisierung der Staatsschuld” verstanden wird, ist die Verwendung des neu geschaffenen Geldes für eine ständige Finanzierungsquelle für die Staatsausgaben. Um festzuhalten, ob die Fed seit 2008 den Kauf von Staatsanleihen im Wert von 1‘200 Mrd. $ in der Tat monetisiert hat, muss man wissen, was die Fed mit ihrem Portfolio von Vermögenswerten vorhat, im Verlauf der Zeit zu unternehmen.

Wenn die jüngste rasche Ansammlung von Staatsanleihen in der Fed-Bilanz eine dauerhafte Anschaffung darstellt, dann ist anzunehmen, dass die entsprechende Geldmenge dauerhaft in der Wirtschaft (als Cash oder als Bankreserve) verbleibt. Da die Zinsen, die die Wertpapiere abwerfen, vom Schatzamt an die Regierung weitergereicht werden, würde die Regierung damit kostenlos Geld aufnehmen und ausgeben.

Wenn aber auf der anderen Seite die jüngste Anhäufung von Staatsanleihen in der Fed Bilanz nur vorübergehend verweilen, dann ist zu erwarten, dass die Notenbankgeldmenge (monetary base) irgendwann wieder auf ein normales Niveau zurückkehren wird, und zwar durch den Verkauf von Wertpapieren oder dadurch, dass die Fed die Papiere auslaufen lässt, ohne sie durch neue Papiere zu ersetzen. In diesem Fall monetisiert die Fed die Staatsschuld nicht. Die Fed steuert lediglich die Notenbankgeldmenge in Übereinstimmung mit den Zielsetzungen ihres „dual mandate“.

Wie Andolfatto in Erinnerung ruft, hat Fed-Chef Ben Bernanke die letztere Ansicht immer wieder mit Nachdruck hervorgehoben. Die Glaubwürdigkeit der US-Notenbank wird i.d.R. am Ziel-Pfad der Inflation und der Inflationserwartungen gemessen. Und seit 2008 beläuft sich die Inflation in den USA auf weniger als das langfristige Ziel von 2 Prozent pro Jahr.

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