Die
Deutsche Bank hat am vergangenen
Donnerstag die Quartalszahlen vorgelegt. Die grösste deutsche Bank hat
mitgeteilt, dass sie die harte Kernkapitalquote
(capital ratio) von 6% Ende 2011 auf 8% Ende 2012 erhöht hat.
Was
ungewöhnlich ist, dass die Erhöhung der Kapitalquote mit Risiken auf der realen Welt nichts
zu tun hat, wie John Carney in einem lesenswerten Artikel („Deutsche
Bank Improved Its Capital Ratio by Changing Risk Measures“) beschreibt.
Wie
kann eine Bank ihre Kernkapitalquote erhöhen? Indem sie z.B. Geld verdient und
Gewinne zurückbehält. Das heisst, dass die Bank tatsächlich Gewinnrücklagen
aufbaut. Aber die Deutsche Bank hat nach eigenen Angaben im vierten Quartal
einen Verlust von 2,2 Mrd. Euro verbucht. Das bedeutet: Die
Gewinnrücklagen können nicht zu einem Anstieg der Kernkapitalquote beigetragen
haben.
Die
Bank kann ihre Kapitalquote auch durch den Verkauf von Aktien erhöhen. Das ist
aber nicht der Fall, weil die Deutsche Bank die Aktionäre nicht zur Kasse
gebeten hat.
Eine
weitere Möglichkeit ist, um die Kapitalquote zu erhöhen, die Vermögenswerte,
die die Bank hat, zu verringern. Weniger Kreditvergabe in den Büchern bedeutet,
dass die Notwendigkeit, mehr Eigenkapital gegen Risiken zu halten, abnimmt. Die
Deutsche Bank hat aber keine Assets verkauft.
Wie
Europas grosse Banken die Risiken (RWA)
schönrechnen, Graph: WSJ in: „European Banks Move to Boost Health Gauge“, Febr. 2013
RWA
erfasst die Summe aller Aktiven multipliziert mit der jeweiligen
Risikogewichtung. Gemäss Basel III-Regelwerk muss eine Bank über eine
Kernkapitalquote von mind. 7% der RWA verfügen. Die Risikogewichtung richtet
sich nach der Ausfallwahrscheinlichkeit der jeweiligen Assets.
Die
Deutsche Bank hat im vierten Quartal nach eigenen Angaben einen Risikoabbau („de-risking“) in Höhe von 55
Mrd. Euro erzielt.
Die
Bank hat m.a.W. die risikogewichteten Aktiva (RWA: risk weighted assets)um
55 Mrd. Euro reduziert, um ihre Kapitalquote zu erhöhen, wie Reuters berichtet.
Die
Deutsche Bank hat die Art und Weise, wie sie die Risiken (RWA) berechnet, angepasst. Die Bank hat einfach die Methode zur
Messung der Risiken gewechselt. Für sonstige Vermögenswerte seien Hedging abgeschlossen worden, was dazu
führt, dass die Bank von Risikoabbau ausgeht.
Es
ist aber laut Carney unmöglich, zu wissen, wie viel davon von Hedging und wie viel vom Wechsel der Methode für die Berechnung
des Risikos herrührt.
Die
Bank teilt andererseits mit, dass die Verbesserungen wie folgt erzielt worden
sind:
8
Mrd. Euro aus “data improvement exercises”:
eine neue interne Methode sei angewandt worden, um die Derivate zu berechnen.
Zudem seien einige Sicherheiten (collaterals)
aktiviert worden.
15
Mrd. Euro aus „portfolio optimization“.
Das
heisst, dass die meisten Änderungen aus Mathematik stammen, und weniger aus den
tatsächlichen Vermögenswerten.
Die
Bank hat also die Risiken um 26 Mrd.
Euro reduziert, indem sie die Computer anders programmiert hat.
Die
Kernkapitalquote ist via clever
mathematics erhöht worden.
Das
bedeutet aber nicht, dass die Deutsche Bank das Risiko tatsächlich verringert
hat. Das Risiko ist nach Überzeugung der Bank nun lediglich gehedgt. Wie
effektiv, kann ein Investor nicht einschätzen. Es kann sich dabei durchaus um
eine Absicherung im Still von London
Whale handeln.
Wenn die Deutsche Bank davon redet, dass sie „de-risking“
gemacht hat, heisst es nicht, dass damit reale Risiken auf der Welt reduziert
worden sind. Es geht bloss um ein regulatorisch erfasstes Risiko. Das heisst,
dass das Risiko in den Augen der Regulierungsbehörden gekürzt worden ist. Warum
verlangen aber die Regulatoren nicht nach mehr Eigenkapital oder z.B. die
Zurückbehaltung von Dividendenauszahlungen, wie Anat Admati nahelegt?
PS: Der Anstieg der Kernkapitalquote auf 8% entspricht einer Kapitalerhöhung von 8 Mrd. Euro.
PS: Der Anstieg der Kernkapitalquote auf 8% entspricht einer Kapitalerhöhung von 8 Mrd. Euro.
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