Anat Admati hat neulich in einem lesenswerten Artikel („The Case Against Banking’s Case
for Less Capital“) in Bloomberg
dazu Stellung genommen, wie irreführend die Argumentation der Banken-Lobby ist,
dass die höhere Eigenkapitalanforderungen die Kreditvergabe der Banken
einschränken und die Wirtschaft beeinträchtigen.
Nun
deutet die an der Stanford University
lehrende Wirtschaftsprofessorin in einem weiteren lesenswerten Artikel („Must Financial Reform Await
Another Crisis“) in Bloomberg darauf
hin, die versteckten Verluste aus Darlehen zu erkennen und Zombie-Banken zu
schliessen. Wenn die Verluste aus faulen Krediten nicht erkannt werden, werden
schwache Banken das Geschäft weiter führen, und zwar mit schädlichen Folgen für
den Rest der Wirtschaft, wie die japanische Erfahrung aus den 1990er Jahren
zeigt.
Der
einfachste Weg, das Befinden und die Stabilität des Finanzsystems zu erhöhen
ist, zu unterbinden, dass die Banken Bar-Auszahlungen (wie z.B. Dividenden)
machen, erklärt Admati. Die Banken sollen die Gewinne zurückbehalten, bis sie mehr Eigenkapital
aufweisen. Diese Massnahmen würden laut Admati sofort Vorteile bringen und
keine nachteilige Auswirkungen auf die Wirtschaft entfalten. In der Tat sind
die Gewinnrücklagen die beliebteste Finanzierungsquelle für Unternehmen. Siehe
z.B. Apple.
Admati
erinnert daran, dass die US-Aufsichtsbehörden Banken 2007 und 2008 erlaubt
hatten, hohe Dividenden auszuschütten, auch nach dem Ausbruch der
Subprime-Krise im August 2007. Die Auszahlungen haben die Banken erheblich
geschwächt. Die Beträge, die die grössten Banken an ihre Aktionäre ausgezahlt
haben, beliefen sich auf fast die Hälfte der Gelder, die die US-Regierung durch
das TARP an die Banken hat zukommen lassen. Hätten die Banken auf die Auszahlung
von Dividenden verzichtet, wäre viel weniger staatliche Unterstützung nötig
gewesen.
Admati
bedauert ferner, dass die volle Wirkung des Basel III-Regelwerkes bis 2019 ausgesetzt wurde. Es mache keinen
Sinn, eine solche Verzögerung zuzulassen, mit der Begründung, dass die Banken
Zeit brauchen, die entsprechenden Anpassungen durchzuführen, wenn man
gleichzeitig die Auszahlung von Dividenden gestattet, was eindeutig zum Abbau
von Eigenkapital beiträgt. Die Auszahlungen zu ermöglichen, bevor die Banken
die neuen Eigenkapital-Anforderungen erfüllen, bringt nur Banken Vorteile,
während die Öffentlichkeit die Risiken trägt.
Wenn
eine Bank nicht in der Lage ist, neues Eigenkapital zu beschaffen, weil sie
keine Gewinne erwirtschaftet oder einfach keine Aktien verkaufen kann, ist es
ein Grund, zu vermuten, dass die Bank höchst notleidend ist. In einem solchen Fall
sollten die Aufsichtsbehörden einschreiten, und die Darlehen und sonstige
Vermögenswerte im einzelnen überprüfen und die Bank schliessen, falls sie
zahlungsunfähig ist. Verdeckte Insolvenzen sind hochgrädig ineffizient und
dürfen nicht beibehalten werden, argumentiert Admati.
Die
Eigenkapitalanforderungen via Basel III sind einfach viel zu niedrig. Die
Anforderungen für das sog. Kernkapital
(common equity) wurden zwar von 2% auf 7% erhöht. Aber die Quote ist im
Verhältnis zum Eigenkapital der Bank als risikogewichtete Aktiva (RWA: risk-weighted assets) zu sehen. Die Bezugnahme auf die RWA anstatt
auf die gesamten Vermögenswerte schwächt die Eigenkapitalanforderungen
erheblich, hält Admati fest.
Die
Deutsche Bank AG hat beispielsweise
rund 55 Mrd. Euro Eigenkapital in ihrer Bilanz per Ende 2011, was mehr als 14%
der RWA repräsentiert, weit mehr als das Basel III-Regelwerk verlangt, aber nur
2,5% der gesamten Vermögenswerte der Bank vertritt. Wenn das Eigenkapital 2,5%
der gesamten Vermögenswerte der Bank ausmacht, dann würde ein Rückgang der
Vermögenswerte um 2,5% das Eigenkapital der Bank plattmachen, was
Zahlungsunfähigkeit nach sich zöge.
Seit
2007 sind mehrere grosse Banken sind von relativ kleinen Verlusten zahlungsunfähig
geworden oder insolvent gewesen wären, wenn sie mit dem Geld der Steuerzahler
nicht gerettet worden wären, unterstreicht Admati.
Zum
Schluss bemerkt die Autorin des soeben erschienenen Buches („The Bankers‘ New Clothes“),
dass der Banking-Sektor schrumpfen könnte, wenn die Banken nicht mehr in der
Lage wären, subventionierte Kredite zu vergeben. Aber dies muss keine Bedenken
auslösen. Die gegenwärtige Grösse des Sektors mag auch zu gross sein.
Die
richtige Grösse einer jeden Industrie sollte durch die Märkte bestimmt werden,
da verschiedene Unternehmen um Ressourcen, einschliesslich Menschen
konkurrieren. Im Bankwesen ist der gewöhnliche Marktmechanismus jedoch durch staatliche
Garantien, Rettungsmassnahmen und günstige Kreditaufnahme der Banken auf Kosten
der Steuerzahler verzerrt. Solche Verzerrungen sind höchst ineffizient.
Übertriebene Fremdkapitalaufnahme durch die Banken setzt die Öffentlichkeit unnötigen Risiken im Hinblick auf die finanzielle Stabilität und
Krisen aus, während keine Vorteile erkennbar sind.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen